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Die Kinder des Ketzers

Die Kinder des Ketzers

Titel: Die Kinder des Ketzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Klink
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käme – hierher!» Wieder kicherte sie.
    So ging es weiter. Nach zehn Minuten in Alessias liebevoller Gesellschaft waren die Bèufort-Zwillige über alles informiert, was derzeit in Paris und Ais und somit im Rest der Welt à bzw. hors de la mode war. Sie wussten, dass man nur noch die Nouvels amours von Ronsard spielte und dass Blau die Farbe der Saison war, dass man nicht mehr merveilleux und ma mie sagte, sondern 187
    intrigant und ma petite , dass ein chevalier jetzt ein gentilhomme war, ein blöder Kerl kein boef mehr, sondern ein crapeau und ein hässliches Weib eine sorcière anstelle einer mouche, und dass man die Protestanten jetzt Razats und die extremen Katholiken Car- cisten nannte. Sie wussten, dass die Jüngste der Bompar sich mit dem mittleren der St. Honoré traf, dass die Tochter der l’Evesque in circonstances delicats war, und das von einem gewissen Eygesière
    – einem Bourgeois, stellt euch vor! –, und dass ein Mitglied der Familie d’Aiguines von seiner Frau dabei ertappt worden sei, wie er etwas getan habe, was sie nicht auszusprechen wage, noch dazu mit einem Diener! Weder Catarino noch Cristino hatten eine Ahnung, was sie damit sagen wollte, doch sie nickten verständnisvoll.
    «Oh, aber den muss ich euch unbedingt vorstellen – der junge Herr, der so unermesslich in der Gunst des Ersten Parlamentspräsidenten steht, dass ihm jeder eine glänzende politische Karriere vorhersagt. Man munkelt, der Grund für diese Gunst sei freilich, dass der Parlamentspräsident in Wirklichkeit sein leiblicher Vater ist, wenn dies die Familie auch natürlich niemals zugeben würde. Bonsoir, Baroun de Mergoult – darf ich Euch meine neuen Freundinnen vorstellen – Cathérine und Chris-äh-tine de Beaufort, richtig?»
    Es war in der Tat Alexandre de Mergoult, der sich umdrehte, weg von seinen Gesprächspartnern, zwei jungen Herren in seinem Alter. Er hielt ein Glas Rotwein in der einen Hand, einen Hähnchenschlegel in der anderen, und Catarino holte tief Luft neben Cristino angesichts der kraftvollen Bewegung, mit der er seinen Kopf zu ihnen herumschwang, dass das volle schwarze Haar in seine Stirn flog. «Oh, die Desmoiselles de Castelblanc», sagte er mit einem Blick, der jetzt auch Cristino weiche Knie bescherte, dann sah er sich suchend um, drückte einem seiner verblüfften Freunde das Hühnerbein in die Hand, nahm dem anderen eine Serviette aus der Hand, um sich daran artig, wie es der neuen Sitte entsprach, die Hände und den Mund abzuwischen, und griff dann nach Cristinos Rechten, um ihr einen sanften Handkuss aufzudrücken.
    «Willkommen in Aix », sagte er. «Eure Schönheit ziert diese Gesellschaft, Mademoiselle .» Cristino schoss das Blut in den Kopf, während Alessia eher blässlich dreinsah. «Ihr kennt Euch?», fragte sie geziert.
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    «Aber sicher – die Damen und ich sind beinahe Nachbarn», sagte Mergoult lächelnd. Catarino schob sich nach vorne, Mergoult ein liebreizendes Lächeln schenkend, woraufhin er auch ihr einen flüchtigen Kuss auf die Hand hauchte, ohne die Augen dabei wirklich von Cristino zu lassen. Catarinos Lächeln begann, einiges von seinem Liebreiz zu verlieren.
    «Nun, dann lasst uns weitergehen», meinte Alessia hastig und griff nach Cristinos Arm, doch Mergoult kam ihr zuvor. «Warum so eilig? Die jungen Damen haben sicher noch nicht das buffet probiert. Darf ich Euch etwas bringen, Cristino? Etwas Wein vielleicht? Und ein paar Trauben?»
    «J…ja…», hauchte Cristino, die abwechselnd rot und blass wurde.
    «Ich hätte gerne ein Stück Melone», brachte sich Catarino in Erinnerung.
    «Und ihr, Mademoiselle Sault?»
    «Der Wein genügt – eine Dame frisst nicht wie ein Bauernlümmel», meinte Alessia spitz.
    «Nun gut.» – Mergoult lächelte – «Trauben für Mademoiselle Cristino, ein Stück Melone für Mademoiselle la Soeur , r und Wein pur für Mademoiselle Baronette de Sault!» Er verschwand in Richtung Buffet, um wenige Augenblicke später zurückzukehren, drei Gläser Rotwein zwischen die Finger der rechten Hand geklemmt, eine triefende Melone und eine Rispe schwarzer Trauben auf der Handfläche der linken balancierend. « Mesdemoiselles , voilá !»
    Es hätte Catarino gewundert, wäre es ihm in der Tat gelungen, auf diese Weise die Weingläser zu verteilen, und sie hielt sich tunlichst im Hintergrund, während Alessia sich an Cristino vorbeidrängelte und versuchte, Mergoult ausgerechnet das Weinglas aus der Hand zu nehmen, das er zwischen

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