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Die Kinder des Ketzers

Die Kinder des Ketzers

Titel: Die Kinder des Ketzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Klink
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d’Avignon, wie wir vermuteten, wo sich Eustache Marron und seine Getreuen aufhielten. Nach langen Überlegungen beschlossen wir, uns zu trennen. Mein Schwager, Baron de Bèufort, der Baron d’Astain, Senher de Couvencour und ich wandten uns nach Nordwesten. Unser Plan war, Cabrières d’Avignon vor dem Söldnerheer zu erreichen, um den Leuten von Eustache Marron wenigstens den Vorteil zu sichern, sich auf den Angriff einstellen zu können. Die übrigen – Maître Mouche Piqueu und Maître Antoine Carbrai, beides angesehene Aixer Bürger – zogen gen Osten, um die Dörfer am Nordrand des Grand Lubéron zu warnen, falls sie nicht längst über die drohende Gefahr Bescheid wussten.»
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    Mouche Piqueu. Ein Sonderdruck für 20 Ecu. Gekauft von Maynier d’Oppède. Alles machte plötzlich Sinn.
    «Zwei unserer Freunde verließen uns in dieser Stunde – meine Schwester, Beatrix Avingou, als Benediktinerschwester in der Krankenpflege bewandert, die in Bonnieux blieb, um verletzten Flüchtlingen zu helfen. Und Pater Bergotz. Als dieser gewahr wurde, dass seiner Gemeinde dasselbe Schicksal drohte wie den Dörfern südlich des Lubéron, verließ er uns, um nach La Coste zu reiten und den Menschen dort beizustehen. Wir fürchteten um seine Sicherheit, nach dem, was mit Seigneur de Labarre geschehen war, doch er war nicht davon abzubringen.
    Wir ritten nach Westen. Wir hielten in jedem Dorf, an dem wir vorbeikamen, ob waldensisch oder katholisch, und riefen den Menschen zu, sich in Sicherheit zu bringen. Von der anderen Seite des Lubéron erreichten uns schreckliche Gerüchte. Man sagte uns, die Frauen aus Mérindol, denen die Flucht nicht geglückt war, wären nach Lauris gebracht worden, genauso wie unser Freund Labarre und einige andere Gefangene. Eine hochschwangere junge Frau, die unter ihnen gewesen war und der es wie durch ein Wunder gelungen war, auf einem gestohlenen Pferd zu fliehen, erzählte uns so grausige Dinge darüber, was mit den Gefangenen dort geschehen sei, dass ich ernsthaft an ihrem Verstand zweifelte. Doch wenn auch nur die Hälfte dessen wahr ist, was sie uns berichtete, so ist klar, dass wir nur noch für die Seele unseres Freundes beten können.
    Gegen Abend erreichten wir Roubion. Wir ritten weiter, ungeachtet der hereinbrechenden Dunkelheit. In unserem Rücken glühte rot der Lubéron, vom infernalischen Schein brennender Dörfer beleuchtet. Es war ein Anblick wie von Hieronymus Bosch gemalt, eine Hölle, auf Erden versetzt.
    Es war bereits spät in der Nacht, als wir Cabrières d’Avignon erreichten. Man war dort bereits gewarnt; die Stadttore waren geschlossen, die Mauern besetzt. Noch war das feindliche Heer nicht zu sehen, lagerte dort bei dem fernen Feuerschein, sich die Nacht mit Saufen und Vergewaltigungen vertreibend. Wir baten um Einlass. Man brachte uns zu Eustache Marron. Er hatte eine Gruppe von vielleicht hundert Leuten um sich, Bauern, Handwerker, 853
    zum Teil Greise und halbe Kinder, ja, sogar Frauen waren unter ihnen. Sie hatten sich bewaffnet mit allem, was sie finden konnten, Schwertern, Spitzhacken, Knüppeln, ein paar hatten Armbrüste oder altmodische Arkebusen. Es war eine lächerliche Truppe in Anbetracht des Heeres, dem sie sich stellen würden. Wir beschworen sie zu fliehen, doch die Verteidiger von Cabrières lehnten dies ab, denn wohin sollten sie vor jenem Heer noch fliehen, wo wollten so viele Menschen Unterschlupf und Verpflegung finden. Beeindruckt vom Mut dieser Menschen erbot sich Baron Degrelho, bei ihnen zu bleiben und an ihrer Seite zu kämpfen. Doch Marron wies ihn ab; es sei wichtiger, dass wir nach Aix zurückkehrten und versuchten, unseren Einfluss dahingehend geltend zu machen, dass Maynier zurückgerufen wurde. Schweren Herzens stimmten wir zu und machten uns auf den Rückweg nach Aix. Mit uns verließen zwei der engsten Getreuen Marrons Cabrières: Rolland de Menèrbes und der, den sie Chausse-de-Cuire nannten. Sie sollten versuchen, andere, versprengte Anhänger der Waldenser zusammenzusuchen und zu vereinen und so zu retten, was noch zu retten war.»
    Natürlich. Hector Degrelho, der große Held, der Hitzkopf, der sich noch nie durch widrigste Umstände von einem Vorsatz hatte abhalten lassen. Und diese Menschen, die er als die Schutzbefohlenen der Bruderschaft betrachtete, alte Freunde, alte Mitstreiter für Freiheit und Gerechtigkeit. Jetzt steht Eustache Marron vor ihm und sagt, geht, Ihr könnt hier nichts mehr tun, wir sind erledigt, so oder

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