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Die Kinder des Saturn

Die Kinder des Saturn

Titel: Die Kinder des Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stross Charles
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eingeleitet. Ich weiß zwar nicht, ob das funktioniert hat, aber falls ja, bleiben Ihnen elf Tage, bis die Masse kritisch wird.«
    »Wir werden äußerst sorgsam damit umgehen«, versichert er. »Aber jetzt ist es besser, wenn unsere Wege sich trennen. Sie müssen damit rechnen, auf der Fahrt nach unten durchsucht und desinfiziert zu werden. Es wäre sicher ratsam, dass Sie Ihre Identität wechseln und sich nach Ihrer Ankunft am Boden zwölf bis vierzehn Tage lang bedeckt halten. Wenn Sie so weit sind, benutzen Sie diese Adresse für ein weiteres Treffen.« Er reicht mir eine steife Karte mit winzigen, von Hand geschriebenen Druckbuchstaben, die nach Aziden riecht und so präpariert ist, dass sie in Flammen aufgeht, sobald ich die Adresse abgespeichert habe. »Auf Wiedersehen und viel Glück.«
    Als ich die Karte abgespeichert habe, ist der seltsame Jeeves bereits verschwunden, also ziehe ich mich in die Nische zurück und verwandle erneut mein Äußeres. Bisher hat zwar niemand Maria Montes’ Identität in Zweifel gezogen, trotzdem verändere ich sicherheitshalber die Farben ihrer optischen Sensoren, die Oberbekleidung und die reaktiven Schwingungen aller gekennzeichneten Objekte in ihrem Besitz. Danach schlüpfe ich hinaus und tauche in der Menge unter. Es wird ein langer – und sehr aufreibender – Tag werden.

    Mit stoischer Gelassenheit bringt Maria Montes Kuo die Abwärtsfahrt in einer Kabine dritter Klasse hinter sich und lässt es
über sich ergehen, an den Kontrollpunkten der Pink Goo -Polizei durch Körperscanner und Röntgenapparate gescheucht zu werden. An den für Durchreisende bestimmten Eingängen der Aufzüge sind diese Kontrollstationen inzwischen wie böse Blumen des Green Goo aus dem Boden geschossen. Doch längst hat Maria Antworten auf die Fragen vorbereitet, die die Trottel vom Sicherheitspersonal ihr entgegenschleudern – außerdem auch eine Coverstory für die beiden Wochen vor ihrer Ankunft auf dem Marshafen. Die Sicherheitsleute langweilen sich, zeigen kaum Misstrauen und lassen sie anstandslos in die nach unten führende Kapsel steigen. Dort besorgt sie sich gegen eine Leihgebühr eine Hängematte für die zweitägige Fahrt zur Oberfläche des Planeten. Die Zeit verbringt sie damit, abwechselnd zu schlafen und sich die billigen Liebesromanzen anzuschauen, die aus den schwebenden Vorstädten von Mumbai stammen. In der ächzenden dreckigen Kapsel, in der nur Arbeitssklaven reisen, ist es zwar eng und laut, aber das ist immer noch besser als die Alternative, in einer anderen Klasse Aufsehen zu erregen. (Chips, die sich regelwidrig verhalten, müssen vernichtet werden, wie man so schön sagt.)
    Obwohl das Herz der Stadt in der Umlaufbahn liegt, setzen sich die Vorstädte des Marshafens am Fuße des Raumaufzugs fort – ein verblüffendes Gewirr aus Kopfbahnhöfen, Lagerhäusern und Ausbeuterbetrieben, die sich völlig planlos kreuz und quer über den Abhang des erloschenen Schildvulkans erstrecken. Ihre Umhängetasche umklammernd, steigt Maria aus der Kapsel aus und verschwindet im Hinterzimmer einer Erfrischungsbude, die preiswert Rohstoffe und Energie verkauft.
    Ich dagegen verschwinde später aus der hinteren Luftschleuse; meine Augen sind wieder doppelt so groß wie normal und tun mir weh. Immer noch sehe ich ein bisschen wie eine Bishojo aus, aber mein Haar ist kurz und rot, und ich bin (dank einer schnellen Korrektur meiner stofflichen Beschaffenheit) wieder als mein eigenes Selbst erkenntlich. Und ich habe auch Ausweise dabei, die diese Identität bezeugen können. Außerdem bin ich stolze Besitzerin eines Spesenkontos, das aufgrund bestimmter Vorkehrungen
über Mittelspersonen für eine Mitarbeiterin der Firma Jeeves eingerichtet wurde.
    Es ist so, als erwachte ich aus einem langen, unangenehmen Traum. Meine Beschäftigung auf Probe ist beendet, und ich kann mein eigenes Leben wieder aufnehmen, zumindest für die nächsten Tage, in denen ich nichts zu tun habe, als mich bedeckt zu halten und darauf zu warten, dass sich die Panik der Sicherheitsleute legt.
    Die ersten Pensionen, bei denen ich es versuche, nehmen Leute wie mich nicht auf. Zwar ist dort nichts so Auffälliges wie ein Schild mit der Aufschrift RIESEN UNERWÜNSCHT angebracht, aber ich muss in ihren Foyers nur einen Blick auf die ein Meter hohen Geschosse zu werfen, um die Botschaft zu verstehen. Irgendwann finde ich ein umgewandeltes Lagerhaus im Stadtteil Battery, das geräumige Zimmer und hohe Decken hat. Ich miete

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