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Die Kinder des Saturn

Die Kinder des Saturn

Titel: Die Kinder des Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stross Charles
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alle früheren Reisen als Inbegriff von Luxus erscheinen.
    Wie Jeeves behauptet, gelten für die Volkswirtschaft in unserem Archipel gewisse festgelegte Regeln. Das innere System ist reich an Energie und Schwerelementen. Die Reisezeit von einem Ort zum anderen ist kurz, allerdings gibt es hier Gravitationssenken mittlerer Tiefe. Dagegen verfügen die Monde der Gasriesen im äußeren System über jede Menge Leichtelemente. Die Gravitationssenken sind dort längst nicht so tief, aber die Primärkörper liegen weiter auseinander als bei uns. Schließlich gibt es noch die auf den Zwergplaneten des Kuipergürtels verstreuten Verbotenen Städte, die trotz der beträchtlichen Entfernung zwischen ihnen lose miteinander verbunden sind.
    Was den Export betrifft, so liefert Merkur mittels Mikrowellenstrahlen Hunderttausende von Terawatt an Sonnenenergie, außerdem auch Uran und Edelmetalle, die mit langsamen Pendlerschiffen oder auch Magnetsegelschiffen befördert werden. Venus exportiert seltene Erdmetalle (wenn auch in kleineren Mengen
und zu höheren Kosten als Merkur), während Mars Eisen, Kohlendioxid und andere Stoffe beisteuert.
    Aber jenseits des Asteroidengürtels funktionieren Solarzellen zu schlecht, um von großem Nutzen zu sein; der Übertragungsverlust erhöht die Kosten der Energie, die vom inneren System ausgestrahlt wird, und die Reisezeit dehnt sich exponentiell aus. Zwangsläufig folgt daraus, dass fast alles, was sich bewegt (und auch vieles, das es nicht tut), atombetrieben ist.
    An dieser Stelle möchte ich euch etwas über atombetriebene Weltraumraketen verraten: Auch die sind scheiße, und ich hasse sie. Doch leider habe ich sie am Hals …
    Es gibt zwei Arten von Kernkraftanlagen: Die einen arbeiten mit der Kernfusion, die anderen mit der Kernspaltung.
    Fusionsanlagen sind schon Wahnsinnserfindungen! Sie sind nicht mobil, was ein Vorteil ist, denn das bedeutet, dass man aus ihrer Nähe flüchten kann. Sie sind kostspielig, launisch, und der einzige Grund, sie zu tolerieren, besteht darin, dass sie jede Menge Wärme erzeugen und wir ohne sie erfrieren würden. Die meisten Verbotenen Städte nutzen Fusionsanlagen, genau wie die verschiedenen interstellaren Projekte. Man kann diese Anlagen schon aus weiter Ferne orten, denn alle sind von weitläufigen Sklavensiedlungen umgeben, da sie gewisse Wartungsarbeiten erfordern. Dabei geht es nicht nur um den Reaktor, sondern auch um die Kühlsysteme, die Vorrichtungen zum Wärmeaustausch und die Generatoren. Wenn der Wohnort Energie aus einer Maschinerie bezieht, die schon zum Eigenbetrieb Gigawatt von Saft braucht, auf einer Eiskappe thront und so viel Abwärme herauspumpt, dass sie Mondbeben auslösen und die Atmosphäre zum Kochen bringen kann, gibt es bestimmte, in der Struktur angelegte technische Probleme, die ständig behoben werden müssen. (Ich persönlich verstehe nicht, warum sie diese Anlagen nicht einfach verschrotten und solare Energie vom Merkur beziehen können, doch Jeeves hat irgendetwas Kompliziertes über autarke Energieversorgung, den künftigen Handel mit Gigawatt und mögliche Kriege zwischen den Planeten gesagt, dem ich nicht ganz folgen konnte.)

    Mit Kernspaltungsreaktoren ist es eine völlig andere und keineswegs erfreuliche Geschichte. Raumschiffe setzen sie gern ein, da sie klein und mobil sind. Hier draußen, wo der Solarwind so schwach ist, dass man gut und gern vollständig auf ihn verzichten könnte, benutzen die meisten Schiffe eine VASIMR-Rakete als Antrieb, was viel Energie kostet. Und da sie nicht auf abgestrahlte Solarenergie zurückgreifen können, beziehen sie ihren Saft aus Kernspaltungsreaktoren.
    Nun ja, im Prinzip habe ich ja gar nichts gegen eine Vorrichtung einzuwenden, die dafür sorgt, dass es nicht unbedingt Jahrzehnte dauert, von einem Planeten zum anderen zu reisen. Allerdings emittieren Kernspaltungsreaktoren jede Menge Strahlung, und wenn man sich auf einem engen Raumschiff befindet, dessen Fläche zu mehr als neunzig Prozent zur Lagerung von Treibstoff dient, hat man nur zwei Möglichkeiten: Entweder verzichtet man auf Strahlenschutz oder auf Ladungsmasse. Und ratet mal, wofür sich die Indefatigable entschieden hat.
    Ich bin wirklich froh, dass ich meine Knochenmark-Technologie auf Mars habe aufrüsten lassen. Ursprünglich war auf dem Schiff eine Kabine Erster Klasse für mich vorgesehen gewesen. Doch wegen meiner verspäteten Ankunft liegt die einzige noch freie Privatkabine rund drei Meter oberhalb des

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