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Die Kinder des Saturn

Die Kinder des Saturn

Titel: Die Kinder des Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stross Charles
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dafür gehabt. »Ich bin nicht Juliette, falls du’s noch nicht bemerkt haben solltest.«
    »Darauf … bauen … wir.«
    Er seufzt leise und verliert ein Weilchen den Faden. Ich spüre, wie er erschauert, und drifte auch meinerseits davon, während ich den Höhepunkt erreiche. Als ich wieder so bei mir bin, dass ich mich für die Dinge außerhalb meines eigenen Körpers zu interessieren beginne, merke ich, dass er die Arme um mich geschlungen hat und mich fest an sich drückt. »Was hast du damit gemeint, dass ihr auf mich baut?«
    Er wälzt sich ein wenig zur Seite, und ich mache es mir neben ihm auf der Liege in der geringen Schwerkraft bequem. »Juliette … ist schwer abgestürzt. Unter IHRE Knute geraten. Wir hoffen …, dass dir das nicht passiert. Denn wir brauchen jemanden, eine von euch … zur richtigen Zeit am richtigen Ort.«
    Ein wenig heftiger als unbedingt nötig beiße ich ihn in die Schulter. »Du sprichst in Rätseln, Jeeves!«
    »Darf nicht deutlicher werden, meine Liebe. Wegen der lauschenden Ohren auf diesen Schiffen und so weiter.« Er schlägt mir halbherzig auf die Schulter. »Bin ein alter Kerl, Freya. Ist schwer für mich, mit euch Jüngeren mitzuhalten.«
    »Wie alt bist du denn, Jeeves? Ich meine nicht deine Sippe, sondern dich persönlich.«
    »Eine taktlose Frage! Wenn man die Zeit nicht mitzählt, in der ich eingemottet war, kommt man«, er rechnet nach, »auf hundertzweiundzwanzig Erdenjahre.«
    Ich kann nicht umhin, ihn nochmals zu beißen.

    In Wirklichkeit gleiten wir nicht direkt zu Deimos hinauf. Vielmehr drosselt der Aufzug ein Stück unterhalb von Deimos die Geschwindigkeit auf Schneckentempo, und eine zweite, kleinere Kapsel dockt bei uns an. Jeeves verabschiedet sich etwas überschwänglicher von mir, als ich unbedingt für nötig halte. Seine Augen schimmern so feucht, dass ich befürchte, er könne mehr in unser Rendezvous hineindeuten, als ich beabsichtigt habe. Nachdem die zweite Kapsel abgelegt hat, nutze ich die verbleibende halbe Stunde bis zu unserer Ankunft dazu, Haare und Kleidung in Ordnung zu bringen. Als ich aus der Kapsel aussteige, sehe ich so aus, als wäre nichts Dramatisches passiert. Bei dieser geringen Schwerkraft fällt auch keinem unbedingt auf, wie o-beinig ich mich bewege. (Und glaubt mir: Es muss schon einiges passieren, bis ich mich auf diese Weise fortbewege! Aber dieser Grünschnabel Jeeves hat sich alle Mühe gegeben, meine verborgenen Abgründe zu erforschen.)
    Eine Hafenkapsel bringt mich direkt zur Einstiegsschleuse der Indefatigable , und ich verschwende keine Zeit damit, mich von Mars zu verabschieden. Ehrlich gesagt bin ich müde, und mir tut alles weh, so dass ich eigentlich nur meine Koje finden und in einen heilsamen Tiefschlaf sinken möchte. Die Indy begrüßt mich in Gestalt eines ferngesteuerten menschenähnlichen Zombies: »Lady Sorico? Wegen Ihnen haben wir den Start aufgeschoben.«
    »Ach nein, wirklich?« Mit zusammengekniffenen schläfrigen Augen erwidere ich seinen Blick.
    »Eigentlich hätten alle Passagiere schon vor zwei Stunden an Bord sein sollen«, erklärt er wichtigtuerisch. »Zum Glück haben wir beim Zeitfenster einen gewissen Spielraum. Wenn Sie jetzt bitte mitkommen würden?«
    Nun ja, der Zombie hat mir nachdrücklich Bescheid gestoßen. Kleinlaut folge ich ihm und erlaube ihm, mich in eine enge, von Stahlwänden umgebene Zelle zu scheuchen, die sogar noch kleiner ist als das Schlafwagenabteil im Trans-Hellas-Express. Er muss mich nicht erst auffordern, mich in das Elektrizitäts- und Versorgungsnetz des Schiffes einzustöpseln. Gleich darauf entledige ich
mich der formellen Bekleidung, die ich auf dem Mars getragen habe, verstaue sie, gurte mich mit müden Bewegungen an und warte auf den Start. Danach schlafe ich sofort ein.

    Wisst ihr noch, was ich über Raumflüge gesagt habe? Sie sind scheiße , um es mit einem einzigen Wort auszudrücken. Doch vielleicht war ich mit diesem Urteil ein bisschen voreilig. Wenn ich die Reise von Venus zu Merkur als nervtötend empfunden habe, so lag es vor allem daran, dass ich sie in einer Konservendose hinter mich bringen musste. Der spätere Flug von Merkur zu Mars war außerordentlich langweilig (mal abgesehen von den Augenblicken, in denen ich Todesangst ausgestanden habe), doch zumindest durfte ich die Vorzüge einer Kabine der Aristo-Klasse genießen und hatte zwei (wenn auch mürrische) Bedienstete dabei. Doch die Reise an Bord der Indefatigable ins äußere System lässt

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