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Die Kinder des Teufels (German Edition)

Die Kinder des Teufels (German Edition)

Titel: Die Kinder des Teufels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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den Leibhaftigen. Ein anderer habe ihn nächtens auf dem Sanderanger gesehen, dort hat er mit der Base des Weihbischofs Unzucht getrieben. Und schließlich ein Weib, das beobachtet haben will, wie er eine Hostie entweiht und damit dem Teufel als seinen einzigen wahren Gott angebetet hat.»
    «Sind die Vorwürfe glaubhaft?»
    Faltermayer bestätigte es. «Die beiden Jungen sind bereits des Pakts mit dem Teufel überführt und verbrannt worden. Das Weib liegt derzeit auf der Streckbank.»
    Geständnisse wogen schwer, denn nur ein Teufelsanhänger konnte einen anderen erkennen. Fragte sich nur, wie es mit Ludwig stand.
    «Dieser Vikar», sagte Crispin, «ist er nun besessen oder nicht?»
    Riedner ergriff das Wort. «Das ist die Entscheidung, vor der wir stehen. Wenn wir beginnen, ihn oder auch Gottfried von Weyhenstein ernsthaft zu befragen, weiß niemand um die Folgen.»
    «Was sagt Euer Bischof dazu?»
    «Schweren Herzens hat er einer gewissenhaften Überprüfung zugestimmt. Er hat gegen Eure Meinung aber nichts einzuwenden, im Gegenteil, sie ist ihm willkommen.»
    Crispin zupfte an seinem Bart, dachte nach, welche Konsequenzen sich aus der Anklage eines Geistlichen ergeben konnten. Was passierte mit den Geistlichen in dieser Stadt, wenn einer von ihnen der Hexerei beschuldigt und überführt wurde? Wenn einmal diese Schranke gefallen war, gab es kein Zurück mehr. Es musste also weise und vorausschauend entschieden werden.
    Antonius mischte sich in seine Gedanken.
    «Das sind schwere Vorwürfe. Besser, wir halten uns da raus. Es ist Aufgabe des Bischofs und nicht unsere …»
    «Ich weiß», unterbrach Crispin. «Dennoch, es scheint alles mit diesem Stern in Verbindung zu stehen. Und genau deswegen sind wir doch hier, um herauszufinden, was in jener Nacht geschehen ist. Ich will daher meine Zustimmung nicht verwehren.»
    Er wandte sich an Riedner und den Kanzler.
    «Ich schlage vor, diesen Domherren gewissenhaft zu befragen. Das soll im Geheimen geschehen. Je nachdem, was er zu den Vorwürfen zu sagen hat, werden wir sehen, wie weiter zu verfahren ist.»
    Ein guter Vorschlag. Alle waren sich einig. Selbst Faltermayer konnte ein zufriedenes Lächeln nicht verbergen. Es gab Arbeit für ihn, lohnenswerte.
    «Noch heute Abend soll sich Gottfried von Weyhenstein unseren Fragen stellen», beschied Riedner.

[zur Inhaltsübersicht]
    11
    Die Straße führte an der Burg des Bischofs vorbei, über Höchberg nach Westen, entlang der Kaiserstraße, die eisig und verlassen war. Ringsum dichter Wald, dunkel und bedrohlich. Das, was vom Tag noch übrig war, verfing sich in den schneebedeckten Baumkronen.
    Kathi wusste nicht, was den Topfhändler dazu bewogen hatte, ausgerechnet bei Beginn der Dämmerung den Weg nach Wertheim anzutreten. Überall lauerten Gefahren – Räuber, ausgehungerte Bettlerscharen, versprengte Söldner, wilde Tiere. Recht und Ordnung existierten hier draußen nicht.
    In der Stadt war man sicherer aufgehoben, wenn nicht gerade die Knechte des Bischofs nach einem suchten oder man als fremder Händler ständig in Gefahr schwebte, vor den Hexenkommissar gezerrt zu werden. Das mochte wohl auch der Grund gewesen sein, wieso dieser knorrige alte Mann keine Stunde länger in dieser vom Teufel besessenen Stadt ausharren wollte. Vor den Toren regierte zwar die Willkür, aber im Vergleich mit dem Wahnsinn einer verfluchten Stadt war sie das kleinere Übel.
    Volkhardt sah das genauso, andernfalls wäre er das Wagnis nicht eingegangen. Kathi vertraute ihm, seiner Zuversicht und seinem Schutz. Neben dem Dolch, den er ständig mit sich führte, trug er nun auch eine mit Dornen besetzte Kette an seinem Gürtel, die er wie einen Morgenstern zu schwingen gedachte, sofern sie angegriffen wurden. In der Hand hielt er eine verkürzte Pike, die gerade so lang wie er groß war, um beweglich zu bleiben. Die Pike war seit Antritt der Fahrt auf den Rücken des Topfhändlers gerichtet, sollte der auf dumme Gedanken kommen. Aber davon war nicht auszugehen. Der Alte – obwohl verschwiegen und missgelaunt – hatte nur Sinn für den Ochsen und den mit Löchern gespickten Weg. Er saß auf dem Bock, eine Decke aus einem Dutzend Katzenfellen um die Schultern, und stierte nach vorne, in die dumpfe Ungewissheit einer lebensgefährlichen Reise.
    Auf der Ladefläche, zwischen Töpfen, Bechern und Pfannen, hatten sich Kathi und Volkhardt eingerichtet. Sie kauerten eng beieinander auf Lumpen und Stroh gebettet. Volkhardt hielt eine Decke um

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