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Die Kinder des Ketzers

Die Kinder des Ketzers

Titel: Die Kinder des Ketzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Klink
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Castelblanc, die auf den Schock Kopfschmerzen bekam und jammerte, sie würde es heute unmöglich noch bis Ais schaffen. Und da war Frederi Jùli, der, dem löblichen Beispiel des Kutschers folgend, am Ufer kauerte und seinen Magen in den Aigo Bruno entleerte.
    «Na, prima», meinte der Baroun de Buous.
    «Hoppefe», sagte Maria Anno und winkte mit beiden Armen. Nach kurzer Diskussion beschloss man, die Reise zunächst nur bis Lourmarin fortzusetzen und dort nach einem Nachtquartier zu suchen. Der Kutscher wurde auf einen der Wagen geladen, die beiden verletzten Pferde ausgespannt und von den beiden BuousSöhnen am Zügel geführt, Loís kletterte auf den Buous’schen Kutschbock, vor den man nun die Reittiere zweier Waffenknechte gespannt hatte, und der Zug setzte sich wieder in Bewegung.
    «Sag mal, Couvencour, den Namen kenne ich irgendwoher», raunte Catarino ihrer Schwester zu, und die flüsterte erregt: «Bist du sicher?»
    «Ja. Von früher.» Früher hieß bei Catarino immer zu Lebzeiten ihres Vaters. Sie wurde nicht müde, damit zu prahlen, dass sie sich
    – als Einzige – angeblich an ihn erinnerte.
    «Klar kennst du den Namen.» Das war Fabiou, der seinen Kopf zum Fenster der Kutsche hereinstreckte. «Couvencour liegt ganz 85
    in der Nähe von Bèufort, das hat uns der Verwalter erzählt, als wir vor fünf Jahren dort waren.»
    Catarino zog eine Schnute. «Ich kenne ihn von früher!»
    «Was hat Frederi gemeint, als er gesagt hat, Senher de Couvencour wäre ein Ketzer?», fragte Cristino leiser, als es nötig gewesen wäre. Die Dame Castelblanc hatte ihr Gesicht mit einem feuchten Tüchlein bedeckt und nahm momentan gar nichts wahr.
    «Ich weiß nicht…» Fabiou blickte nachdenklich drein.
    «Ach, Frederi…» Catarino verdrehte die Augen. Dann schien ihr plötzlich eine Idee zu kommen, mit leuchtenden Augen fragte sie: «Meint ihr, Senher de Couvencour hat unseren Vater gekannt, wenn er aus der Nähe von Bèufort kommt?»
    Auch Fabiou wurde jetzt etwas aufgeregt. Es gab nicht allzu viele Leute in ihrer Gegend, die sich an Cristou de Bèufort erinnerten. Um genau zu sein, gab es außerhalb der Familie keinen, der ihren Vater näher als vom Hörensagen gekannt hatte, dazu war Bèufort einfach zu weit vom Luberoun entfernt. Aber Couvencour? Fabiou überlegte kurz, dann stieß er einen enttäuschten Seufzer aus.
    «Was?», fragte Catarino.
    «Mann, überleg mal, wie alt Couvencour ist! Der war doch noch ein kleines Kind, als Vater starb!», meinte Fabiou. «Der wird sich sicher nicht näher an ihn erinnern können, selbst wenn er ihn gekannt hat.»
    «Ja, stimmt. Schade», sagte Catarino enttäuscht.
    «Auf alle Fälle ist er der mutigste Mann, den ich je gesehen habe», seufzte Catarino verzückt. «Und er sieht auch noch gut aus!»
    «Weiber!», grummelte Fabiou. Neben ihnen, fröhlich plätschernd, springend über die Steine, die Felsvorsprünge umgurgelnd, brausten die Wasser des Aigo Bruno durch die Schlucht und stürzten dem Tal entgegen.
    ***
    Dort wo die Schlucht des Aigo Bruno sich ins Tal der Durenço öffnete, lag Lourmarin zur Linken, auf einem kleinen Hügel am Fuß
    des großen Luberoun, den die niedrigen grauen Häuser wie eine Kappe überzogen. Ein hübsches kleines Schloss im italienischen 86
    Stil thronte auf der Anhöhe gegenüber, und im Hintergrund lag der Luberoun wie der Rücken eines schlafenden Tieres. Sie fanden eine Herberge in der Stadtmitte, wo sie einkehrten. Es war ein einfaches, aber relativ sauberes Haus, und der Wirt hieß sie mit tausend Bücklingen willkommen und hetzte sofort seine Burschen los, dass sie die Pferde und den armen Kutscher versorgten.
    «Ihr werdet Euch wohlfühlen, edle Herrschaften», versprach er,
    «selbst König François ist hier einmal abgestiegen, und er war sehr zufrieden.»
    «Jaja, er ist viel gereist, der König François», spottete der Comte de Trévigny. «Könnte mir aber vorstellen, dass er die Gastfreundschaft der Schlossherren diesem gastlichen Hause vorgezogen hat, aber na ja, man kann sich irren.»
    Der Wirt scheuchte seine Mägde in die Küche und schickte einen Jungen los, der binnen kürzester Zeit die halbe Verwandtschaft zusammentrommelte, und mit vereinten Kräften brachten sie innerhalb von zwei Stunden ein recht stattliches Mahl auf den Tisch. Die Dame Castelblanc entschuldigte sich, sie sei unpässlich, und ließ sich gleich ihr Zimmer zeigen, aber Frederi Jùli hatte seinen Appetit offensichtlich wiedergefunden und schaufelte

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