Die Kinder des Ketzers
herunterrieselte. «Vielen Dank, Monsieur le Baron», meinte Trévigny. Seine Stimme hatte einen leicht spöttischen Unterton. «Was ist eigentlich aus unserem wackeren Seigneur de Couvencour geworden, Mademoiselle, Eurem furchtlosen Retter? Seid Ihr ihm noch einmal wiederbegegnet?»
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Cristino schüttelte den Kopf und spürte, dass sie rot wurde, ohne recht zu wissen, warum.
«Da kommen die Musikanten!», jauchzte Catarino.
In der Tat. Es waren fünf an der Zahl, alle in Rot gekleidet, bewaffnet mit Gamben, Flöten, Zinken und Cornetten. Die Herrin des Hauses scheuchte sie eilig in eine Ecke, wies die Diener an, sie mit Wein und Brathuhn zu versorgen, und orderte gleich eine Sonette von Petrarca als Eröffnungsstück. Der Sänger der Gruppe stellte sich in Positur, die Gambe zupfte los, holprig fiel ein Tambourin ein, während der mit der Cornette noch an seinem Instrument herumschraubte und der Flöter sich ein Bier holen ging. Den Sänger störte die reduzierte Besetzung nur wenig, aus vollem Halse schmetterte er Zeile für Zeile, während die Dame Ardoche strahlend vor der Gruppe stand und beifallheischende Blicke in Richtung ihrer Gäste schickte. Die Begeisterung der Anwesenden hielt sich jedoch in Grenzen, obwohl das Tambourin tatsächlich noch bis zur Coda in den Rhythmus fand und die Gambe ein paar richtige Akkorde traf, lediglich die gnadenlosen Petrarca-Fanatiker
– zumeist weiblich und zwischen vierzig und fünfzig – seufzten verzückt. Wie kann man Petrarca nur so verunstalten, murmelte Fabiou, und immer diese altmodische Musik, stöhnte Catarino, warum können die nicht mal etwas Vernünftiges spielen?
Was Fabiou betraf, so hielt er sich tunlichst im Hintergrund, um eventuellen Avancen der anwesenden Damenschaft zu entgehen. Umso mehr, nachdem ihm Alexandre de Mergoult unter den Festteilnehmern aufgefallen war. Aller Voraussicht nach war dessen jüngerer Bruder Jean de Mergoult nicht weit, und Fabiou, der nicht im Entferntesten an einem Wiedersehen mit Letzterem interessiert war, zog sich vorsichtshalber in die hinterste Ecke des Saales zurück, wo ein paar Herren mittleren Alters in bequemen samtüberzogenen Sesseln saßen und aus kleinen dunklen Gläsern Branntwein tranken. Er setzte sich auf einen Fenstervorsprung, leidlich verborgen durch einen purpurfarbenen Samtvorhang, und blickte auf die abendliche Straße hinab, von der sich in diesem Moment die letzten Strahlen der untergehenden Sonne verabschiedeten. Noch bestand das Treiben dort unten aus Pferden und Eseln und Menschen in braunen und schwarzen Gewändern, doch schon 192
schickte die Dunkelheit sich an, alles in ein undurchsichtiges Gewimmel aus ineinander zerfließenden Schatten zu verwandeln. Der Viguié hatte recht, wenn dort unten einer das Messer herauszog und zustach, würde keine Polizei der Welt ihn in den düsteren Gassen mehr finden; wie viel aussichtsloser war es, einen Räuber in den Wäldern des Luberoun ausfindig zu machen. Wie viel aussichtsloser, den Mörder eines Ausländers zu finden, wo die einzigen Spuren ein deutscher Kaufmann namens Petri und der mit Blut gekritzelte Name eines Heiligen sind.
Fabiou lehnte sich zurück gegen den Fensterrahmen und schloss die Augen. Er musste nachdenken, in Ruhe. Es gibt für jedes Problem eine logisch erfassbare Lösung, auch für dieses. Irgendwo in den rätselhaften Zeilen von Trostetts Schreiben lag ein Geheimnis verborgen und wartete auf seinen Entdecker. Er musste zu Petri, musste herausfinden, was diesen mit Trostett verband, und er musste sich weiter über die Antonius-Jünger informieren. Es gab eine Antwort, man musste sie nur finden!
«Ah, Cavalié, wie schön Euch zu sehen!» Fabiou sah auf. Einer der Herren mit dem Branntwein, eine große, stattliche Gestalt mit hoher Stirn und eisgrauen Haaren, war aufgestanden und wies mit einer einladenden Handbewegung auf einen Stuhl, die niemand anderem als dem Cavalié de Castelblanc galt. Frederi trat näher mit seiner üblichen etwas steifen Haltung, ergriff die dargebotene Rechte und nickte dem Herrn knapp zu. «Senher d’Estrave, guten Abend.»
«Meine Herren, Ihr kennt den Cavalié de Castelblanc?», fragte Estrave in die Runde. «Ein alter Bekannter aus echtem, altem, provenzalischem Adel. Und vor allem ein vorbildlicher Katholik. Cavalié, Senher Miquéu de St. Roque, Senher Bertrand de Bossard, Gaspard Forbin – der Senher de Jansoun –, sein Bruder – Jean-Baptiste Forbin –, und Pierre Sazo, der Senher de
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