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Die Kinder des Ketzers

Die Kinder des Ketzers

Titel: Die Kinder des Ketzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Klink
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nickte. Ihre Hände zitterten vor Aufregung, als sie nach der Schere griff und Beatrix’ Anordnung ausführte. «Was habt Ihr vor, Tante?», fragte sie nervös.
    «Was sagt Ambroise Paré über das Ausbrennen von Wunden?»
    «Dass es zu viel Gewebe zerstört. Dass die Wunde so nicht heilen kann.»
    «Eben. Und was soll man stattdessen tun?»
    «Die blutenden Adern abbinden.»
    «Genau. Und eben das werden wir versuchen. Du sagst bitte, wenn dir schlecht wird. Bruder Antonius, seid Ihr bereit?», fragte Beatrix. Ein nervöses Nicken war die Antwort. Beatrix zog einen Klumpen vollgesaugter Scharpie aus der Wunde. Für einen Moment lag die Wunde trocken vor ihnen, und Cristino konnte das kleine Blutgefäß sehen, aus dem im Strahl hellrotes Blut hervorschoss. Dann war die Wunde bereits wieder angefüllt mit Blut.
    «Jesus!», stöhnte Beatrix und stopfte ein weiteres Knäuel Scharpie in das Loch in Frederi Jùlis Schulter. Sie legte ihre Hand auf die Scharpie und presste sie ein paar Sekunden lang fest in die Wunde. Dann riss sie sie heraus und packte blitzschnell mit der Pinzette zu.
    «Bruder, Ihr übernehmt die Pinzette», sagte sie. «Aber lasst ja nicht los. Cristino, einen Faden.»
    Mit offenem Mund reichte Cristino ihr einen Faden, und mit ebenso offenem Mund sah sie zu, wie Tante Beatrix rasch denselben um etwas quasi Unsichtbares knotete, das Antonius mit der Pinzette hielt. Dann griff sie die Schere und schnitt den Faden ab. Cristino starrte in die Wunde, die noch zum Großteil angefüllt war mit Scharpie. Oberhalb der Scharpie blutete es kaum noch.
    «Großer Gott, wo habt Ihr das gelernt?» Bruder Antonius zog beeindruckt die Pinzette zurück.
    Sie zuckte mit den Achseln. «Bologna, Padua, Palermo – ich habe meine Zeit in Italien gut genutzt. Von Origny bin ich einmal sogar nach Paris gereist, um Paré persönlich zu sehen. Man hat mich ihm zusehen lassen – nur zusehen, leider, aber es war extrem aufschlussreich.» Sie hatte das nächste Stück Scharpie entfernt und 831
    fischte nach einer weiteren Blutader. «Cristino, einen Faden – dir geht’s gut, ja?»
    «Ja. Bestens.» Cristino war restlos fasziniert.
    Eine Viertelstunde und zwei Adern später sickerte nur noch wenig Blut aus Frederi Jùlis Schulter. Beatrix spülte die Wunde mit einer Kräutertinktur, stopfte sie erneut mit Scharpie aus und wickelte einen festen Verband um die Schulter. Dann gingen sie daran, den gebrochenen Arm zu schienen. «Man sollte ein gebrochenes Glied immer gleich einrichten», knurrte Beatrix, während sie und Antonius an Frederi Jùlis Arm herumzerrten, dass Cristino schließlich doch noch beinahe schlecht wurde. «Wenn es erst einmal geschwollen ist, ist es viel schwieriger.» Cristino dankte Gott im Himmel, dass der arme Frederi Jùli wenigstens nicht bei Bewusstsein war. Schließlich waren die beiden zufrieden und wickelten den Arm an einem zweckentfremdeten Wäscheklopfer fest. Tante Beatrix nahm einen Schwamm und wusch den Körper des Jungen ab, damit sich kein Schmutz in seinen zahlreichen Schrammen festsetzen konnte. Dann wickelte sie ihn wieder in die Decke.
    «Gut», sagte sie. «Das war unser Anteil. Alles weitere liegt in Gottes Hand.» Sie zog Frederi Jùli in ihre Arme und trug ihn zur Tür.
    «Tante Beatrix, ich möchte das auch lernen», sagte Cristino.
    «Was?»
    «Na ja… Kranken zu helfen.»
    Über Beatrix’ erschöpftes Gesicht glitt ein Lächeln. «Warum nicht?», sagte sie. «Es gibt immer wieder Edelfrauen, die uns bei der Pflege der Kranken zur Hand gehen.»
    «Das meine ich nicht!», erklärte Cristino. «Ich möchte nicht bloß
    zur Hand gehen! Ich möchte das tun, was Ihr tut!»
    Sie schüttelte den Kopf. «Das geht doch nicht, Cristino, und das weißt du. Um das zu tun, was ich tue, müsstest du entweder Arzt sein, oder Nonne wie ich. Arzt kannst du nicht werden, weil du eine Frau bist. Und Nonne…» Sie lächelte traurig. «Denkst du wirklich, du könntest dir vorstellen, die Gelübde abzulegen?»
    Cristino presste die Lippen zusammen. Sie antwortete nicht. Beatrix seufzte. «Es ist schade, ich weiß. Du bist, glaube ich, nicht unbegabt.» Und sie trug Frederi Jùli aus dem Raum. 832
    ***
    Als Fabiou die Augen öffnete, saß Bruder Antonius neben ihm und schenkte ihm ein müdes Lächeln. «Na? Wie geht’s?», fragte er.
    «Frederi Jùli, was ist mit…»
    «Er lebt. Dank deiner Tante.»
    «Beatrix?»
    «Ja.»
    Fabiou blinzelte. «Antonius, er… er hat mir das Leben gerettet…
    er muss

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