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Die Kinder des Ketzers

Die Kinder des Ketzers

Titel: Die Kinder des Ketzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Klink
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Schultern gepackt und schüttelte ihn, «ich weiß, wir haben Unmögliches vor. Ebenso Unmögliches wie Ihr vorhabt, wenn Ihr meint, irgendetwas gegen die Herrschaft der Inquisition und die Verfolgung der Protestanten tun zu können. Aber nur weil etwas unmöglich ist, gibt es keinen Grund, es nicht wenigstens zu versuchen!»
    «W-würdet Ihr das bitte unterlassen?», krächzte Arnac. «Ich habe mir, glaube ich, ein paar Rippen gebrochen.»
    Mergoult ließ ihn los. «Ihr werdet Euren Weg gehen, so hoffnungslos er ist, und ebenso werde ich meinen gehen. Vielleicht werdet Ihr mich eines Tages verstehen.»
    Arnac tastete mit der Hand nach der Wand und zog sich auf die Füße. Er wies mit dem Kopf auf Sébastien. «Ohne ihn gehe ich nicht, das ist Euch hoffentlich klar.»
    Estève de Mergoult warf Sébastien einen abschätzigen Blick zu; offensichtlich rettete er lieber Ketzern das Leben als Franzosen, aber dann ging er mit zwei hastigen Schritten auf ihn zu und machte sich an seinen Handschellen zu schaffen. Ein paar Minuten lang kämpfte er mit dem eingerosteten Mechanismus, doch schließlich klappten die Handschellen eine nach der anderen auf. Mit einem tiefen Seufzer ließ Sébastien sich an der Wand entlang zu Boden gleiten.
    «Ihr müsst fort», sagte Mergoult ungeduldig. «Von diesen Gewölben führt ein Fluchttunnel zu einer Felsspalte westlich von hier. Dort habe ich Eure Pferde abgestellt. Ihr müsst Euch beeilen. Alexandre kann jeden Moment hier auftauchen.»
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    «Sébastien!» Arnac griff nach seinem Arm.
    «Ich kann nicht…», murmelte Sébastien.
    «Red keinen Blödsinn!» Arnac hakte Sébastien unter und zerrte ihn auf die Füße.
    «Ich zeige Euch den Weg», sagte Estève de Mergoult.
    ***
    Cristino hob den Kopf, als die Kutsche in den von Platanen gesäumten Weg einbog. «Sind wir da?», fragte sie hoffnungsvoll. Lieber Gott, lass uns da sein, dachte sie erschöpft. Noch eine Stunde in dieser Kutsche stehe ich nicht durch!
    Sie hatten die heißesten Stunden des Tages in einer Schenke am Wegesrand verbracht, deren Wirt großen Wert darauf legte, bereits König François persönlich beherbergt zu haben, welcher im Übrigen sehr zufrieden gewesen sei. Baroun Degrelho hatte sie mit gekühltem Zitronenwasser versorgt, ihr Luft zugefächert und sich überhaupt sehr galant ihr gegenüber verhalten, während seine Diener sich um die Pferde gekümmert hatten. Loís war etwas abseits gesessen, sein Bündel auf dem Schoß, und die ganze Zeit hatte er sie aus seinen verschwollenen Augen angesehen. Sein Blick hatte sie irritiert, sie musste ihm ausweichen.
    Als sie weiterfuhren, nahte bereits der Abend, doch noch immer herrschte eine infernalische Hitze in der Kutsche. Sie rissen alle Vorhänge beiseite, um Kühlung durch den Fahrtwind zu erlangen, doch auch das führte zu keiner entscheidenden Besserung. «Wir sind bald da», tröstete der Baroun Cristino, die sich stöhnend mit ihrem Fächer Luft zuwedelte. Ihr Kleid klebte an ihrem Körper. Es war ein widerliches Gefühl.
    Jetzt lächelte Degrelho, und seine Zähne blitzten dabei. «Willkommen in Santo Anno dis Aupiho, Barouneto», sagte er. Die Kutsche hielt. Ein Diener sprang herbei, riss den Verschlag auf. Degrelho schwang sich nach draußen und reichte Cristino die Hand. «Kommt, meine Liebe.»
    Sie ließ sich von Degrelho aus der Kutsche helfen. Loís kletterte umständlich hinterher. Cristino blickte sich um. Sie stand vor einem Haus im italienischen Stil, Marmorstatuen zu beiden 900
    Seiten der breiten Freitreppe, gerade angelegte Wege, die sich zur Rechten und zur Linken in einen Garten hinein zogen, der wie mit einem Lineal angelegt erschien, der Sandsteinbau in makellosem Zustand, und dahinter die Kette der Aupiho, glühend im Licht der sinkenden Sonne.
    «Es ist schön hier», meinte sie anerkennend. Es schien ihr höflich zu sein, etwas in dieser Art zu sagen.
    «Seht es als Euer Zuhause an», sagte Degrelho großzügig und reichte ihr den Arm, um sie um die Kutsche herum auf das Haus zuzuführen. Wie angewurzelt blieb er stehen.
    Auf der Freitreppe, die Zügel seines Pferdes in Händen haltend, saß Victor. «Guten Abend, Vater», sagte er.
    ***
    Als die Nacht ihren Schleier von ihr nahm, lag sie auf einem Fußboden aus grob zusammengefügten Steinplatten, in deren Ritzen sich Moder und Feuchtigkeit stauten. Ihre Finger kratzten durch die dünne Moosschicht auf der Oberfläche der Steine. Der ekelerregende Geschmack von Blut und Erbrochenem

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