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Die Kinder Paxias

Die Kinder Paxias

Titel: Die Kinder Paxias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Feder
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einer Szenerie, die Kinder eher in ihren Albträumen heimsuchten, als sie zum erkorenen Zielort nächtlicher Ausflüge zu machen, fand stumme Anerkennung bei der Gelehrten.
    Ihren Stab an die Felswand lehnend, hockte sie sich neben Cassia, die ihre angewinkelten Beine mit den Armen umschlang und das Kinn auf die Knie legend, geduldig wartend aufs Meer hinaus blickte.
    Viel konnte sie in der sternlosen Dunkelheit sicher nicht erkennen. Ihre Laterne warf nur einen kleinen Schimmer auf die ruhigen Meeresregungen. Doch dank ihres geschulten Gehörs war sie die erste, die eine Veränderung wahrnahm.
    „Sie kommt.“
    Saya spürte wie ihre Nervenenden zu vibrieren begannen. Mit gesteigerter Aufmerksamkeit glitten ihre Blicke forschend über die schwach reflektierende Wasseroberfläche.
    Eine Bewegung im Augenwinkel veranlasste sie, ihren Fokus auf diese zu konzentrieren.
    Es war eindeutig eine Person – eine exaktere Identifikation ließ die weite Entfernung noch nicht zu - deren Kopf und Oberkörper aus dem Meeresspiegel auftauchten und harmonisch Richtung Küste glitten. Gespannt fixierte Saya das ankommende Wesen, ein ungeduldiges Prickeln, welches sich ihrer bemächtigte, ignorierend. Nur noch wenige Momente, bis zur endgültigen Ankunft Cassias mysteriöser Freundin.
    Cassia erhob sich langsam, das Gesicht witternd in den Wind gerichtet.
    „Da stimmt etwas nicht.“
    Verständnislos musterte Saya das nervöse Mädchen, reagierte aber nicht weniger beunruhigt. Sie vertraute der ererbten Erfahrung eines Fischernachkommens und ihrem besonderen Verhältnis zum Meer. Auch sie verließ ihre sitzende Postion und wagte sich einige Schritte näher an den steinigen Abgrund, um einen besseren Überblick zu erhalten.
    Eine kleine Hand schob sich vertrauensvoll in ihre. Große, Grauen erfüllte Augen suchten die ihren.
    „Es geschieht etwas“, flüsterte sie zittrig vor Angst.
    Schaurig berührt, suchte Saya abermals die düstere Meeresfläche ab. Das Wesen befand sich unweit unter ihnen, sie erkannte eindeutig ein Mädchen. Aber es rührte sich nicht.
    Stille hatte eingesetzt. Sie war absolut.
    Kein Windhauch.
    Kein klatschend zerschellendes Wellenbrechen.
    Kein Meeresrauschen.
    Nichts.
    Aus Sayas steigender Anspannung entwickelte sich blankes Entsetzen, als sie der Gefahr gewahr wurde.
    Das Meereswesen versuchte zu fliehen.
    Die Erstarrung war nicht anderes, als ein Sammeln der Kräfte.
    Rotierende Wasserströmung umgab das Mädchen, die steigende Geschwindigkeit verriet den entstehenden Strudel. Und aus irgendeinem Grund vermochte sie nicht dagegen anzukämpfen, oder ihm Einhalt zu gebieten.
    Nun versuchte sie wieder und wieder in die Fluten abzutauchen, doch es wurde ihr durch den Strudel verwehrt, dessen Macht von lebender Intelligenz schien. Mit steigender Intensität der kreisenden Wassermassen, erhielt ihre trotzende Gegenwehr eine verzweifelte Aura.
    In Sayas Kopf überschlugen sich stürmend Ideen, Abwägungen, Strategien und Eingriffsmöglichkeiten, ohne jedoch Wirksamkeit in den gegebenen Rahmenbedingungen versprechen zu können.
    Ihr Stab war nicht lang genug, um in Griffnähe des Mädchens zu reichen, und ein Seil besaß sie nicht.
    „Bei allen Mächten Paxias, Kaeli!“, schrie Cassia an ihrer Seite panisch auf und vergrub ihr Gesicht in Sayas Cape.
    Erschrocken von der heftigen Reaktion des sonst so besonnenen Kindes, hob Saya ihre Augen von den grausigen Geschehnissen unter sich.
    Eine Riesenwelle.
    Sie steuerte zielgerichtet auf das panisch rudernde Mädchen zu. Es kämpfte, ein schwimmendes Entkommen zu finden.
    Aussichtslos.
    Das tosende Ungetüm erfasste sie mitsamt dem Strudel und trieb sie erbarmungslos auf die spitzen Klippenauswüchse zu, die erwartungsvoll harrten, den wehrlosen Körpers aufzuspießen.
    In Gedanken beschäftigte Saya sich bereits mit der unangenehmen Aufgabe, die blutig klumpigen Überreste des leblosen Meereswesens von seinem unwürdigen Grab zu befreien, als die Wucht, mit der das Mädchen von der donnernd brechenden Welle geschleudert wurde, es weit über die Klippendolche hinweg trieb.
    Mit einem gurgelnden Laut schlug sie auf den Felsen auf, die Cassia und Saya zum Erklimmen der Höhlenregion verwendet hatten.
    Es war eben dieses Geräusch, das Cassia veranlasste sich dem Geschehen wieder zuzuwenden.
    „Kaeli!“, rief sie entsetzt beim Anblick der reglosen Gestalt auf und stürzte los.
    Das Meer lag in friedlicher Sanftheit, keine Spur war von dem fokussierten Angriff

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