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Die Kinder des Ketzers

Die Kinder des Ketzers

Titel: Die Kinder des Ketzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Klink
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zwei Tage später.»
    Bruder Antonius schüttelte den Kopf. «Das ist ziemlicher Unsinn. Quasimodo ist der Sonntag nach Ostern. Am Sonntag arbeiten die Gerichte schließlich nicht, also können da auch keine Todesurteile gefällt werden.»
    «Hm», machte Fabiou. «Und der letzte Teil – die Quadriga…
    eine Quadriga ist doch ein Pferdegespann, oder?»
    «Ja. Ein Gespann aus vier Pferden», antwortete Bruder Antonius.
    «Pferde? Er schreibt von Pferden?», fragte Catarino entgeistert.
    «Das ist bestimmt symbolisch gemeint!» Fabiou verdrehte die Augen. «Dann heißt es hier: wer waren sie schon, ein paar Abenteurer, verrückte Schwärmer, Utopisten… Utopisten…»
    «Was heißt das, Utopisten?», fragte Frederi Jùli neugierig.
    «Utopisten sind Leute, die nach einer idealen Gesellschaftsform suchen», erklärte Bruder Antonius. «Man nennt sie so nach einem berühmten Buch von einem Engländer – Utopia.»
    «Ach», sagte Frederi Jùli.
    Fabiou tippte ungeduldig auf die Tischplatte. «Dann der nächste Abschnitt», fuhr er fort. «Hier kommt eine eigentümliche Bemerkung: ‹So viele haben wir verraten, es gehört zum Geschäft›. Ein 175
    ungewöhnlicher Satz für einen einfachen Kaufmann, findet ihr nicht auch?»
    Bruder Antonius zuckte mit den Achseln. «In der Handelswelt werden oft harte Kämpfe ausgefochten. Ich weiß nicht, ob uns das so erstaunen sollte.»
    «Vielleicht war er ja auch ein Attentäter, der den König umbringen wollte, und ein Geheimkommando der königlichen Leibwache hat ihn getötet», rief Frederi Jùli aufgeregt.
    «Den König töten? In Ais?» Catarino schüttelte den Kopf. Selten so einen Quatsch gehört, sagte ihr Blick.
    «Es geht dann um Kinder, denen etwas zugestoßen ist», meinte Fabiou. «Und dann nennt er einen Namen – Petri… das kommt mir irgendwie bekannt vor.»
    «So heißt der Kaufmann in Ais, zu dem er wollte», entgegnete Antonius.
    «Hm… das könnte eine Spur sein…» Fabiou runzelte nachdenklich die Stirn. «Der nächste Abschnitt handelt wieder von einem Verrat, aber diesmal ist nicht Trostett der Verräter, sondern ein anderer, und er weiß nicht wer. Drei Möglichkeiten, sagt er, ich schätze, er meint, es gibt drei Personen, die als Verräter in Frage kommen. Leider nennt er jetzt wieder keine Namen.»
    «Im nächsten Abschnitt scheint Trostett einen Entschluss gefasst zu haben, wahrscheinlich aufgrund der Überlegungen, die er vorher angestellt hat», meinte Antonius. «Er will einige Leute aufsuchen, in der Hoffnung, dass sich einer von ihnen verrät.»
    «Vielleicht die drei möglichen Verräter?», schlug Fabiou vor.
    «Gut denkbar. Der nächste Abschnitt handelt auf jeden Fall in der Tat davon, dass er jemanden aufsucht. Nur dass es dort überhaupt nicht um die Entlarvung eines Verräters geht. Sondern um eine ziemlich abstruse Auferstehungsgeschichte.»
    «Er spricht von einem Grafen…», murmelte Fabiou. «Der letzte auf der Liste. Die Liste der möglichen Verräter? Und dort begegnet er ihm. Wem? Ein Rächer, auferstanden von den Toten…
    Im nächsten Abschnitt geht es um Ais und um ein Testament, das jemand hinterlassen hat. Dann ein rätselhafter Einwurf: ‹Seltsam dass gerade diese drei überlebten›. Die drei möglichen Verräter?
    Denkbar. Dann eine ebenso rätselhafte Frage: Wer war die Frau?»
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    Fabiou sah auf, warf einen nachdenklichen Blick aus dem Fenster.
    «So unverständlich das jetzt alles ist, ich denke, eines dürfen wir als gesichert annehmen: Trostett stellte Nachforschungen an. Warum?
    Vermutlich, um jenen Verräter zu entlarven. Einen Menschen, der seine Freunde verraten hat und sie dadurch ins Verderben stürzte. Er macht sich Vorwürfe, diesen Leuten nicht geholfen zu haben, und sucht seine Absolution, indem er versucht, den Schuldigen zu überführen. Klingt doch logisch, oder?»
    «Logisch. Aber nicht sehr konkret», meinte Bruder Antonius.
    «Aber immerhin gibt so alles einen Sinn! Schauen wir weiter: Seine Nachforschungen scheinen erfolgreich zu verlaufen, wie der nächste Abschnitt andeutet. Bezüglich der Frau hat er etwas herausgefunden: ‹Rablois. Es war dieselbe.›»
    «Was heißt Rablois?», fragte Frederi Jùli.
    «Es könnte ein Name sein», meinte Antonius.
    «Könnte, ja. Tja, und im nächsten Abschnitt scheint es gerade so, als habe Trostett sein Rätsel gelöst. Und mehr denn je ist er der Überzeugung, sich fürchterlich versündigt zu haben – ‹Ein furchtbares Verbrechen ist geschehen, und ich

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