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Die Kinder des Ketzers

Die Kinder des Ketzers

Titel: Die Kinder des Ketzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Klink
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verkleidet. Wenn jemand fragte, sagte ich, dass unsere Eltern an der Pest gestorben seien und wir auf dem Weg zu unserem Onkel in Avignoun waren. Schließlich erreichten wir Couvencour, und diesmal hatten wir 1025
    Glück. Die Diener kannten uns und glaubten uns unsere Geschichte glücklicherweise auch. Dass sie uns versteckten, war so ungewöhnlich nicht, in Roulands Auftrag hatten sie schon ganz andere Leute versteckt. Wir verbrachten den ganzen Winter hier in der Burg. Wenn jemand kam, versteckten wir uns im Keller. So ging das, bis im Frühling Rouland de Couvencour zurückkehrte.»
    «Als ich in Marsilho ankam, erfuhr ich, dass meine Frau und mein Sohn sich auf dem Weg dorthin die Pest geholt hatten», sagte Rouland de Couvencour. «Einen Tag vor meiner Ankunft waren sie gestorben. Vier Tage später traf die Nachricht von Hectors Ermordung ein. Mir war klar, dass ich aller Voraussicht nach der Nächste auf der Liste war, aber es war mir in dieser Situation ziemlich egal. Ohne meinen Schwager, Julias Bruder, hätten sie mich sicher auch noch erledigt. Die Galleppos besaßen ein wohlhabendes Handelsunternehmen in Marsilho. Mein Schwager packte mich auf das nächste Schiff, das den Hafen verließ, und ließ mich zu seinem Vetter nach Perugia bringen. Dort blieb ich fast ein Jahr lang. Dann erreichte mich eine Nachricht von einem Verwandten, dass Hectors Töchter sich vor einem Mordanschlag ihres Onkels in mein Haus geflüchtet hatten.»
    «Ihr habt ein gewaltiges Risiko auf Euch genommen, als Ihr zurückkehrtet, Senher Couvencour», meinte der Bouliers nachdenklich. «Maynier hätte Euch töten lassen können.»
    Couvencour seufzte. «Was hätte ich tun sollen? Die Mädchen nach Italien holen? Sie auf eine gefahrvolle Reise übers Land und übers Meer schicken? Eine solche Reise hatte Hector, Justine, Daniel und meiner Familie das Leben gekostet. Was wenn Louise und Agnes verfolgt worden waren, wenn ihre Verfolger vor der Burg lauerten und nur darauf warteten, dass sie deren Schutz verließen?
    Und sie einfach dort in der Obhut der Diener lassen? Ich war verschollen, ohne einen Erben oder Bevollmächtigten zu hinterlassen. Falls Maynier und seine Rechtsverdreher es gewollt hätten, hätten sie mich jederzeit für tot erklären und sich meine Burg unter den Nagel reißen können. Einen rechtlich gesicherten Raum bot Couvencour nur mit mir darinnen, so viel war klar.» Er seufzte erneut.
    «Denkt nicht, dass ich nicht nach Alternativen gesucht habe. Vor Gericht zu ziehen, an den König zu schreiben, befreundete Adli1026
    ge um Hilfe zu bitten. Aber wem konnte ich trauen, wer war unter dem Eindruck der Ereignisse noch bereit, sich gegen Mayniers Verbündete zu wenden, welches Gericht war noch frei von seinem Einfluss? Schließlich wurde mir klar, ich musste zurück und ich musste selbst versuchen, die Mädchen zu beschützen. Ich war es Hector einfach schuldig.»
    «Und Maynier ließ Euch am Leben?», fragte Crestin erstaunt.
    «Es war eigentümlich, was dann geschah, zumindest aus damaliger Sicht», erklärte Senher Couvencour. «Natürlich dauerte es einige Wochen, bis Maynier von meiner Rückkehr erfuhr. Ich weiß
    nicht, womit ich gerechnet habe, dass er eines Tages mit einem Söldnerhaufen vor der Tür stünde und Couvencour belagerte, dass er mir die Inquisition auf den Hals hetzen oder hinter jeden Baum im Umkreis von zwanzig Meilen einen Meuchelmörder postieren würde… Tatsächlich geschah erst einmal gar nichts. Dann, eines Tages, meldete sich ein Besucher am Tor. Es war der Jansoun.»
    Couvencour rang nach Luft. «Wenig in meinem Leben ist mir so schwergefallen, wie mich mit Mayniers Neffen an einen Tisch zu setzen, als ob nichts geschehen sei, zumal ich überzeugt war, dass dies nur der Auftakt zu einer neuen Teufelei des Parlamentspräsidenten sein konnte. Das Gespräch überraschte mich daher auch ziemlich. Zwar ließ der Jansoun es sich nicht nehmen, mir offen mit dem Tod zu drohen, aber zwischen den Zeilen machte er mir ein Zugeständnis nach dem anderen. Letztlich sah sein Angebot so aus: Wenn ich in Couvencour bliebe und keine Anstalten machte, Maynier anzufeinden, würde man mich in Ruhe lassen. Heute weiß
    ich, dass dies die Zeit war, in der zum ersten Mal von einer möglichen Untersuchung des Arrêt de Mérindol durch ein königliches Gericht die Rede war und dass sie sich in dieser Situation einen weiteren Mord schlichtweg nicht leisten konnten. Damals hatte ich davon keine Ahnung, ich hatte

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