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Die Kinder des Ketzers

Die Kinder des Ketzers

Titel: Die Kinder des Ketzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Klink
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Luberoun aufnehmen wollte. Und da waren der Cavalié de Castelblanc und der Baroun de Buous und die Jungen und die Diener. «Frederi!», schrie die Dame Castelblanc, und «Madaleno!», schrie der Cavalié, und sie fiel ihm vom Pferd in die Arme, und er drückte sie ganz unschicklich und flüsterte nur immer und immer wieder, ein Glück, dass ich dich wiederhabe.
    «Gott sei Dank», keuchte Loís, «Gott sei Dank.»
    Die Barouno begrüßte ihren Gatten nicht ganz so überschwänglich und erstattete stattdessen augenblicklich Bericht über die vergangene halbe Stunde. «Senher de Couvencour, mein Mann, der Baroun de Buous», stellte sie vor. «Und das ist der Cavalié de Castelblanc. Cavalié, Senher Arnac de Couvencour.»
    Frederi hatte die Dame Castelblanc losgelassen. «Senher de Couvencour und ich kennen uns bereits», sagte er. «In der Tat», bestätigte Arnac de Couvencour. Ihrer beide Stimmen klangen gleichermaßen unterkühlt.
    «Senher de Couvencour hat uns gerettet!», erklärte die Dame Castelblanc begeistert. «Heldenhaft hat er sich alleine auf die Räuberbande gestürzt!» Die drei jungen Damen nickten strahlend. Die Barouno machte ein Gesicht, als habe sie in eine saure Zitrone gebissen.
    Die Gestalt des Cavaliés straffte sich. «Es scheint, ich bin Euch zu Dank verpflichtet, Senher», sagte er frostig. Widerwilliger hätte er es nicht ausdrücken können.
    «Gern geschehen», sagte Couvencour. Seine schwarzen Augen waren zu Schlitzen zusammengekniffen.
    Der Baroun drängte sich heran. «‘Ne reife Leistung, mein Junge», rief er und versetzte Couvencour einen Schlag auf die Schulter, dass dieser ernsthafte Gleichgewichtsprobleme bekam. «Was 83
    hast du eigentlich in dieser Ecke gemacht, dass du über unsere verschollenen Damen gestolpert bist?» Er hatte die indiskrete Angewohnheit, so gut wie jeden zu duzen, vielleicht abgesehen vom König und vom Papst.
    «Es war Zufall», sagte Arnac. «Ich war auf dem Weg nach Ais. Ich wollte eine Abkürzung nehmen, und da habe ich Schreie gehört, das war alles.»
    «Eine Abkürzung? In diesem Dickicht?», fragte Fabiou ungläubig, doch schon unterbrach ihn der Baroun mit dröhnendem Lachen: «Glücklicher Zufall für uns. Hab schon gedacht, ich müsste die Matratze in Zukunft alleine drücken!»
    «Hugue!», schimpfte die Barouno empört.
    «Na, wie dem auch sei, Junge», meinte der Baroun. «Du bist natürlich herzlich eingeladen, den Rest des Weges mit uns zusammen zu reisen. Würde mich geehrt fühlen. Und die Damen», er sah zu Cristino, Catarino und Claudia hinüber, auf deren Gesichtern bei diesen Worten dreimal dasselbe glückselige Strahlen erschienen war, «würden sich, denke ich, glücklich schätzen, wenn du das Angebot annehmen würdest. Frederi, jetzt mach doch nicht so ein Gesicht!»
    «Ich denke eher, dass unsere Wege sich hier trennen sollten, Senher de Couvencour», sagte der Cavalié verschlossen.
    «Frederi! Du bist ganz schön unhöflich! Der Bengel hat deinen Gören das Leben gerettet! Etwas gastfreundlicher könntest du schon sein!»
    «Ich finde es bedenklich, einem Ketzer gegenüber von Gastfreundschaft zu reden!», stieß der Cavalié zwischen zusammengepressten Zähnen hervor. So unglaublich es war, Couvencours Augen wurden noch eine Spur dunkler bei diesen Worten. «Ich bin kein Ketzer!», zischte er.
    «Ich bin gläubiger Katholik, wie Ihr! Und dasselbe gilt für meinen Vater!»
    «Nanana.» Der Baroun de Buous klopfte Arnac erneut auf die Schulter, etwas sanfter diesmal. «Nimm’s dem Cavalié nicht übel. Man hört ja schon so gewisse Sachen über deinen Herrn Vater…»
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    «Was? Dass er keine Lust hat, untätig zuzusehen, wie unschuldige Menschen getötet werden? Macht ihn das zum Ketzer, ja?»
    Die schwarzen Augen blitzten kampflustig.
    Buous lachte auf. «Du gefällst mir, Junge – endlich mal jemand, der nicht den ganzen Tag lang aus Ehrfurcht vor der Inquisition auf dem Boden herumrobbt. Einen mutigen Sohn, den dein Vater da hat! So, und jetzt genug geredet. Wir fahren weiter, und Senher de Couvencour begleitet uns.»
    Leicht gesagt. Der Baroun hatte ein paar geringfügige technische Schwierigkeiten außer Acht gelassen. Da war sein Kutscher, der inzwischen zwar wieder zu sich gekommen war, ansonsten aber in erster Linie am Wegesrand lag und seinen Mageninhalt von sich gab. Da waren zwei der Kutschpferde, die sich in ihrem Schrecken gegenseitig verletzt hatten und definitiv als Zugtiere ausfielen. Da war die Dame

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