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Die Kinder des Ketzers

Die Kinder des Ketzers

Titel: Die Kinder des Ketzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Klink
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nichts, um ihnen zu Hilfe zu kommen. Jahre später treiben ihn die Gewissensbisse dazu, den Verräter von damals zu entlarven. Dieser kommt ihm auf die Spur. Trostett merkt es, doch da er weiß, dass der ermordete Anführer der Bruderschaft, Carfadrael, einen Nachkommen hinterlassen hat, lässt er zu, dass der einstige Verräter ihn tötet, in der Hoffnung, Carfadraels Erbe würde dadurch auf dessen Spur gelenkt. Der Verräter spürt, dass ihm erneut jemand auf den Fersen ist, und tötet alle, die etwas über die Geschehnisse von damals wissen und ihm nicht absolut ergeben sind – Bossard, der im Suff Geschichten von damals ausplaudert, ist das beste Beispiel. Gut. Die Frage ist jetzt: wer ist der Verräter?
    Warum hat er diesen Verrat begangen? Und wer ist Carfadraels Nachkomme? Wir haben festgestellt, dass nur drei Menschen als Carfadrael in Frage kommen – dein Vater, dein Onkel und Hector 903
    Degrelho. Der Einzige, der lebende Nachkommen hinterlassen hat, ist dein Vater. Und Trostett kannte dich doch gar nicht!»
    «Vielleicht hatte einer von ihnen einen weiteren Nachkommen
    – ein uneheliches Kind zum Beispiel, das einer anderen Familie angehört, so wie Mergoult», meinte Fabiou. «Es muss ja auch nicht mal ein direkter Nachfahre sein. Es könnte Victor sein, Hector Degrelhos Neffe. Es könnte jeder sein, der zwischen fünfzehn und fünfundzwanzig ist.»
    «Er könnte auch älter sein. Denk an Archimède Degrelho. Er ist Hectors Erbe, also könnte auch er gemeint sein.»
    Fabiou schüttelte den Kopf «Denkst du am Ende, dass Archimède zur Bruderschaft gehört hat? Himmel, die Bruderschaft hat Joan lou Pastre in Sant Francès vor dem Galgen gerettet – wenn Archimède zur Bruderschaft gehört hätte, hätte er das doch gewusst und nach Hectors Ermordung die Mörder nicht gerade bei euch gesucht.»
    Antonius zuckte bei dem Wort «euch» gequält zusammen. «Und der Verräter?»
    «Entweder ein Mitglied der Bruderschaft, wobei Couvencour der einzige Überlebende ist, den wir kennen. Oder einer, der der Bruderschaft nahe stand.» Frederi, immer wieder kam er auf Frederi. Warum war er verschwunden? War es am Ende eine Flucht gewesen? «Und das sind noch gar nicht alle Rätsel. Da ist noch die Sache mit Rablois, die immerhin so wichtig war, dass Trostett sie in seinem Brief erwähnte. Ein halbes Jahr nach Hector Degrelhos Ermordung werden seine drei kleinen Töchter von einer angeblich Wahnsinnigen getötet, die sich daraufhin das Leben nimmt. Und die in einem Ort namens Rablois bereits ein ähnliches Verbrechen begangen hat. Für mich klingt das so, als sei es ein Auftragsmord gewesen. Doch was war der Grund dafür, drei kleine Mädchen zu töten? Was wussten sie, dass man sie beseitigen musste?» Fabiou starrte ins Leere. Dann schüttelte er heftig den Kopf. «Irgendetwas passt nicht zusammen, Antonius. Irgendetwas haben wir übersehen. Es sind zu viele Fragezeichen in der Geschichte. Wer war der Verräter, warum hat er die Bruderschaft verraten, warum starben die Mädchen, und so weiter und so fort. Antonius, es gibt eine Antwort auf diese Fragen. Eine Antwort, verstehst du? Eine Antwort, 904
    die all diese Fragen auf einen Schlag klärt. Und wir haben sie noch nicht gefunden.»
    «Das ist eine Vermutung deinerseits», meinte Antonius. «Genauso gut ist es möglich, dass all diese Dinge – der Verrat, die Ermordung der Mädchen – nichts miteinander zu tun haben. Oder es war eben einfach so, dass die Mädchen den Verräter gesehen haben.»
    Wieder schüttelte Fabiou den Kopf. Nein, so nicht, so war es nicht. «Hannes», sagte er dumpf.
    Antonius fuhr auf «Wie…»
    «Nichts ist, wie es scheint, und niemand ist, wer er vorgibt zu sein. Das hat Hannes, der Gaukler zu mir gesagt, als ich ihn gefragt habe, was die Antwort auf alles ist.»
    «Nun, das ist sicher zutreffend», meinte Bruder Antonius mit einem erzwungenen Lächeln. «Das gilt für eine ganze Menge Leute in dieser Geschichte. Ich bin das allerbeste Beispiel.»
    «Du verstehst nicht.» Fabiou fuhr fort, den Kopf zu schütteln.
    «Nichts, Antonius. Und niemand. Gott, Antonius, das Problem, warum wir das Rätsel nicht lösen können, ist, dass wir nur das sehen, was wir sehen wollen. Es ist wie bei Sokrates’ Höhlengleichnis.»
    «Platon.»
    «Was?»
    «Es ist von Platon. Das Höhlengleichnis.»
    «Ist doch egal. Auf jeden Fall die Geschichte, wo diese Leute in einer Höhle sitzen, mit dem Gesicht zur Wand, in ihrem Rücken brennt ein Feuer, und

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