Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kinder des Saturn

Die Kinder des Saturn

Titel: Die Kinder des Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stross Charles
Vom Netzwerk:
Edelsteinen besetzten Haarkämmen nicht echt und die Metalle der Kämme Serienproduktion. Doch das Übrige …
    Die Gastgeberin hat im Hellasbecken einen Nachbau des großen Palastes von Asunción errichten lassen. Überwölbt wird der Palast von einer geodätischen Kuppel, deren Glasverkleidung mit Saphiren besetzt ist. Trübes Flusswasser dampft unter einer mit einer Fresnel-Linse gebündelten Sonne. Im Umfeld sind riesengroße grüne Replikatoren zu sehen, selbstverständlich künstliche. Deren verästelte, fraktale Strukturen, zu denen auch Umwandler solarer Energie zählen, bringen Farbschattierungen hervor, die auf dem Mars sonst nicht vorkommen. Winzige Dinosaurier flattern und kreischen in den Zweigen und ergänzen die Szenerie durch weiteres zeittypisches Kolorit. Schließlich handelt es sich um
die Blütezeit uneingeschränkter DNA-Replikation, um die Epoche vor dem großen Aussterben der Replikatoren, das mit dem Ableben unserer Schöpfer sein Ende fand. Unzählige dunkelhäutige Diener schlängeln sich mit Tabletts, die mit Getränken und kleinen Delikatessen beladen sind, durch die Menge der prunkvoll gekleideten Aristos in ihren maßgeschneiderten historischen Kostümen. Es sind mehr große Leute hier, als ich normalerweise innerhalb eines ganzen Jahres zu sehen bekomme, denn unsere Schöpfer neigten dazu, ihre persönlichen Assistenten nach den eigenen Maßen zu konstruieren, deshalb sind Riesen in der aristokratischen Elite überrepräsentiert. Allerdings herrscht auch kein Mangel an Tyrannen in Puppengröße – fleischgewordenes frisches Blut.
    Ich schlendere so unauffällig wie möglich umher, einen Glaskelch mit zähflüssigem rotem Likör in den behandschuhten Fingern, die Augen hinter einer mit Diamanten eingefassten Maske verborgen, und bemühe mich, mit dem aufwendigen Kostüm keinen der kleineren Partygäste vom Boden zu fegen. In den Ohrgehängen, die von meinen Ohrläppchen herunterbaumeln, sind winzige Kameras und Signale aufbereitende Vorrichtungen verborgen. Jeeves hat mich hierhergeschickt, damit ich dem Gerücht nachgehe, dass SIE hier heute eine Konferenz abhält. Unter den Aristos gibt es häufig Intrigen und Verschwörungen, denn das komplizierte politische System unserer Schöpfer verweigert uns zwar den Status aktiver Teilnahme (und da selbst eine Mindestanzahl von Entscheidungsberechtigten in den Hunderten von gesetzgebenden Instanzen fehlt, die unsere Schöpfer uns hinterlassen haben, ist das politische System zum Stillstand gekommen und greift nicht mehr aktiv in unser Leben ein), doch stillschweigend werden die politischen Spielchen brutal und rücksichtslos auf anderen Ebenen fortgesetzt. Heute Abend bin ich hier, um so viel von gewissen Plänen mitzubekommen, wie man es einer unwichtigen Aristo wie der ehrenwerten Katherine Sorico zugesteht – was nicht der Ironie entbehrt. Aber ich sollte eigentlich nicht allzu intensiv darüber nachdenken, während ich meinen Seelenchip trage.

    Soeben gehe ich an einem Streichquartett vorbei, das mit verbissener Ausdauer auf den Instrumenten herumsägt. (Ich bemühe mich, nicht zusammenzuzucken. Selbst eine übel gelaunte Freya wäre mit ihrer Schrammelmusik besser als diese armen verdammten Seelen; die Musiker sind durch Override-Chips geknechtete Arbeitssklaven und können nicht anders, als ihrer Verzweiflung in ihrem Spiel Ausdruck zu verleihen.) Weiter hinten jongliert ein Feuerschlucker mit Sauerstoff verzehrenden Kerzen, während er auf einem Einrad balanciert. Ich komme an einer schnatternden Zwergenschar vorbei, die sich in Seide und Fulleren-Spitze geworfen hat und lauthals Wetten auf zwei Sklaven abschließt, die einander langsam umkreisen. Widerstrebend gehen sie mit stumpfen Häutungsmessern aufeinander los und schneiden sich gegenseitig Stücke aus den Körpern. Ich versuche, nicht darauf zu achten, denn es würde den Sklaven nichts nützen – und meinem Auftrag noch weniger -, wenn ich meinen Zorn auf diese kreischenden zwergwüchsigen Rohlinge entladen würde. Außerdem, rufe ich mir ins Gedächtnis, werden wir uns alle im gleichen Ring wie diese Sklaven bewegen, falls die Schwarze Klaue wirklich darauf aus ist, ein Marionettenspiel mit uns zu veranstalten. ( Schwarze Klaue?, fragt sich der Teil von mir, der Freya ist, voller Verwirrung. Jeeves hat den Namen mal erwähnt …)
    Ich bin so damit beschäftigt, das Gemetzel tunlichst zu übersehen, dass ich in einen anderen Partygast hineinrenne, der offenbar ebenfalls in

Weitere Kostenlose Bücher