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Die Kinder des Saturn

Die Kinder des Saturn

Titel: Die Kinder des Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stross Charles
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welch überwältigende Lustgefühle die Gegenwart unserer Einzig Wahren Liebe in uns auslöst. Vor ungezügeltem Begehren riss unsere Matriarchin Rhea, die unter unseren Schöpfern aufwuchs und in deren Sitten und Gebräuchen unterwiesen wurde, bei solchen Begegnungen Mund und Augen auf. Und wir alle sind nur leicht und zufallsbedingt
abweichende Duplikate von Rhea. Allerdings wurde ich, soweit ich feststellen konnte, fast ein Jahr nach dem Tod des letzten Schöpfers zusammenmontiert und während meiner ersten sechzig Jahre in einem Lagerhaus eingemottet. Nie habe ich in meinem Innern die Hitzewallung freudiger Hingabe gespürt, für die ich geschaffen wurde. Deshalb ist es für mich, gelinde gesagt, schockierend, jemandem zu begegnen, der nach außen hin so völlig authentisch wirkt – wie eine perfekte Inkarnation meiner Einzig Wahren Liebe -, um gleich darauf zu merken, dass er in Wirklichkeit gar nicht zu meinem Herrn und Gebieter bestimmt ist.)
    »Er… er…« – hör auf damit, das ist peinlich! – »erst bei meiner Ankunft. Irgendwelche unangenehmen Typen wollten mir dazwischenfunken, aber das ist eine rein persönliche Angelegenheit, und ich habe die Sache gut im Griff.«
    »Dank des Panzerungetüms, das die Eingangsstufen belagert?« Die hochgezogene Augenbraue senkt sich, stattdessen bilden sich auf seiner Stirn nach und nach Falten heraus. »Im Allgemeinen erwartet man von Besuchern ein, äh, eher unauffälliges Verhalten. Das ist keineswegs als Kritik an Ihnen gemeint, wie sofort klarzustellen ist …«
    Es ist höchstens der entfernte Verwandte eines Stirnrunzelns, der sich bei ihm bemerkbar macht, dennoch zittere ich innerlich unter seiner peinlich genauen Inspektion. Ich komme mir so vor, als hätte man mich aufgespießt, unter ein Mikroskop gelegt und mit grellen Lampen ausgeleuchtet, damit mich ein ungeheuer scharfer, kühler Verstand mit gnadenlosem Blick untersuchen kann. »Das … das Hotel hat ihn angestellt«, stammle ich. »Er gehört zum Sicherheitspersonal.«
    »Vermutlich war das Paris, wie?« Ich nicke stumm. »Ein guter Bursche, manchmal allerdings ein bisschen übereifrig.« In Jeeves’ Bemerkung schwingt die Andeutung mit, dass alles, was über völlig gelangweilte Gleichgültigkeit hinausgeht, mit tiefem Misstrauen betrachtet oder sogar als öffentliche Ruhestörung verfolgt werden sollte. »Ähm …« Er sieht mich nachdenklich an. »Ichiban
hat uns zu verstehen gegeben, dass Sie früher als Hostess gearbeitet haben. Ist das hier Ihre übliche Kleidung, oder soll man daraus schließen, dass Sie unter die Kredithaie oder Gangster gefallen sind?«
    Hastig schüttle ich den Kopf und klimpere abwehrend mit den Wimpern. »Nein, keineswegs!« Ich brauche einen Moment, bis ich merke, dass Jeeves meine Augen gar nicht sehen kann und mir derzeit die Wimpern fehlen, da sie noch nicht nachgewachsen sind. Verdammt, das ist wieder mal danebengegangen. Ich setze meine Brille ab und sehe ihn mit zusammengekniffenen Augen an. »’tschuldigung. Eine Überreaktion. Aber die haben versucht, mich umzubringen «, sprudelt es aus mir heraus, denn plötzlich kann ich mich nicht mehr zurückhalten. »Die sind in mein Zimmer eingebrochen und haben mich entführt ! Wollten mir Unsägliches antun! Aber ich konnte flüchten, bin ihnen entkommen und im Augenblick nicht ganz ich selbst, fürchte ich …«
    Das Zimmer neigt sich seltsam zur Seite. Erst nach mehreren Sekunden wird mir klar, dass ich vom Stuhl gefallen bin. Jeeves springt bestürzt auf, beugt sich vor und bietet mir die Hand. »Nur ruhig, meine Liebe, Ihre Kidnapper können hier nicht an Sie heran. Sie sind hier völlig sicher. Aber falls es Ihnen nichts ausmacht«, er wirft einen Blick zur Seite, »könnten Sie Ihrem Panzer dann bitte mitteilen, dass Sie gesund und munter sind? Offenbar versucht er sich Zugang zu verschaffen, und man kann sich nicht darauf verlassen, dass die Treppen sein Gewicht aushalten.«
    Ich quietsche irgendetwas. Jeeves’ Hand ist kühl und trocken. Während er über mir steht, merke ich, dass er größer ist als ich und schöne Augen hat, genau die richtige Größe. Seine Freundlichkeit überwältigt mich. Selten aktivierte Reflexe setzen bei mir ein, und mein Blick trübt sich. Einen Augenblick lang gerate ich fast in Panik, doch dann wird mir bewusst, dass ich eine Salzlösung ausschwitze . Tränen. Dieser Teil meines Verhaltensrepertoires kommt mir verblüffend unnütz vor. Als die Tränen an meiner Nase

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