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Die Kinder des Teufels (German Edition)

Die Kinder des Teufels (German Edition)

Titel: Die Kinder des Teufels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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armen Mann.»
    Widerworte waren nicht nach dem Geschmack von Bruder Wolf. Er riss die Zügel herum, als gelte es einen weiteren Feind zu stellen.
    «Wer wagt es?!»
    Das Licht war spärlich, und Jakobus konnte nicht damit rechnen, dass er an seiner Mönchskutte erkannt wurde.
    «Ich bin es, Jakobus von den Franziskanern. Ihr kennt mich gut …»
    «Jakobus?»
    Bruder Wolf musste zweimal hinsehen, um sich zu vergewissern. «Was treibt Ihr Euch zur Abendstunde in den Gassen herum?»
    «Ich war auf dem Weg zu einer Sterbenden», log er, «da sah ich Euch, wie Ihr …», er suchte nach den richtigen Worten, die dem ehrenwerten Stiftsherrn schmeichelten, «wie Ihr die Stadt vom Gesindel säubert.»
    Die Worte hielten, was sie versprachen. Bruder Wolf, der selbsternannte Hauptmann der Stadt, ließ von seinem Opfer ab. Er kam mit seinem Pferd näher.
    «Diese Hunde werden immer dreister. Glauben, sie könnten die Worte unseres Herrn Jesus Christus ungestraft in den Mund nehmen und damit Schindluder treiben.»
    Jakobus schaute an ihm vorbei. Der Prediger lag noch immer am Boden, regte sich nicht mehr. Aber der Junge schien zur Flucht noch fähig. Er wimmerte und schluchzte. Jakobus gab ihm Zeichen, die Chance zu nutzen.
    «Unser seliger Landesfürst darf sich glücklich schätzen, Euch in seinen Reihen zu wissen. Wer sonst verteidigt in diesen dunklen Tagen das Wort unseres Herrn noch mit so viel Hingabe.»
    «Gäbe es mehr von meiner Sorte», erwiderte Bruder Wolf, «wäre mir um unser geliebtes Frankenland nicht bange.»
    Seine Hand ging wie eine Bestärkung zum Säbel. Sein Blick war herausfordernd. Er zielte auf den Schwur der Franziskaner ab, ein Leben in Bescheidenheit und Gewaltlosigkeit zu führen. Ganz anders als die hochgestellten und adeligen Herren des wohlhabenden Ritterstifts St. Burkhard.
    «Den Glauben verteidigt man nur in den Kirchen mit Worten. Auf dem Schlachtfeld jedoch mit Tapferkeit, Ehre und dem Schwert.»
    Jakobus wollte diesem Unfug nichts entgegnen. Er schaute an ihm vorbei, ob der Junge endlich verschwunden war. Es sah so aus. Er konnte nur hoffen, dass er es rechtzeitig bis zum Stadttor schaffte.
    «Nun denn», sagte Jakobus, «es ist Zeit. Eine arme Seele wartet auf meinen Beistand.» Er nickte kurz und wandte sich um.
    «Ja, kümmert Euch um die alten Weiber», verhöhnte ihn Bruder Wolf, «lasst mir die Judasse.»
    Im Fortgehen hörte Jakobus, wie der feine Ritter und Stiftsherr zu St. Burkhard sein Pferd wendete und dabei feststellte, dass ein Teil seiner Beute entkommen war.
    «Verfluchtes Rattenvieh. Du entkommst mir nicht.»
    Er gab dem Gaul die Sporen.
    Jakobus schüttelte den Kopf. Wie konnte es sein, dass dieser Schlächter und Menschenverächter ein Teil der Geistlichkeit war? Mit Weibern ging er zu Bett, zeugte Bastarde und betrank sich wie der niedrigste Landsknecht. Eine Schande und Verhöhnung des Allmächtigen war er. Wann würde man seiner Maßlosigkeit endlich Einhalt gebieten?
    Der Wanderprediger fiel ihm ein. Irgendjemand musste sich um ihn kümmern, auch wenn er bereits tot war. Jakobus machte kehrt.
    Im Dunkel der hereinbrechenden Nacht lag er im Schnee. Um seinen Kopf hatte sich ein Kranz aus Blut gebildet, einem Heiligenschein gleich.
    Johannes der Täufer war enthauptet worden. Die Tochter der Herodias hatte seinen Kopf als Belohnung für einen Tanz gefordert und bekam ihn auf einem Tablett überreicht. Auf vielen Bildern wurde er mit einem Heiligenschein gezeigt.
    Vielleicht war der Prediger doch mehr gewesen als ein Judas Ischariot. Zumindest war er wie ein Heiliger gestorben.

[zur Inhaltsübersicht]
    3
    «Schon zweimal hat der Teufel über Gott gesiegt. Lasst es nicht ein drittes Mal geschehen.»
    Die Stimme hallte von der Kanzel herab, verlor sich im weiten Schiff der Kirche von Stift Haug. Nur wenige waren zum Gottesdienst gekommen – alte Frauen, gebrechliche Männer, eine Handvoll Kinder. Die anderen feierten das Abendmahl in den Gasthäusern bei viel schlechtem Wein und wenig gutem Brot.
    Vikar Ludwig kniete auf blankem Holz in der ersten Reihe. Er hatte die knochigen Hände zum Gebet verschränkt und das Haupt geneigt. Die Worte Bruder Sebastians trafen wie Pfeile sein schlechtes Gewissen. Er wusste, dass auch er versagt hatte. Die Kinder, die noch vor ein paar Monaten unter seinem Schutz gestanden waren und die er zu wahren Christenmenschen erziehen wollte, waren vom Glauben abgefallen und hatten sich dem Teufel zugewandt.
    «Das erste Mal war», fuhr

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