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Die Kinder des Ketzers

Die Kinder des Ketzers

Titel: Die Kinder des Ketzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Klink
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Wälder sind ein Reichtum unseres Landes», erklärte er Cristino gerade. «Voller jagbarem Wild – Schwarzwild, Rotwild, Niederwild. Ganz abgesehen von dem unschätzbaren Vorrat an Holz. Holz ist wichtig heutzutage. Man denke nur an den Schiffsbau. Jetzt, wo die Verbindungen zur Neuen Welt ausgebaut werden, ein wichtiger Wirtschaftszweig.»
    «Ja, Alexandre.»
    «Wenn sie noch einmal ‹ja, Alexandre› sagt, bringe ich sie um!», regte sich Fabiou auf. Zu seinem grenzenlosen Erstaunen lachte Frederi.
    Und in Frederis Lachen brach das Inferno.
    Im ersten Moment begriff keiner von ihnen, was eigentlich geschah, Frederi nicht, Fabiou nicht, nicht einmal Mergoult, und Cristino schon gar nicht. Von allen Seiten brach es aus dem Unterholz, stürzte auf sie ein, ein Wust an Gesichtern und blitzenden Waffen.
    Räuber. Mal wieder. Das war Fabious erster Gedanke. Nein. Die Kleidung. Die Waffen. Keine Räuber. Landsknechte. Was hat das nun wieder zu bedeuten?
    Cristino begann zu kreischen, ein schriller, schmerzerfüllter Laut, der über den Bäumen schwebte, nicht aufhören wollte, endlos in seiner Angst. Und Alexandre de Mergoult zog seine Waffe. Man mochte gegen Mergoult sagen, was man wollte, seine Kaltblütigkeit war jedenfalls beeindruckend. Mit einer einzigen Bewegung hatte er Cristino hinter sich gezogen und den Degen aus der Scheide gerissen und mit einem seiner gewaltigen Hiebe den Schlag des vordersten Landsknecht abgefangen, der zurücktaumelte und einen seiner Kumpanen mit umriss.
    «Cristino!», brüllte Frederi.
    Vier Landsknechte nun, die sich auf Mergoult stürzten, der Cristino hinter sich zurückstieß, in die Deckung eines Baumes, während er versuchte, die gegen ihn gerichteten Hiebe abzuwehren.
    «Cristino!» Kreidebleich war Frederi. Mit bebenden Händen zerrte er seinen Degen aus der Scheide. Eine Bewegung, der man ansah, dass sie ewig nicht mehr ausgeführt worden war. Keinen Moment zu spät, drei Landsknechte, die auf ihn eindrangen, Panik in Frederis Augen, doch, unglaublich für Fabiou, er parierte 651
    den ersten Schlag, und den zweiten, und den dritten, taumelte unter dem Ansturm rückwärts und wehrte einen vierten Schlag ab, und noch immer schrie und schrie Cristino, und die Schwertspitze eines Landsknechts verbiss sich knirschend in Frederis Degenkorb, und mit einem Aufschrei stolperte Frederi und der Degen flog aus seiner Hand und klirrte auf den Boden.
    Einen Moment lang schien die Welt in ihrem Ablauf zu verharren. Cristino vor dem Baum, schreiend und schreiend, Mergoult, seltsam verlangsamt bewegte sich sein Körper, stieß sein Degen angreifende Schwerter zurück, und Frederi auf den Knien, das Schwert eines Landsknechts auf ihn gerichtet, Triumphgeheul ringsum, sie waren leichte Beute. Und drei Schritt hinter Frederi, funkelnd in einem einzelnen Sonnenstrahl, der durch das Geäst fiel, Frederis Degen auf den dürren Kiefernnadeln. Fabiou rannte. Stürzte sich mitten durch die Landsknechte hindurch, nur fünf Schritte, und er würde Frederis Degen erreichen. Er wusste nicht, was er dann vorhatte. Er hatte keine Zeit, weiter zu denken als bis zu dem blinkenden Stück Metall auf dem Waldboden. Da war ein Arm über ihm, der Arm eines Landsknechts, ein Schwert in seiner behandschuhten Rechten, und Fabiou zog den Kopf ein und hechtete sich vorwärts.
    Der Knauf der Waffe sauste nach unten. Fabiou hatte das deutliche Gefühl, dass sein Schädel zerplatzte wie eine reife Orange, die vom Baum fällt. Der Waldboden fing ihn auf, er lag, die Arme nach dem unerreichbaren Degen ausgestreckt, und spuckte Blut und Kiefernnadeln.
    Ein Stiefel erschien in seinem Gesichtsfeld. Er wandte seine Augen nach oben, hämmernde Schmerzen hinter seiner Stirn, und blickte in das Gesicht, das sich über ihn beugte. Arnac. Er hatte seinen Degen gezogen, und die Spitze schwebte über Fabious Nacken. Dann machte er einen blitzschnellen Satz nach vorne.
    Der Tag hatte seine normale Geschwindigkeit zurück. Fabiou drehte sich um, hörte das Aufbrüllen und sah den Landsknecht, dessen Schwert eben noch über Frederis Kopf geschwebt hatte und der nun von Arnacs Degen in die Brust getroffen zu Boden sackte. Dann ein noch lauteres Brüllen, als die Landsknechte sich 652
    umwandten und auf ihre neuen Gegner blickten. Arnac und Sébastien standen zwischen den Bäumen, einen Schritt auseinander, eine äußerst dürftige Verstärkung gegen eine Bande von fünfzehn Kriegsknechten.
    Und der Kampf ging los.
    Fabiou hatte bisher

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