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Die Kinder des Ketzers

Die Kinder des Ketzers

Titel: Die Kinder des Ketzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Klink
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ist sein väterliches Erbteil. Die meinen so etwas immer ernst.»
    «Habt Ihr denn gar keine Angst?», fragte Loís ungläubig. «Immerhin…» Er sprach den Satz nicht zu Ende – ist sein Vater Parlamentspräsident – seid Ihr der Sohn eines Mannes, der der Ketzerei verdächtig ist. Es gab genug Ergänzungsmöglichkeiten.
    «Angst? Vor Mergoult? So weit kommt’s noch! Und ich sage dir ganz ehrlich – allein um sein dummes Gesicht zu sehen, war das die Sache wert!» Arnac grinste.
    Loís betastete vorsichtig seine demolierte Stirn. «Danke», murmelte er. 463
    Jemand tappte durch das nasse Gras auf sie zu. Es war Cristino.
    «Ihr müsst mich zum Anwesen bringen, Senher Couvencour!», erklärte sie. «Es fängt schon wieder an zu regnen.» Sie bot ein Bild des Jammers, wie sie da vor ihnen stand, klatschnass, die Frisur ruiniert, das helle Kleid voller Grasflecken.
    Wer nicht sonderlich davon beeindruckt erschien, war Couvencour. Augenblicklich war das Grinsen aus seinem Gesicht verschwunden und hatte ausgesprochenem Ärger Platz gemacht. «Sagt mal, seid Ihr noch zu retten?», schrie er. «Wie konntet Ihr zulassen, dass Mergoult Euren Diener verprügelt? Nachdem der Euch gerade eben das Leben gerettet hat? Sieht so Eure Dankbarkeit aus?»
    Ihr Gesicht verfinsterte sich. Dieser Couvencour war wirklich im höchsten Maße unhöflich. «Wieso Dankbarkeit? Das ist schließlich seine Pflicht, mich zu beschützen!»
    «Irrtum, junge Dame!», zischte Couvencour. «Ein Diener schuldet Euch seine Dienste, Ihr schuldet ihm Schutz, und nicht umgekehrt! Und wie dem auch sei, er war unschuldig, er hat Euch nichts zuleide getan, er hat Euch im Gegenteil vor einem Sturz vom Pferd bewahrt, der Euch leicht das Leben hätte kosten können, und danach hat er Euch ungeachtet seiner eigenen Verletzungen quer durch den Wald geschleppt. Und obwohl Ihr das wusstet, habt Ihr nicht den geringsten Versuch unternommen, dieses Missverständnis klarzustellen, und wolltet stattdessen seelenruhig dabei zusehen, wie Mergoult ihn zusammenschlägt? Habt Ihr schon mal jemanden gesehen, der ausgepeitscht worden ist? Er hätte ernsthaft sterben können, ist Euch das klar?»
    Cristinos Gesicht zuckte, sie hatte plötzlich Tränen in den Augen. «Was hätte ich denn machen sollen?», schrie sie.
    «Oh, Ihr hättet zum Beispiel einfach sagen können, Alexandre, es war ein Missverständnis, er wollte mich nur nach Hause bringen, und abgesehen davon ist er mein Diener und du hast kein Recht, ihn anzurühren. Der Junge ist Jurist, er weiß genau, dass er sich in diesem Fall mit jeder weiteren Handlung strafbar gemacht hätte. Aber Ihr habt ihn ja quasi dazu ermuntert, Loís zu verprügeln. Warum? Wolltet Ihr Euch bei Mergoult einschleimen oder was?»
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    «Ihr habt kein Recht, so mit mir zu reden!», schrie Cristino durch den Tränenschleier vor ihren Augen hindurch. «Ich verlange, dass Ihr mich auf der Stelle zu meiner Familie bringt!»
    «Oh, Ihr werdet es zweifelsohne auch alleine finden, es ist gleich hinter den Bäumen da!» Arnac zeigte über seine Schulter. «Ich muss mich nämlich um Loís kümmern; falls Ihr es noch nicht bemerkt habt, er ist bei seiner Rettungsaktion ernsthaft verletzt worden!» Damit wandte er sich von ihr ab und wieder Loís zu.
    «Das ist eine Unverschämtheit!», schrie Cristino hinter ihm, während Arnac Loís auf die Füße half. «Ihr werdet mich zum Anwesen bringen, mit dem Pferd, sofort!»
    «Das Pferd bekommt Loís», erklärte Arnac. «Die drei Schritte könnt Ihr laufen.»
    «In diesen Schuhen? Durch den Wald?», rief Cristino entsetzt, auf ihre zierlichen Seidenschühchen zeigend.
    Arnacs Augen funkelten. «Das Pferd bekommt Loís!», wiederholte er in einem Tonfall, der keinen Widerspruch duldete.
    «Ihr seid unmöglich!», schrie Cristino. «Aber ich sage das meinem Vater! Und dann bekommt Ihr Ärger!»
    «Mein liebes Kind», sagte Arnac spöttisch, «Euer Vater mag mich vielleicht nicht besonders, aber er ist ein ziemlich vernünftiger Mann. Und ich frage mich, auf wen er eher wütend sein wird: auf seine verzogene Tochter, die aus einer Laune heraus zulässt, dass man einen seiner besten Diener verprügelt, oder auf mich.»
    Das war jetzt ernsthaft zu viel! Mit einem Wutschrei drehte Cristino sich um und stürmte durch den Wald davon. «Ich hasse Euch!», kreischte sie durch das Blattwerk. «Ihr seid kein Kavalier!»
    «Na, wenn’s weiter nichts ist –», seufzte Arnac. «Los, und du steigst jetzt auf dieses

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