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Die Kinder des Ketzers

Die Kinder des Ketzers

Titel: Die Kinder des Ketzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Klink
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Kurz vorm Explodieren.
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    «Ihr habt recht, Mutter Oberin», sagte Frederi, merkwürdig gefasst. «Mèstre Modès, ich danke Euch für Eure Bemühungen, aber ich sehe selbst, dass es zu spät ist. Wir können nur noch für die Seele meines Kindes beten. Nochmals Danke für Euer Kommen. Ihr werdet angemessen entlohnt werden.»
    Der Wundarzt verbeugte sich. Er sah enorm erleichtert aus. Offenbar hatte er gewaltige Angst davor gehabt, der Knabe könne unter seinen Händen sterben. Das Kind eines Adligen! Er war deutlich schneller zur Tür hinaus, als er hereingekommen war. Philomenus wartete nur, bis die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen war, dann brüllte er seine Kusine an: «Du wagst es, dich in meinem Haus derart aufzuspielen, in meiner Gegenwart, vor einem Arzt, den ich gerufen habe? Für wen hältst du dich eigentlich, du gottverdammte…»
    Sie fuhr herum. Ihre Lippen waren weiß vor Wut. «Raus!», zischte sie.
    «Du hast mir überhaupt nichts zu sagen, du Ziege!»
    «Raus!», schrie Beatrix. «Du verschwindest sofort hier, oder du wirst es bereuen, Philo, das schwöre ich dir!»
    Er schnappte nach Luft, sein Gesicht purpurrot vor Wut. Doch etwas in ihren stechenden Augen musste ihn überzeugt haben. Er keuchte: «Komm, Eusebia, wir gehen! Du wirst schon sehen, Frederi, was du davon hast, diesem Weib zu vertrauen!»
    «Wo ist Fabiou?», fragte Beatrix, ohne ihren aus dem Raum rauschenden Vetter eines weiteren Blickes zu würdigen.
    «Ich habe ihn ins Bett gebracht», erklärte Antonius.
    «Gut, dann macht er wenigstens keine Dummheiten», sagte Beatrix. Dann hielt sie inne, starrte auf ihren Neffen Theodosius, der von einem Ohr bis zum anderen grinste. «Frederi kratzt ab», stellte er vergnügt fest.
    Beatrix’ Augen blitzten auf. «Raus!», brüllte sie. Frederi reagierte blitzschnell und schubste seinen Neffen zur Tür hinaus. Beatrix holte tief Luft. «Tante Felicitas, wir brauchen Wasser und Seife und ein paar möglichst saubere Tücher. Und kümmer sich bitte endlich jemand um die Pferde! Und jetzt alles raus hier! Bruder Antonius, Ihr bleibt bitte. Und Cristino.»
    «Iiich?» Cristino machte Kulleraugen.
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    «Du hast doch so viele schlaue Bücher gelesen. Ich hoffe, es hat etwas genützt. Los, geht endlich.»
    Sie gingen. Oma Felicitas humpelte in Richtung Küche davon. Catarino folgte, sie sah aus wie ein Schlafwandler. Madaleno rang schluchzend ihre Hände. Frederi stand vor Beatrix. «Bitte, lass meinen Sohn nicht sterben!», krächzte er. Dann nahm er seine Frau am Arm und schob sie zur Tür heraus.
    Die Tür schloss sich. Wie zwei abgefeuerte Kanonenkugeln schossen Beatrix und Bruder Antonius auf Frederi Jùli zu. «Schnell!», keuchte Beatrix. «Wir müssen ihm die Sachen ausziehen!» In Windeseile rissen sie Frederi Jùli die Kleider vom Leib. «Hol die Decke da drüben, Cristino!», schrie Beatrix. «Er darf nicht auskühlen!»
    Cristino rannte nach der Decke in Omas Sessel. Als sie sich umwandte, war Frederi Jùli bereits völlig entkleidet. Bruder Antonius wälzte ihn auf die Seite. «Die Kugel hat die rechte Schulter durchschlagen», sagte er. «Zwei Wunden. Sie ist hinten wieder ausgetreten. Und der linke Unterarm ist gebrochen, wie es scheint.»
    «Das ist gerade unsere geringste Sorge», murmelte Beatrix.
    «Sonst sehe ich keine schlimmeren Verletzungen, ein paar Schrammen – Cristino, die Decke her!»
    Cristino reichte ihr die Decke. Beatrix warf sie über Frederi Jùlis Körper, dass nur die Schultern und der Kopf frei blieben. Sie griff nach ihrer Tasche. «Habt Ihr so etwas schon mal gemacht?», fragte sie Antonius.
    «Nur darüber gelesen», meinte er verlegen.
    «Macht nichts. Ich sage Euch, was Ihr zu tun habt. – Tante Felicitas, endlich! Stellt das Wasser hierher!» Sie nahm der Großmutter die Seife aus der Hand und wusch sich hastig die Hände. «Cristino, Antonius, da!» Sie drückte dem Mädchen die Seife in die Hand.
    «Wieso…»
    «Weil Schmutz Wunden vergiftet und zu Wundbrand und Fieber führt. Also wasch dir gefälligst gründlich die Hände. So.» Sie trocknete ihre Hände ab und zog eine Dose aus der Tasche.
    «Was ist das?», fragte Cristino neugierig.
    «Scharpie. Gezupfte Leinwand.» Tante Beatrix hatte bereits eine Pinzette in der Hand und stopfte die Stofffetzen in die Wunde in Frederi Jùlis Schulter. «Cristino, siehst du dieses Knäuel? Das ist 830
    ein Seidenfaden. Nimm die Schere und schneide ihn in Stücke, etwa ellenlang, hörst du?»
    Cristino

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