Die Kinder des Ketzers
eine kurze Strecke», sagte er drängend, während er einen skeptischen Blick in das Gebüsch in seinem Rücken warf.
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«Aber…», begann Catarino.
«Was aber?»
«Ich kann so nicht reiten… auf einem Herrensattel!»
Der Blick, den der junge Couvencour ihr zuwarf, war eisig.
«Dann solltet Ihr es dringend lernen!», sagte er ärgerlich, und nachdem sein Blick die kreideweiß an ihrer Spitze zupfende Dame Castelblanc gestreift hatte, wandte er sich der Barouno und ihrer Tochter zu und fragte: «Und Ihr? Könnt Ihr wenigstes auf einem Männersattel reiten?»
Claudia öffnete den Mund, doch bevor ein Wort herauskam, fiel ihre Mutter dazwischen: «So etwas schickt sich nicht!»
Das Gesicht des jungen Mannes verfärbte sich. «Verflucht noch mal, ich habe Euch nicht gefragt, ob sich das schickt, sondern ob Ihr es könnt!», rief er. «Also, könnt Ihr es, ja oder nein?»
Die Barouno machte ein böses Gesicht, aber sie nickte.
«Und Ihr?»
Claudia jammerte. «Ich werde mir mein schönes neues Kleid ruinieren!»
«Verdammt, was glaubt Ihr, wie ruiniert Euer Kleid erst sein wird, wenn diese netten Herren von eben zurückkommen und Euch die Kehle durchschneiden!», brüllte Arnac de Couvencour. Das wirkte. Claudia war binnen einer Sekunde auf dem Pferderücken. Couvencour half Catarino hinter ihr in den Sattel, wo sie sich an Claudias Taille festklammerte, während die Barouno auf ein zweites Tier stieg. «Ich darf daran erinnern, dass wir dieses Problem jetzt nicht hätten, wenn Ihr diesen Galgenstrick nicht hättet entkommen lassen!», erklärte sie verärgert. Der junge Mann reagierte nicht auf diese Bemerkung. Er wandte sich der Dame Castelblanc zu. «Meine Dame –», begann er. Es war, als hätten diese beiden Wörter die Dame Castelblanc aus einer tiefen Betäubung gezerrt. Sie riss die Augen auf und starrte Couvencour an, als sehe sie ihn zum ersten Mal, und Couvencour schien es für angebracht zu halten, sich erneut vorzustellen. «Arnac de Couvencour ist mein Name. Darf ich Euch behilflich sein, auf dieses Pferd zu steigen?»
Sie betrachtete ihn in einer Art freudiger Überraschung, als wäre sie ihm soeben auf einer Festgesellschaft begegnet. «Der jun79
ge Couvencour?», rief sie. «Der Sohn des Senhers? Ihr seid gewachsen, junger Mann. Als ich Euch das letzte Mal sah, wart Ihr noch ein halbes Kind.»
Catarino und Cristino tauschten erstaunte Blicke aus. Nie hätten sie vermutet, dass ihre Mutter und Couvencour einander kannten. Der junge Mann verzichtete indes auf das übliche Höflichkeitsgeplänkel bei einem Wiedersehen mit einer entfernten Bekannten, verfrachtete die Dame Castelblanc hinter der Barouno in den Sattel, schwang sich auf sein Pferd und reichte Cristino die Hand. «Ihr reitet mit mir», sagte er. «Vor mir.» Und er zog sie vor sich in den Sattel.
«Wieso vor Euch?», fragte Cristino erstaunt.
«Weil ich die Nachhut bilde. Ihr reitet voran», sagte er zu Claudia, die widerspruchslos gehorchte und ihr Pferd auf den schmalen Pfad lenkte, den sie gekommen waren.
Cristino grübelte eine Weile über seine rätselhafte Bemerkung nach, kam schließlich zu dem Schluss, dass er sie vor etwaigen Bogen-oder Büchsenschüssen aus dem Hinterhalt beschützen wollte, und fand das so ritterlich, dass sie gleich wieder rot wurde. Sie ritten los. Claudia gehörte offensichtlich zu der Sorte Mädchen, vor derem schlechten Einfluss die Dame Castelblanc ihre Töchter schützen wollte; kaum hatte sie sich auf das Pferd geschwungen, saß sie im Sattel wie ein Lausbub, strahlte über das ganze Gesicht und fand den Weg zurück durch das Unterholz mit einer Leichtigkeit, dass die Dame Castelblanc, die ihre fünf Sinne wieder beisammen hatte, nur missbilligend die Nase rümpfen konnte. Die anderen folgten ihr.
Cristino saß im Sattel vor Arnac de Couvencour und wähnte sich in einem Traum.
Seitdem die Bäume zu beiden Seiten der Kutsche gefallen waren, hatte Cristinos Realitätssinn einen schweren Schaden erhalten. Die Entführung quer durch das Unterholz, die wundersame Rettung durch diesen jungen Cavalié, der es ganz allein mit zwei Dutzend bewaffneter Raubgesellen aufnahm, all das war so weit von ihrer Normalität entfernt, von dem wohlbehüteten Leben der Cristino Kermanach de Bèufort, dass es einfach nicht wahr zu sein schien, nicht wahr sein konnte, ein Traum, nein, eine Geschichte, die ihr 80
die alte Anno vor dem Schlafengehen erzählte, die Geschichte von dem schönen jungen Edelfräulein,
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