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Die Kinder des Ketzers

Die Kinder des Ketzers

Titel: Die Kinder des Ketzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Klink
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habe mich mitschuldig gemacht›. Er geht zur Beichte, zu einem Bruder Servius, was ihm keinen Trost zu bringen scheint, er überlegt sich, die Sache vor Gericht zu bringen, hat aber keine Beweise…»
    «Bruder Servius?», rief Frederi Jùli. «So hieß doch auch der, der ermordet worden ist!»
    Fabiou und Bruder Antonius fuhren gleichermaßen auf. Doch dann schüttelte Antonius nur den Kopf. «Das ist ein häufiger Name in den hiesigen Klöstern. Es ist gewiss nicht dieser Bruder Servius gewesen.»
    «Er könnte es aber gewesen sein», meinte Fabiou nachdenklich.
    «Er könnte, ja», gab Bruder Antonius widerstrebend zu.
    «Dann kommt dieser Traum vom heiligen Michael», fuhr Fabiou fort. «Und nun spricht Trostett von einem obskuren Richter, wobei es ganz danach klingt, als ob er wünscht, dass dieser Richter die Schuldigen tötet.» Fabiou grinste jetzt von einem Ohr zum anderen, die Sache nahm Gestalt an. 177
    «Der Graf, der Richter, Carfadrael – Jesus, das ist doch aussichtslos! Wir finden nie ‘raus, was dieser Verrückte mit all dem gemeint hat!», rief Catarino.
    «Merkt ihr es denn nicht?», rief Fabiou mit leuchtenden Augen.
    «Symbole! Trostett arbeitet im großen Stil mit symbolträchtigen Formulierungen. Das sind Hinweise, ganz konkrete Hinweise, dazu gedacht, dass einer sie entschlüsselt. Und auf alle Fälle weisen die letzten beiden Absätze eindeutig darauf hin, dass Trostett seinen Tod nicht nur vorausgesehen, sondern ihn letztlich selbst herbeigeführt hat.»
    «Selbst herbeigeführt? Wie kommst du darauf?», fragte Bruder Antonius entgeistert.
    «Ich sag’s ja – Selbstmord», stellte Catarino zufrieden fest.
    «Denkt doch mal nach!», rief Fabiou begeistert. «Er bezeichnet sich als Lamm! Wofür steht das Lamm als Symbol?»
    «Christus», antwortete Bruder Antonius verständnislos.
    «Ja, und wofür steht Christus?» Fabiou sah ihn beschwörend an.
    «Das Heil der Welt?», schlug Antonius vor.
    Fabiou raufte sich die Haare. «Das Opferlamm! Das freiwillig in den Tod geht! Begreift ihr nicht? Er hat sich geopfert!»
    «Und wofür?», fragte Cristino hilflos.
    «Als Sühne für seine Schuld, wie er sagt. Seht euch den letzten Abschnitt an! Es ist wirklich sein Testament! Er ist auf dem Weg zu seinem persönlichen Opferblock!»
    «Auf dem Weg zu seinem persönlichen Opferblock!», äffte Catarino nach. «Der Herr Poet ist mal wieder in Hochform!»
    «Nun gut, das mag alles sein», meinte Bruder Antonius. «Aber wer ist der Richter, und worum, um Himmels willen, geht es bei der ganzen Sache eigentlich?»
    Fabiou hob die Schultern. « Merveilleux !», rief Catarino aus.
    «Und was bringt uns deine tolle Analyse jetzt? Wir wissen, dass irgendwann irgendein Verbrechen geschehen ist und dass dieser Trostett das Gefühl hatte, alles sei seine Schuld, und sich deshalb von irgendjemandem umbringen lässt. Hervorragend. Du glaubst doch nicht im Ernst, dass das dem Gericht dabei hilft, den Mörder zu fassen!»
    178
    «Wir haben ein paar konkrete Hinweise», meinte Fabiou gelassen. «Ein paar Namen.» Er lief zu der drehbaren Schiefertafel, die Frederi für den Unterricht seines Sohnes ins Studierzimmer hatte stellen lassen, nahm ein Stück Kreide und schrieb in großen Lettern an den Kopf der Tafel: Qua nomina tenemus – Welche Namen haben wir?
    «Jesus und Maria, könntest du vielleicht in allgemeinverständlichem Französisch schreiben?», stöhnte Catarino. Fabiou schnaubte «Latein ist die Sprache der Logik!», sagte er brüskiert.
    «Ich kann aber kein Latein», meinte Frederi Jùli.
    «Deswegen ist Antonius ja da – damit du es lernst!», erklärte Fabiou, aber er wischte doch den Satz mit der Hand aus und schrieb stattdessen: Quels noms avons-nous ? Und darunter fügte er an: Petri. Rablois. Bruder Servius. Quadriga. Carfadrael.
    «Ich denke, die letzten beiden helfen uns nicht sonderlich weiter», gab Bruder Antonius zu bedenken. «Wir werden uns wohl auf die ersten drei konzentrieren müssen.»
    «Wobei…», murmelte Catarino, «irgendwie kommt mir dieses Carfadrael bekannt vor.»
    «Ach…» Fabiou tat den Einwurf mit einer Handbewegung ab. Catarinos Missachtung seiner Beweisführung ärgerte ihn gewaltig.
    «Das Einfachste wird sein, diesen Petri ausfindig zu machen», führte Bruder Antonius seine Überlegungen fort. «So viele deutsche Kaufleute wird es in Ais nicht geben. Das mit Bruder Servius stelle ich mir schwieriger vor. Wie gesagt, der Name ist nicht ganz selten.»
    «Ich meine

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