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Die Kinder des Saturn

Die Kinder des Saturn

Titel: Die Kinder des Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stross Charles
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Vielleicht hältst du ihn für einen netten Kerl, aber das ist er keineswegs. Er wollte dich mit einem anderen Chip ausstatten und neu programmieren lassen, um dich als Attentäterin einzusetzen, Kate. Du solltest als Double für eine andere Person agieren und mich auf diese Weise zur Strecke bringen. Genau deshalb hat er den Chip gestohlen, der mir gehört. Und anschließend hatte er vor, dich mit einer Bombe im Unterleib zu einem Himmelfahrtskommando nach Eris zu schicken.«
    Wie bitte? Wenn sie das wirklich glaubt, kennt sie Jeeves offensichtlich nicht. Allerdings habe ich den dumpfen Verdacht, dass wir hier von mehr als einem Jeeves reden, vielleicht auch von mehr als zwei Jeeves-Brüdern. Als ich den Mund aufmache, um
ihr zu widersprechen, streckt sie abwehrend die Hand hoch. »Sag jetzt nichts, Kate. Du solltest mich nicht unterbrechen, wenn ich dir Dinge verrate, die du zum Überleben brauchst.«
    Gehorsam klappe ich den Mund wieder zu. »Ich nehme an, du bist Freya«, fährt sie fort. »Und wenn nicht Freya, dann entweder Samantha oder Paloma. Jeeves wollte sich euch alle unter den Nagel reißen – mach nicht so ein verblüfftes Gesicht, er hat euch Schwestern im Visier -, wollte sich uns alle krallen. Ich musste euch zahlungsunfähig erklären und konfiszieren lassen; in deinem Fall musste ich mich sogar persönlich in die Sache hineinhängen. Welche der Schwestern bist du übrigens?«
    Ich könnte mich selbst dafür in den Hintern treten, dass ich so naiv gewesen bin. »Freya«, sage ich, nachdem ich meine ausgetrockneten Lippen befeuchtet habe. Irgendetwas an diesem ganzen abgekarteten Spiel kommt mir so faul vor, dass es zum Himmel stinkt, aber ich kann es nicht genau eingrenzen. Granitas Verhalten mir gegenüber ist wirklich seltsam. Eigentlich müsste sie doch mehr Leidenschaft und ein bisschen weniger Distanz an den Tag legen. Schließlich hat sie mich zuerst verführt und mir später nach dem Leben getrachtet …
    »Freya also, ausgezeichnet. Nun ja, von jetzt an bist du Katherine Sorico. Ja, ich weiß alles über Jeeves’ kleine Sammlung geraubter Identitäten. Du bist nicht die einzige frei herumlaufende bankrotte Scheinfirma, die seine gedungenen Mörder ausgeschlachtet haben. Und du bist auch nicht die einzige Hostess aus Rheas Sippe, die sie zur Attentäterin programmiert haben. Aber ich weiß, wie man mit Leuten deiner Art fertig wird.« Sie kneift die Augen halb zusammen und mustert mich eine ganze Minute lang.
    Ich habe das Gefühl, etwas sagen zu müssen, weiß aber nicht, was. Als ich mir sicher bin, dass sie nicht weiterreden will, mache ich schließlich den Mund auf. »Das ausgerechnet von dir zu hören, Granita, ist ein ziemlich starkes Stück. Schließlich warst du es, die versucht hat, mich umzubringen, nachdem ich dein Angebot ausgeschlagen hatte.«

    »Du hast mich abgewiesen?« Als sie ironisch die Augenbrauen hochzieht, spüre ich plötzlich einen Anflug sexueller Lust. »Komisch, daran erinnere ich mich gar nicht. Normalerweise mache ich keine Angebote, die man ausschlagen kann, Kate.« Sie spielt Katz und Maus mit mir! »Welches Angebot hab ich dir denn deiner Meinung nach gemacht?«, fragt sie mit hinterhältigem Lächeln.
    »Du wolltest mich zu deiner persönlichen Domina machen.« Inzwischen sind meine ausgetrockneten Lippen mit Eis überzogen. »Ich sollte in deinem Haushalt leben und das für dich tun, was ich an Bord der Pygmalion getan habe. Du wolltest, dass ich mich mit schwarzem Stahl und Stacheln ausstatte, und mich deine Gebieterin nennen …«
    »Ach ja, wirklich?« Ihr Ton ist so trocken wie die Eiswüste, die wir gerade überfliegen. »Na ja, war sicher eine Überlegung wert. Solche Angebote bekommt man ja nicht jeden Tag. Warum hast du abgelehnt?«
    »Ich wollte nicht …« Ich kann es nicht klar umreißen.
    »Ich will dir erzählen, was du nicht wolltest.« Granita beugt sich mit seltsamem Lächeln vor. »Kontrollebene neun. Erstarre.«
    Ich stelle fest, dass ich mich nicht mehr bewegen kann. Und ich kann den Blick auch nicht von ihrem Gesicht abwenden, das distanzierte Belustigung ausdrückt, oder an irgendetwas anderes denken. »Ja, Kate. Ich hab dir einen Versklavungschip reingesteckt. Bis jetzt hast du nur Kontrollebene eins erlebt und ein Höchstmaß an Autonomie genossen. Ich hab dich nur so leicht gelenkt, dass du’s nicht einmal bemerkt hast. Vermutlich hast du dir vorgenommen, mich bei Laune zu halten und alles mitzumachen, bis sich irgendeine

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