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Die Kinder des Saturn

Die Kinder des Saturn

Titel: Die Kinder des Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stross Charles
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demonstriert. Doch eigentlich ist es gar nicht so schlimm: Sie will ja nicht, dass ich Angst vor ihr habe, sondern nur, dass ich ihr mit Freuden diene. Allerdings wäre es mir lieb, wenn sie mir verraten würde, was sie mit mir vorhat. (Selbstverständlich lösen die Erinnerungen einiger Schwestern einen Riesenwirbel in mir aus. Juliette jammert lauthals über Willensfreiheit und beschimpft mich wüst, aber ich muss ihr ja nicht zuhören. Zumal es nicht gerade überzeugend wirkt, wenn ausgerechnet sie mir vorwirft, ich hätte mich freiwillig unterworfen. Schließlich wird sie schon beim bloßen Gedanken an Petruchio feucht. Und auch ihre Gefühle für Jeeves, damals in seinem Büro, hatten etwas Dubioses an sich.)
    Als ich Granita von meinem Treffen mit Pete erzähle, wirft sie mir einen vernichtenden Blick zu. »Du bist nicht verliebt in ihn«, erklärt sie barsch. »Falls du überhaupt in jemanden verliebt bist, dann in mich.« Und sie hat Recht. Mit zusammengekniffenen Augen sehe ich sie wie ein Schwachkopf an. Warum bloß habe ich geglaubt, er bedeute mir irgendetwas? In Wirklichkeit waren es ja nur Nachwirkungen von Juliettes Erinnerungen, die sich mit meinen vermengten, oder? Schließlich hat er mir gesagt, er begehre mich nicht! Diese Erkenntnis macht alles so viel einfacher, auch wenn sie meine Wahrnehmung im Nachhinein absurd erscheinen lässt. Ich bedanke mich bei Granita und versuche mehrmals, meine Erleichterung darüber auszudrücken, bis sie abwehrend die Hand hebt. »Das reicht. Fahr mit deinem Bericht fort.« Also erzähle ich weiter, auch wenn mir die Konzentration ein bisschen schwerfällt, weil ich mir die ganze Zeit über vorstelle, ich säße auf ihrem Schoß, während sie mich entkleidet.
    Bald darauf drosselt der Schlitten das Tempo und gleitet auf den inneren Abhang eines Kraterrandes zu, wo winzige grüne Lichter das Gelände eines privaten Fahrzeugparks markieren. Auf beiden Seiten schlängeln sich Treibstoffleitungen über das vor uns liegende, in den Krater eingebettete Flugfeld. Wir sind fast zweitausend
Kilometer geflogen, ein Viertel der Strecke, die rund um den Äquator von Kallisto führt, und der Schlitten muss aufgetankt werden. Eine dickbauchige Andockschleuse kriecht wie ein Tausendfüßler auf uns zu, macht saugende Geräusche, kräuselt sich und legt sich schließlich sabbernd und saugend an das blasenförmige Schlittenverdeck. Nachdem Granita ihren Sitzgurt gelöst hat, steht sie auf, während das Verdeck sich zur Schleuse hin öffnet. »Komm mit«, sagt sie und geht die Röhre entlang.
    Ich folge meiner Gebieterin durch den Tunnel in einen eiskalten Empfangsbereich. (Ist es nicht seltsam, wie natürlich es mir vorkommt, Besitz einer anderen Person zu sein? Ich weiß, dass ich eigentlich aufschreien müsste, aber wozu sollte das gut sein?) Bedienstete schwänzeln um Granita herum, ohne mich zu beachten, bis sie sagt: »Das hier ist Lady Katherine Sorico, meine neue Mitarbeiterin. Du da, bring Lady Sorico in eine der Gästesuiten im Nebengebäude und statte sie mit allem aus, was sie verlangt. – In angemessenem Rahmen«, setzt sie mit warnendem Blick an mich gewandt hinzu. »Bereite dich auf eine lange Reise vor. Such dir passende Kleidung und Gepäckstücke aus. Nicht mehr als fünfzig Kilogramm.«
    Schluck. »Eine Reise zum inneren System?«
    »Nein, zum äußeren. Wir brechen auf, sobald ich mich um bestimmte Angelegenheiten gekümmert habe und mein Mittelsmann ein Schiff gechartert hat.«
    »Werden wir …«
    »Später, Kate«, erwidert sie scharf und wendet sich ab.
    Also halte ich den Mund und schaue zu dem zwergwüchsigen Bediensteten hinüber, den sie angewiesen hat, sich um mich zu kümmern – eine puppenartige Gestalt, die eine Livree in Granitas Unternehmensfarben trägt (all ihre Bediensteten steckt sie in silber-weiße Spitzenkleidung, die Farben ihres Hauses). Er kommt mir merkwürdig bekannt vor.
    »Also?«, frage ich.
    Der winzige Kerl blickt mit einer Miene völliger Gleichgültigkeit zu mir auf. »Hier entlang, große Transuse.«

    Ich bemühe mich, mit ihm Schritt zu halten, als er durch ein verwirrendes Labyrinth von Gängen trippelt, die zu Empfangssuiten im Rokokostil, breiten, ausladenden Treppenfluchten oder barocken Ballräumen führen. Schließlich kommen wir vor einem Kabuff an, das große Ähnlichkeit mit den vielen schäbigen Hotelzimmern hat, in denen ich unterwegs immer wieder übernachtet habe. »Wo sind wir?«, frage ich.
    »Auf Kallisto«,

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