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Die Kinder des Ketzers

Die Kinder des Ketzers

Titel: Die Kinder des Ketzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Klink
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betrat den Raum mit dem ersten Strahl der Morgensonne, der durch das hohe Fenster fiel und einen rötlichen Lichtpunkt auf die seidenüberspannte Wand zauberte. Er blieb stehen, betrachtete mit gerunzelter Stirn die Menschen, die vor ihm in der Halle standen, allesamt blasse, übernächtigte Gesichter, wie die späten Heimkehrer eines rauschenden Festes. Hinter ihm betraten eine Reihe von Gerichtsdienern sowie Mèstre Crestin und vier seiner Arquiés den Saal. Vascarviés Beispiel folgend machten sie 982
    ein unintelligentes Gesicht und blieben stehen. Nur einer trat vor, ein gewinnendes Lächeln auf dem Gesicht. «Docteur Vascarvié! Es scheint, dass sich unser Weg in der Tat gelohnt hat.» Ingelfinger lachte ungläubig. Mergoult machte ein wenig freundliches Gesicht. Der Sprecher war Corbeille.
    Zu Fabious grenzenlosem Erstaunen verneigte sich Vascarvié
    vor Corbeille. «Eure Exzellenz…», sagte er.
    «Exzellenz?», echote Frederi ebenso perplex.
    «Seine Exzellenz Monsieur Corbeille, der Procureur du Roi en Affaires Exeptionelles !», erklärte Vascarvié schulmeisterlich den Anwesenden. «Ihm war zu Ohren gekommen, dass hier an diesem Ort ein Verbrechen geplant war.»
    «Ach. Ist das so!» Estève de Mergoult zog ärgerlich die Augenbrauen hoch. Vascarvié wich seinem Blick aus, er wirkte etwas verlegen.
    Mèstre Ingelfinger trat vor. Er feixte. «Wirklich gut, dass Ihr da seid, Docteur, sehr gut… Ich fürchte, wir haben in der Tat ein furchtbares Verbrechen zur Anzeige zu bringen, eine wahrhaft grässliche Untat…» Er seufzte bekümmert. Sein Blick suchte nach Victor. «Baroun Degrelho, so schwer es mir fällt, das zu sagen, hat versucht, die Barouneto de Bèufort durch einen gedungenen Mörder töten zu lassen. Und damit nicht genug. Es gibt hinreichende Indizien dafür, dass er auch hinter den Morden der vergangenen Wochen steckt und dass er selbst es darüber hinaus war, der vor dreizehn Jahren seinen Bruder samt seiner Familie ermorden ließ, offensichtlich um sich dessen Erbe anzueignen.»
    Vascarvié sah ihn an, als wäre er ein Geist oder wahnsinnig oder beides. «Dann ist es also in der Tat wahr?», fragte er ungläubig. Sein fassungsloser Blick ging nach rechts, dorthin, wo Victor am Treppengeländer lehnte. «Senher, ist das wahr?»
    Victor trat vor. Mehr denn alle anderen sah er aus, als habe er eine durchzechte Nacht hinter sich, und auch seine Stimme klang vollkommen verkatert. «Ja. Es ist wahr», sagte er leise. Er zitterte von Kopf bis Fuß.
    «Und das ist noch nicht alles!», begann Fabiou. «Er hat…» Er brach ab. Corbeille hatte ihm die Hand auf die Schulter gelegt. «Die Einzelheiten werden wir später besprechen, Baroun de Bèufort», 983
    meinte er ruhig. Halt verdammt noch mal den Mund, sagte sein wütender Blick.
    «So», sagte Vascarvié. Dann erstarrte er und blickten auf den leblosen Körper im Eingang des Seitenkorridors. «Gütiger Himmel!», rief er aus. «Wer hat die fromme Schwester getötet?»
    «Es war Baroun Degrelho», erklärte Frederi. «Mutter Consolatoria ist ihm in den Weg getreten, als er geflohen ist.»
    Vascarvié hatte die Stirn gerunzelt. «Geflohen? Vor wem bitte ist er geflohen?», fragte er.
    «Nun, vor Senher Mergoult und seinen Begleitern.»
    «Aha», machte Vascarvié. Dann fiel sein Blick auf die beiden Leichen vor der Treppe. «Und wer sind die?»
    «Oh… Landsknechte», erklärte Frederi, und als er Vascarviés ungläubigen Blick sah, fügte er rasch hinzu: «Der Mordgeselle hatte sie mitgebracht.»
    «Er hat Landsknechte mitgebracht. Um ein junges Mädchen zu ermorden.» Vascarvié hatte die Stirn gerunzelt. Da war ein Fünkchen Misstrauen in seinen Augen.
    «Sie haben offensichtlich damit gerechnet, dass wir Barouneto Cristino zu Hilfe kommen», mischte der Mergoult sich ein. Die Falten auf Vascarviés Stirn vertieften sich. «Sagtet Ihr gestern Abend nicht zu mir, Ihr hättet soeben erst von dem geplanten Mordanschlag erfahren? Wie konnte der Mörder dann mit Euch rechnen?»
    «Nun… vermutlich hat er dann mit dem Eingreifen des Cavaliés gerechnet…»
    Mit schiefem Gesicht musterte Vascarvié Frederi de Castelblanc von Kopf bis Fuß. Offenbar schien es ihm nicht sehr wahrscheinlich, dass jemand einen Trupp Landsknechte zur Unterstützung brauchte, um ihn auszuschalten.
    «Der Comte de Trévigny war schließlich auch bei mir», meinte Frederi.
    Vascarviés Augen gingen skeptisch von einem zum anderen.
    «So», sagte er. Er wandte sich Cristino

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