Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kinder Paxias

Die Kinder Paxias

Titel: Die Kinder Paxias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Feder
Vom Netzwerk:
Euch.“
    Sayas rätselhafte Miene ließ nur ungläubigen Zweifel erkennen. Unbeeindruckt von Liannas Worten, glitt sie behutsam vom Bett, vorsichtig bedacht die Last ihres Körpers auf ihr gesundes Bein zu konzentrieren. Der Pfosten war eine stützende Hilfe, als sie zuerst die einfache Unterhose und dann denn langen, weitfließenden Rock überzog, der farblich auf die Bluse abgestimmt war.
    Das hellgraue Überkleid war an den kurzen Ärmeln und den Rockseiten geschlitzt, reichte ihr bis an die Knie und ermöglichte ihr, zu ihrem außerordentlichen Wohlgefallen, jede notwendige Bewegungsfreiheit. Erst als sie den dunklen Stoffgürtel an ihrer Taille verknotete, dass er in langen Enden ihr Kleid hinab fiel, schenkte sie der Regentin wieder ihre Beachtung.
    „Euer Gemahl wird jeden Augenblick erscheinen.“
    „Drako? Aber warum sollte er? Plangemäß wollten wir Euch erst heute Nachmittag aufsuchen.“
    Saya schüttelte innerlich den Kopf über die unschuldige Naivität der Regentin eines mächtigen Reiches - fast einem Kind gleich. Dennoch war Saya nicht in der Lage auch nur einen Hauch Ungeduld aufzubringen. Ihre Erläuterung erfolgte mit stoischer Ruhe.
    „Ich fasse die gegenwärtige Situation einmal zusammen: In Euren Mauern weilt ein verwundetes Wesen aus einem Euch unbekannten Reich, das mit hoher Gewaltbereitschaft und erfahrenem Kampfpotential zu verstehen gegeben hat, dass es keinen Verbleib an diesem Ort wünsche.
    Es hat diverse Morddrohungen ausgestoßen und diese auch schon in vereinzelten Versuchen in die Tat umsetzen wollen.
    All dem Hintergrundwissen zum Trotz, hat sich die junge, zweifellos couragierte Herrscherin aufgemacht, diesen unwilligen Gast zu besuchen. Doch das einzige Mittel, welches sie ihm entgegenbringen könnte, ist die edle Gesinnung ihm eine würdevolle Begegnung mit dem Herrscher zu ermöglichen und die Hoffnung, die Trägerin eines Nachfolgers der Blutlinie genieße besonderen Schutz.
    Wenn ich nun Euer Gemahl wäre, Herrscherin Lianna, nichts würde mich halten Euren Aufenthalt unverzüglich zu ermitteln, sobald mir Euer Verschwinden gewahr werden würde.“
    Die polternden Schritte unweit der massiven Holztür, ließen Lianna keine Zeit zu einer Reaktion.
    „Ich bete zu Paxia, dass es ihr gut geht! Und wenn sie in Ordnung ist, dann bringe ich sie um!“
    Mit wesentlich größerer Behändigkeit und Hast, als ihrem Zustand zutraubar war, kletterte sie aus dem Sessel an Sayas Seite.
    „Oh je!“, aus weit aufgerissenen Augen, die Hand vor den Mund schlagend, starrte sie zu der noch fest geschlossenen Tür.
    „Meine Unsterblichkeit sagt mir, dass ich nicht gemeint bin“, kommentierte Saya trocken. In ihrem Blick lag Anerkennung der beachtlichen Stimmgewalt, die die dicken Steinmauern mühelos mit so hoher Lautstärke durchdrang.
    Dann war plötzlich absolute Stille, und beide Frauen wussten auf ihre individuelle Art nur zu gut über die Bedeutung.
    Unwillkürlich trat Lianna wie schutzsuchend noch einen Schritt näher an Saya, die dieses rasche Vertrauen in ungläubiges Erstaunen versetzte. Welche Basis die Regentin zu einer solchen Handlungsweise trieb, war für sie nicht erkennbar. Das schlechte Gewissen derselben allerdings schon. Wahrscheinlich begriff sie nun erst das verheerende Ausmaß der verantwortungslosen Situation, in die sie sich unbekümmert und gedankenlos selbst begeben hatte.
    Als es nun mit vernehmlichen Nachdruck an die Tür klopfte, zuckte Lianna erschrocken zusammen. Ihre Miene spiegelte ihr ertapptes Entsetzen klar lesbar wider.
    Saya handelte allein aus einem Impuls heraus und legte ihr unvermutet sanft ihre freie Hand auf die Schulter. Sie sprach kein Wort, doch Lianna spürte die unermessliche Stärke in der Aura der Gelehrten, deren eindrucksvolle Schwingungen durch ihre Hand auf sie übergingen. Ihre schmalen Schultern strafften sich.
    Der dunkle Blick der die düstere Gestalt Drakos beherrschte, verriet zur Genüge, dass er sich nur mühsam zur Ruhe gezwungen hatte, um nicht in blindem Zorn und tiefer Sorge das Gemach zu stürmen.
    Eine Sorge, die sich nach wie vor in seiner Miene spiegelte, während seine Augen suchend umherirrten und endlich ihren Fokus fanden.
    „Lianna!“
    Erleichtert aufatmend trat er seiner Gemahlin mit langsamen Schritten entgegen – ohne die Gestalt neben ihr wahrzunehmen.
    Doch sein Zorn milderte sich nur wenig, wie sein scharfer Tonfall bewies.
    „Du weißt genau, ich wünsche nicht, dass du in deinem Zustand noch ohne

Weitere Kostenlose Bücher