Die Kinder des Saturn
gar nicht abstellen, selbst wenn man es möchte.
Aber dieser Traum ist etwas ganz Besonderes.
Ich bin mit ihm zusammen. Auf IHRER Party. Ich bin entflammt, in Schweiß gebadet und schwebe in meinem prächtigen Kostüm fast dahin. Auch meine Unterwäsche ist von Schweiß durchtränkt. Arm in Arm schlendern wir gemächlich auf einem Gartenweg entlang. Vielleicht lehne ich mich allzu innig an ihn an, doch wahrscheinlich fällt es den Augen und Ohren, die uns beobachten, gar nicht auf. Was ich empfinde, ist von außen nicht zu sehen, denn ich bin sehr geübt darin, mich zu maskieren. Aber meine Kreislaufpumpen arbeiten heftig, und mir ist schwindelig vor sexueller Lust, und das liegt nicht nur an seinen Augen, sondern auch an seinem Geruch . Ich brauche gar nicht hinzusehen oder ihn zu berühren: Schon sein unbeholfener Gang und sein stockender Atem verraten mir, dass er ähnlich empfindet wie ich. Irgendetwas, das ich noch nie erlebt habe, passiert mit mir. Und es geht nicht nur mir so.
»Nennen Sie mich Kate«, flüstere ich.
»Wie entzückend! Wie wunderbar, Sie kennenzulernen, meine Liebe. Bitte nennen Sie mich Pete.«
Als ich ihm einen Seitenblick zuwerfe, sehe ich wieder direkt in seine Augen. »Pete? Heißen Sie wirklich so?«
Er wirkt auf liebenswürdige Weise belustigt. »Ja, wirklich. Was für reizende Augen Sie haben. Sind es Ihre eigenen?«
»Nein, ich bin ja kostümiert. Sie wissen, was ich bin.«
Seine Finger greifen fester nach meinem Handgelenk. Meine Empfindungen gleichen so sehr Rheas Erinnerungen an ihre erste Liebe, dass ich mich am liebsten auf der Stelle darin verlieren
würde. Ich beiße mir auf die Lippen, um einen kleinen Seufzer zu unterdrücken. »Wohin führen Sie mich?«
»Meine Gastgeberin hält sich ein Treibhaus, in dem sie Blumen züchtet«, erwidert er. »Für die meisten ist der Zutritt dort verboten, aber ich kann Sie hineinschmuggeln, falls Sie möchten.« Er lächelt ironisch. »Vielleicht würden Sie gern ihre kostbare Orchidee sehen?«
Ich bleibe stehen, um mich an seine Schulter zu lehnen, und schmelze in der feucht dampfenden Hitze fast dahin. »Ja, das würde ich gern«, bringe ich mühsam hervor und fächle mir Luft zu. Irgendwo unterwegs habe ich den Glaskelch verloren, aber das ist mir egal. Ich weiß, dass ich jetzt eigentlich meinen Seelenchip herausziehen müsste, aber über irgendwelche Vorsichtsmaßnahmen bin ich längst hinaus. »Bitte?« Ich sehe ihn an – mit ausgefahrenen Absätzen bin ich fast so groß wie er -, und er neigt mir langsam den Kopf zu. Voller Gier küsse ich ihn, kann einfach nicht anders, denn etwas an ihm schmeckt gut .
Nach einer endlosen Minute zieht er sich zurück und sieht mich an. Da die Maske sein Gesicht halb verdeckt, ist seine Miene schwer zu deuten, aber es liegt eine gewisse Leere darin, fast so, als wäre er sich nicht sicher, ob ich real bin. »Hier und jetzt?«, fragt er und klingt dabei leicht bestürzt.
Die Zeit verrinnt. Hand in Hand spazieren wir zwischen Mauern hindurch und durchqueren einen Irrgarten; Steinschotter knirscht unter unseren Füßen. Danach gelangen wir zu einer Lichtung, in der sich eine Kuppel aus leuchtend grünem Glas anmutig über den Boden wölbt. Irgendetwas stellt Pete mit der Tür an, jedenfalls geht sie auf. Als er sich umdreht, sinke ich in seine Arme. Während ich vor Lust wimmere, trägt er mich hinein, hantiert an den Verschlüssen seines Gehrocks herum und schließt die Tür hinter uns …
Es ist bereits dunkel, als ich in meinem schäbigen Hotelzimmer aufwache. Ich liege mit gespreizten Beinen da, inmitten einer
Pfütze kalten Schmiermittels, und mein Körper bebt, denn ich stehe kurz vor einem einsamen Orgasmus, der nur ein blasser Abklatsch von Juliettes Höhepunkt beim Sex mit Pete ist. Die kostbare Orchidee namens Pete, die SIE ihr Eigen nennt. Bei diesem Gedanken wird mir einiges klar, einschließlich der Gefahr, in der ich mich befinde.
Verdammt. Ich wälze mich herum und schlage auf das Bettzeug ein.
Personen wie Pete sind rar gesät. Unsere Schöpfer hatten eine seltsame Einstellung zum Sex, und ihre inneren Blockaden machen uns wie die Nachwirkungen schlimmer Träume zu schaffen. Offenbar neigten die weiblichen Schöpfer weniger als die männlichen dazu, sich Bedienstete wie mich anzuschaffen. Vielleicht war es in gesellschaftlicher Hinsicht für sie weniger akzeptabel als für Männer. Oder aber die männlichen Bediensteten hielten einfach nicht so lange durch wie unsereins.
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