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Die Kinder des Ketzers

Die Kinder des Ketzers

Titel: Die Kinder des Ketzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Klink
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glauben», krächzte er.
    «Also. Dann mach, dass du weg kommst.»
    «Warum tut Ihr das?»
    Crestin atmete schwer. «Weil ich glaube, dass du unschuldig bist, und weil die niemals diese Möglichkeit auch nur in Betracht ziehen werden. Weil ich zugesehen habe, wie dein Vater und dein Onkel unschuldig gestorben sind, und ich diese Erfahrung ungern wiederholen möchte. Und weil man, wenn man einmal Verantwortung für ein Leben übernommen hat, diese nicht so einfach ablegen kann.»
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    «Wie… meint Ihr das?»
    «Ach, vergiss es! Hau ab, Kleiner! Allzu viel Zeit hast du nicht!»
    Hannes sah ihn einen Moment lang unschlüssig an. Dann flüsterte er: «Danke», und rannte in die Nacht.
    Er durchquerte das Nachttor ohne jedes Problem. Der Wachposten machte eine anzügliche Bemerkung, hat’s Spaß gemacht, hä?, und als Hannes sagte, war wie Weihnachten und Ostern an einem Tag, lachte er wiehernd und ließ ihn passieren. Erst als Hannes draußen an der Stadtmauer entlang in Richtung Porto Bello-Gardo rannte, merkte er, wie seine Beine zitterten.
    Catarino und Antonius erwarteten ihn wie angekündigt am Tor und fielen ihm beide gleichzeitig um den Hals, als er sie erreichte.
    «Du hast es geschafft!», jauchzte Catarino, und: «Gott, Janot, ich habe solche Angst um dich gehabt!», jammerte Antonius. Hannes befreite sich aus der Umarmung. «Wir müssen los», sagte er.
    Sie kletterten auf die Pferde, und Catarino lenkte ihr Tier auf die Straße nach Osten, in Richtung Niço und Italien.
    «Nein», sagte Hannes.
    Erstaunt blickte sie ihn an.
    «Es ist noch nicht vorbei», meinte Hannes. «Wir müssen nach Santo Anno dis Aupiho.» Und er wendete sein Pferd.
    ***
    Vor dem eisenbeschlagenen Tor einer wehrhaft anmutenden Burganlage zügelte Bardou die Pferde
    «Was ist das hier?», fragte Madaleno, die sich ans Fenster gedrückt hatte und ängstlich auf die bedrohlichen schwarzen Mauern starrte, die über ihnen aufragten.
    «Couvencour», sagte Beatrix und sprang ohne ein weiteres Wort aus der Kutsche. «Aufmachen!», schrie sie. «Macht das Tor auf, bitte!»
    Der Schatten eines Mannes erschien oben zwischen den Zinnen der Mauer. «Wer da?», fragte er misstrauisch.
    «Ich bin’s, Jan. Beatrix Avingou.»
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    Einen Moment herrschte Stille auf der Mauer. Dann sagte der Mann: «Ich komme.»
    Wenige Sekunden später quietschten die Riegel des Burgtores, und die großen Torflügel schwangen auf. Zwei Waffenknechte standen in der Einfahrt und sahen ihnen entgegen. Beatrix lief auf sie zu. «Jan, gut dich zu sehen… die Leute in der Kutsche sind Familienangehörige und Dienstboten von Frederi de Castelblanc. Ihr müsst sie verstecken, sie sind in großer Gefahr!»
    Der Waffenknecht schien von ihrem Ansinnen nicht sonderlich überrascht zu sein. «In Ordnung», sagte er und winkte Bardou zu, die Kutsche in den Hof zu lenken.
    «Noch etwas, Jan», sagte Beatrix. «Ich brauche ein Pferd. Jetzt gleich.»
    Jan nickte und machte dem anderen Waffenknecht ein Zeichen, worauf dieser sofort den Ställen zueilte.
    «Was habt Ihr vor?», fragte Bardou alarmiert.
    «Ich muss zu ihnen», sagte Beatrix.
    «Aber… Mutter Oberin, Ihr werdet dort nicht viel ausrichten können», wandte Bardou ein.
    Sie sah ihn an. «Kümmere dich um deine Herrin und die Kinder», sagte sie. «Ich kann dir nicht versprechen, dass einer von uns wiederkehren wird.»
    Der Waffenknecht kam mit einem gesattelten Pferd zurück. Er warf Beatrix einen skeptischen Blick zu. «Könnt Ihr so überhaupt reiten, Schwester, mit diesem… diesem…»
    «So etwas nennt man Habit», sagte Beatrix, «und, ja, ich kann damit reiten.» Und mit erstaunlicher Gewandtheit schwang sie sich in den Sattel und galoppierte zum Tor hinaus.
    ***
    Cristino stolperte in ihren schmalen Schühchen hinter Victor her, der sie mit eisernem Griff vorwärts zog, wobei er fortwährend:
    «Schnell, schnell, schneller» vor sich hin murmelte. «Was ist denn eigentlich los?», keuchte sie verständnislos. «Wo ist dein Vater?
    Kommt er denn nicht mit?»
    «Mein Gott, red nicht, lauf!», stöhnte Victor.
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    «Nein!» Cristino blieb stehen, ungeachtet Victors Versuchen, sie weiterzuzerren. «Erst will ich wissen, was hier los ist!»
    «Fang jetzt nicht an zu spinnen!», flüsterte Victor verzweifelt.
    «Verflucht, Cristino, sie sind hier!»
    «Wer? Wer ist hier?»
    «Der Genevois und seine Bande, verdammt noch mal!»
    Sie schluckte. «Aber wie… wie haben die mich gefunden? Uns ist doch keiner gefolgt.

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