Die Kinder des Ketzers
spärlichen Haare fuhr. «Ich kann es nicht versprechen, es tut mir leid!»
Couvencour stieß einen wütenden Fluch aus. «Falls Degrelho oder dieser Vascarvié zurückkommt, ist es um ihre Überlebenschancen hier auch nicht besser bestellt», sagte er mit rauer Stimme.
«Also los, auf nach Couvencour!»
Mergoult starrte Fabiou aus zusammengekniffenen Augen an.
«Nun gut», sagte er. «Dann werden wir Euch eben begleiten. Ich weigere mich, Euch zu verlassen, bevor Ihr mir nicht erzählt habt, worum es bei dieser ganzen Geschichte eigentlich gegangen ist.»
Fabiou warf Rouland de Couvencour einen fragenden Blick zu.
«Von mir aus», knurrte Couvencour.
«Das ist ein Wort!», rief der Buous begeistert aus. «Das lassen wir uns nicht entgehen, nicht wahr, Jaume?»
Der Bonieus nickte grimmig. «Selbstverständlich nicht! – Wer ist eigentlich Louise?»
Ingelfinger und Corbeille waren die Letzten, die in den Hof hinaustraten. Nebeneinander stehend sahen sie zu, wie alle ihre Pferde suchten und sich in die Sättel schwangen. Sébastien half Couvencour, Louise vor sich aufs Pferd zu ziehen. Dann ritt Couvencour als Erster vom Hof, und die anderen folgten ihm.
Corbeille und Ingelfinger blieben stehen, bis das letzte der Pferde zwischen den Bäumen verschwunden war. «Tja, das war es dann also», sagte Corbeille. Er grinste. «War nett, zur Abwechslung mal mit dir zusammenzuarbeiten.»
«Ganz meinerseits», sagte Ingelfinger mit einer angedeuteten Verbeugung.
***
989
Sie ritten in einen kühlen, klaren Morgen hinein. Es kostete sie nur eine gute Stunde, über einen schmalen Pass die Südseite der Aupiho und den halsbrecherisch steilen Pfad zu erreichen, der zu der kleinen alten Burg auf halber Höhe der Bergkette führte. Ein Diener öffnete, als sie Couvencour erreichten. «Senher!», schrie er. «Was ist passiert, Senher? Senher, es ist Besuch da!»
«Ich weiß schon, ich weiß!» Couvencour ließ sich vom Pferd gleiten und trug Louise auf das Wohngebäude zu.
Fabiou nahm nicht allzu viel wahr von dem Gebäude, dessen enge Steinstiegen er hinter Couvencour, Sébastien und Frederi emporkletterte. Er fühlte sich seltsam aufgeräumt, distanziert. So als sei er nur ein unbeteiligter Beobachter eines eigentümlichen Spieles, der einzige denkende Mensch in einem Tanz von Narren. Still sah er zu, wie Rouland de Couvencour Louise Degrelho auf einen Diwan im kärglichen Salon im ersten Stock des Wohnturms bettete, still sah er zu, wie Cristino erneut daran ging, ihre Wunde zu versorgen. «Die Chance, dass sie das überlebt, ist minimal», sagte Bruder Antonius kopfschüttelnd. «Die Lungenverletzten, die nicht sofort sterben, fallen in der Regel dem Wundfieber zum Opfer.»
«Wir werden sehen», erklärte Cristino selbstbewusst. Ein Diener trat in den Raum und verkündete, dass ein Besucher am Tor sei. Couvencour riss sich von Louises Lager los und lief die Treppe hinunter, und Fabiou folgte ihm in einem Anflug erschöpfter Neugierde. Im Hof drängte sich noch immer das Mergoult’sche Rettungskommando und die übrigen Überlebenden jener seltsamen Nacht und starrten auf zwei Reiter, die vor dem Tor hielten, das der Diener geöffnet hatte. Es waren Mèstre Crestin, der Viguié von Ais, und Laballefraou, sein oberster Arquié. «Was wollt Ihr hier?», herrschte Couvencour sie an. «Wollt Ihr mich verhaften? Oder meinen Sohn?
Er ist nicht hier, mein Sohn, also lasst uns in Ruhe!»
Crestin sah seufzend auf den Hals seines Pferdes. «Ich bin nicht hier, um jemanden zu verhaften», sagte er. «Im Grunde bin ich überhaupt nicht in meinem Amt als Viguié hier. Im Grunde möchte ich zu Baroun de Bèufort.»
Couvencour runzelte die Stirn. «Was wollt Ihr von ihm?», fragte er, als Fabiou beharrlich schwieg.
990
Crestin sah Fabiou an. «Dass er seinen Teil unserer Abmachung erfüllt», sagte er.
«Ach», sagte Couvencour. «Und was wäre das?»
«Die Wahrheit», sagte Crestin.
991
Kapitel 21
in dem der Wahrheit zu ihrem Recht verholfen wird C’est fait j’ay decidé le cours de mes destins
j’ay vescu j’ay rendu mon nom assez insigne
ma plume vole au ciel pour estre quelque signe
loin des appas mondains qui trompent les plus fins. Es ist getan, ich habe den Lauf meines Schicksals entschieden; ich habe gelebt, ich habe meinen Namen bedeutend genug gemacht; meine Feder fliegt zum Himmel, um ein Zeichen zu sein fern der weltlichen Versuchungen, die die Besten täuschen. Pierre de Ronsard, französischer Poet
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