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Die Kinder des Ketzers

Die Kinder des Ketzers

Titel: Die Kinder des Ketzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Klink
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schwarzer Farbe an eine Hauswand gemalt. Antoine Carbrai. Witwe Carbrai. Frederis protestantische Freundin. Also los, frisch ans Werk. Er ließ einen klobigen Türklopfer aus Messing gegen eine polierte Kassettentür poltern. Stille. Dann eine Stimme, gedämpft durch die Tür. «Antoine?
    Antoine, wer hat da geklopft?» In der Stimme schwang eine gehörige Portion Panik mit. Antoine? Ich denke, Antoine Carbrai ist tot?
    «Bleib ruhig, Mutter. Ich sehe nach.»
    Mutter, aha. Carbrai junior ist nach Papi benannt.
    «Antoine, nein, geh nicht an die Tür, Antoine, hörst du nicht, Antoine!»
    Schritte. Dann wurde die Tür aufgerissen.
    Fabiou blickte in das verzerrte Gesicht eines jungen Mannes von bestenfalls zwanzig Jahren, der zurückstarrte, als habe er nicht einen fünfzehnjährigen Jungen, sondern den Leibhaftigen persönlich vor sich.
    «Antoine!» Schrill die Stimme der Frau. «Antoine, wer ist das?»
    Der junge Mann stand noch immer wie gelähmt. In seiner Stirn kräuselte sich eine dunkle Haarlocke.
    «Antoine!»
    «Warte hier, Marguérite, ich seh’ nach.»
    Jemand kam über den Gang gestürmt, trat neben den jungen Mann mit den schwarzen Locken ins Abendlicht, das durch die Tür fiel, ein kräftiger, hochgewachsener Mann, spärliche bräunlichgraue Haare um ein rundliches Gesicht. Dort blieb er stehen, reglos in der verlöschenden Glut. «Mein Gott», flüsterte er, «du siehst ihm so unglaublich ähnlich.»
    Er war älter geworden, natürlich, doch noch immer war er unzweifelhaft zu erkennen. Es war der vierte Mann auf Oma Felicitas’ Bild.
    ***
    614
    Fabiou saß in einem der Sessel mit den durchgewetzten Samtbezügen und hielt sich an einem Glas mit nicht gerade allzu teurem Rotwein fest. Der Raum, in dem er sich befand, war eine Art kleiner Salon, halb so groß wie der im Hause der Aubans. Zwei große butzenverglaste Fensterscheiben zu seiner Rechten konnten nicht verhindern, dass Dunkelheit wie ein Schleier über dem Raum hing. Dunkle Schränke und Regale an den Wänden, ein dunkler Teppich, ein dunkles Holzkreuz an der Wand, ein Tisch aus Eichenholz, vom Alter geschwärzt. Ein Raum, der Trauer trug.
    Drei Menschen befanden sich mit ihm im Zimmer. Die Dame des Hauses, jene Marguérite, der Frederi auf der Plaço dis Erbo begegnet war, saß ihm gegenüber, blass in ihrer schwarzen Witwentracht, ein schüchternes Lächeln auf ihrem Gesicht. An ihrer Seite saß Rouland de Couvencour. Der Kerzenschein schimmerte auf seiner Kopfhaut, wo sie nicht von den dünnen Haarsträhnen bedeckt war. Sein einfaches Wams verbarg einen Ansatz von Bauch. Der junge Mann lehnte ein paar Schritte entfernt an einer schwarz lackierten Kommode und betrachtete Fabiou aus Augen, die schillerten vor Misstrauen. Wäre es nach ihm gegangen, Fabiou hätte die Schwelle nie übertreten. Lass ihn ‘rein, er ist Cristous Sohn, hatte Couvencour gesagt, und der junge Mann war beiseite getreten, seine Haare gesträubt vor Widerwillen, doch ohne Widerspruch. Cristou de Bèufort – wie kam es, dass dieser Name Türen öffnete wie ein Zauberwort?
    Rouland de Couvencours Gesicht stand in krassem Gegensatz zu der Reserviertheit des jungen Carbrai. Er betrachtete Fabiou mit dem glückseligen Strahlen eines stolzen Onkels; während er ihn in den Salon geleitet hatte, hatte er ihm dreimal väterlich auf die Schultern geklopft. Fabiou kam sich ziemlich seltsam vor. Schließlich war er Couvencour gerade zum ersten Mal bewusst begegnet. Keiner sagte bisher etwas, Fabiou war dem aggressiven Blick Carbrais, dem liebevollen Lächeln Couvencours und dem schüchternen Augenaufschlag der Witwe ausgesetzt, eine etwas unbehagliche Kombination, und er begegnete der Peinlichkeit, indem er wieder und wieder an seinem Rotwein nippte. Schlechte Methode
    – ich sollte klaren Kopf bewahren, und stattdessen bin ich in fünf Minuten betrunken!
    615
    Jetzt schien der alte Couvencour aus seiner Verzückung zu erwachen. «Was führt dich hierher, Fabiou?», fragte er lächelnd. Fabiou registrierte etwas erstaunt, dass er ihn ohne viel Federlesen duzte. Na gut, Couvencour hatte ihn vermutlich schon gekannt, als er noch in die Windeln gemacht hatte.
    «Nun…», Fabiou räusperte sich, er fragte sich, was er auf diese Frage antworten sollte, ohne einen der Anwesenden vor den Kopf zu stoßen. «Nun, Fred… mein Stiefvater ist der Witwe Carbrai letztens in der Stadt begegnet, und sie schienen sich zu kennen, und… na ja, er wollte mir nicht so recht sagen, woher…»
    Es

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