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Die Kinder des Saturn

Die Kinder des Saturn

Titel: Die Kinder des Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stross Charles
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Ich überprüfe meinen Arbeitsspeicher: Er folgt mir schon seit fast einer Minute. In Anbetracht meines eigenen Versagens überläuft mich ein Schauer der Bestürzung und Verärgerung. Was soll ich tun?
    Juliettes Reflexe kommen mir zu Hilfe. Während ich weitergehe, halte ich nach einem unbesetzten Schrein Ausschau, nach
einem jener seltsamen Ruheräume, die unsere Schöpfer an allen öffentlichen Orten eingerichtet haben. Schließlich finde ich einen, der leer ist. Ich lege meine Hand auf das Sinnbild – ein nach oben weisendes Dreieck, das über einem Strichmännchen liegt -, trete ein und schalte die Beleuchtung aus. Wenige Sekunden später öffnet sich die innere Tür in meinem Rücken. Juliette übernimmt das Kommando, während eine schmerzlich vertraute Stimme fragt: »Freya?« Ich hole zum Schlag aus, pralle von seinen Schultern ab und gegen die Decke. »Autsch!«
    »I don’t like the drugs that keep you thin« 1 , sagt er hastig. »Das hast du äußerst dilettantisch gemacht, Freya, aber in diesem Fall kann man eigentlich nur dankbar dafür sein. Deine Losung?«
    »Autsch!« (Ich wirble graziös zur hinteren Wand hinüber und versuche, mich wieder ins Gleichgewicht zu bringen.) »Down in the park with a friend called Five. 2 Stimmt doch, oder?«
    »Genau.« Nachdem er den Schalter gefunden hat, geht das Licht wieder an. Selbstverständlich ist es der gesichtslose Arbeitssklave, der mir auf dem Gang draußen gefolgt ist. Aber die Stimme gehört eindeutig Jeeves. Innerlich erstarre ich leicht: Ich habe ihn nicht für eine Person gehalten, die solche Neigungen wie die Aristos hegt …
    »Wo liegt das Problem?«, höre ich mich fragen. »Kleine Unannehmlichkeiten mit den Nachbarn.« Es fällt mir schwer, seine Worte zu deuten, da seine Mimik mir keinerlei Hinweise gibt. Außerdem ist es unheimlich, Jeeves’ wohlklingende Stimme aus dem Körper dieses unauffälligen Zwangsarbeiters dringen zu hören.
    »Die Behörde zur Unterdrückung der Replikation führt derzeit eine Razzia durch, und man hielt es für das Beste, dass keiner
unserer Mitarbeiter hineingerät, deshalb haben wir beschlossen, Sie schon vor dem vorgesehenen Treffen abzufangen.«
    Hoppla. In meinem Körper schrillen Alarmglocken. »Haben Sie meine Nachricht erhalten?«
    »Welche Nachricht?«
    »Die Nachricht, die ich gestern vom Schiff aus abgeschickt habe.«
    Der gesichtslose Körper erstarrt so, als wäre sein Inhaber ausgeflogen. »Nein«, erwidert er kurz darauf. »Aber uns ist Ihre verspätete Ankunft aufgefallen.«
    »Hm. Und wo sind Bill und Ben abgeblieben?«
    Immer noch steht er mit schräg gelegtem Kopf wie erstarrt da. Ich kann mir die verblüffte Miene fast dazu denken, auch wenn der Arbeitssklave keine Emotion erkennen lässt. »Wer?«
    »Ich meine die beiden Helfer, die Sie mir mitgegeben haben …«
    »Sie hatten Helfer? Sie sollten doch ohne Begleitung reisen.« Jeeves klingt unangenehm überrascht. »Meine Liebe, es ist anzunehmen, dass Sie schon seit dem Abflug von Merkur in der Klemme gesteckt haben. Man wird dem nachgehen.«
    Allmählich wird mir die Sache unheimlich. Nicht nur, weil meine Mail nicht angekommen ist, sondern vor allem auch wegen des spurlosen Verschwindens des entsetzlichen Zwergengespanns.
    »Klemme? Das können Sie laut sagen! Kann ich Ihnen die Ware hier übergeben?«
    »Ja.« Er greift nach oben und klappt den Kopf auf. Innen befindet sich eine mit Schaumstoff ausgekleidete Vertiefung von genau der richtigen Größe. Er zieht eine kleine Geldbörse heraus und reicht sie mir. »Ihr Honorar.«
    »Einen Moment noch.« Ich schnuppere die Luft: Sie besteht aus dem normalen Gemisch von zehn Prozent Sauerstoff und neunzig Prozent Kohlendioxid, und die Temperatur beträgt dreißig Grad, was in dem Bereich liegt, in dem das Frachtgut überleben kann, wenn ich die Übergabe schnell durchziehe. »In Ordnung.« Nachdem ich vorsichtig in die Hocke gegangen bin, entspanne ich mich und spanne zugleich gewisse motorische Vorrichtungen
in meinem Unterleib an. Inzwischen habe ich schon fast vergessen, dass dieser Unterleib ein fremdes Objekt beherbergt. Doch jetzt macht es sich auf sehr sonderbare und nicht unbedingt angenehme Weise bemerkbar. Hastig fasse ich nach unten, greife nach dem hellbraunen ovalen Ding, ehe es auf eine harte Oberfläche prallen und Schaden nehmen kann, und verfrachte es in den Schädel des Arbeitssklaven, der sich wieder schließt und klickend einrastet. »Ich habe die Aktivierung vor drei Tagen

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