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Die Kinder des Ketzers

Die Kinder des Ketzers

Titel: Die Kinder des Ketzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Klink
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die ganze Nacht in diesem Gestrüpp gesessen und auf mich gewartet haben, so verletzt wie er war… oh Gott, Antonius, ich habe bis heute nicht gewusst, wie lieb ich ihn habe!» Er merkte, wie ihm die Tränen in die Augen schossen – Scheiße, verdammte, ich heule bald so viel wie Cristino! «Wird er wieder gesund, Antonius?
    Bitte – er wird doch wieder gesund, oder?» Er wischte sich heftig über die Augen und sah Bruder Antonius flehentlich an. Antonius seufzte. «Vielleicht. Wenn er kein Wundfieber bekommt. Man kann jetzt nur noch beten.»
    Fabiou blinzelte erneut. «Arnac de Couvencour», murmelte er.
    «Ich weiß», sagte Antonius. «Loís hat es erzählt.»
    «Er hat keine Chance mehr, nicht wahr?»
    Antonius holte tief Luft. «Wahrscheinlich nicht.»
    «Ich verstehe nicht, warum er das getan hat», flüsterte Fabiou.
    «Wahrscheinlich hat er zu viele schlechte Ritterromane gelesen. Der edle Recke, der die Armen und Schwachen beschützt», seufzte Antonius.
    Fabiou starrte an ihm vorbei zur Decke.
    «Und… Arle?»
    Fabiou biss sich auf die Lippen. «Von zwanzig Schülern, die innerhalb von fünf Jahren in St. Trophimus eintraten, sind sieben im April oder Mai ‘45 ums Leben gekommen. Obwohl sie größtenteils Adlige waren, also nicht zu den natürlichen Opfern von Mayniers Ketzerjagd gehörten.»
    «Du denkst, du hast die Bruderschaft gefunden.» Antonius nickte langsam.
    «Ich denke es nicht, ich weiß es. Quadriga. Das sind die Anfangsbuchstaben eines Spruchs, der unter einem Bild im Salon meiner 833
    Großmutter steht. Einem Bild, auf dem mein Vater, mein Onkel, Hector Degrelho und Rouland de Couvencour abgebildet sind. Es gab einen Verräter. Das heißt, sie wussten, wer mein Vater war. Dass er Protestant war, war nur ein Grund, ihn zu beseitigen. Der andere war, er gehörte zur Spitze der Bruderschaft.»
    «Und dein Onkel?»
    «Ich habe keine Ahnung. Meiner Familie glaube ich auf jeden Fall kein Wort mehr.»
    Antonius blickte starr zum Fenster hinaus. «Einer von ihnen muss Carfadrael gewesen sein», sagte er. «Carfadrael ist tot, also scheidet Couvencour aus. Bleiben dein Vater, dein Onkel, und Degrelho.»
    Fabiou nickte stumm. «Und Anfang ‘45, während sie an irgendeiner Unternehmung arbeiteten, irgendetwas, was es zu verhindern galt, wurden sie verraten und daraufhin von ihren Gegnern umgebracht», sagte er. «Trostett hätte sie warnen können, tat es aber nicht, und die Reue über diese Tat brachte ihn schließlich dazu, einen aussichtslosen Kampf gegen ihre Mörder aufzunehmen, der letztendlich sein Leben kostete.»
    «Klingt plausibel», seufzte Antonius. «Bleiben einige Fragen: Erstens, wer waren diese Gegner?»
    «Maynier war dabei, da kannst du Gift drauf nehmen!»
    «Zweitens, was hat das Ganze mit Degrelhos Kindern zu tun?
    Wurden sie von den gleichen Leuten beseitigt? Und wenn ja, warum? Hatten sie etwas gesehen, was sie nicht hätten sehen sollen?

Und vor allem, warum wurden sie so viel später getötet?»
    «Keine Ahnung.»
    «Drittens.» Bruder Antonius massierte seine schmerzenden Schläfen. «Was war es, das die Bruderschaft verhindern wollte?
    Eine Hinrichtung, wie damals bei Joan? Und wenn ja, wessen Hinrichtung? Oder war es etwas ganz anderes? Viertens – was hat es mit dieser Bemerkung von Janot auf sich, Carfadrael habe einen Nachkommen hinterlassen, der jetzt Rache nehmen würde? Dein Onkel hat keine Nachkommen hinterlassen, und Degrelhos Nachkommen sind alle tot. Und der einzige Nachkomme deines Vaters bist du! Und du bist Trostett doch nie begegnet!»
    834
    «Vielleicht meint er ja keinen leiblichen Nachkommen. Eher so eine Art Erben im Geiste, oder wie man da sagen will…»
    «Ja, möglich, möglich… Fünftens: Wer ist für die Morde der letzten Zeit verantwortlich? Dieselben, die damals die Bruderschaft beseitigen ließen? Hat Trostett sie so nervös gemacht, dass sie jetzt alle Zeugen verschwinden lassen? War das Trostetts Plan?
    Und wenn, wie erklärt das den Mord an Alessia?»
    «Ja. Eben.»
    «Und sechstens, immer und immer wieder: Was in aller Welt wollen die von Cristino?»
    «Ich weiß es nicht. Antonius, ich zerbreche mir Tag und Nacht den Kopf darüber, aber ich komme zu keinem Ergebnis!»
    Antonius seufzte. Sein Kopf schmerzte zum Zerspringen. «Da ist noch etwas, was ich seltsam finde.»
    «Was denn?», fragte Fabiou.
    «Trostett. Er war Spion, nicht wahr? Jesus, Fabiou – so zart besaitet kann ein Spion doch gar nicht sein, dass er sein Leben opfert

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