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Die Kinder vom Teufelsmoor

Die Kinder vom Teufelsmoor

Titel: Die Kinder vom Teufelsmoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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wir.«
    »Weniger als wir?« wunderte sich Rolf. »Und dann haben sie sich so ein Haus gebaut?« Hannes nickte.
    »Gebaut haben sie's«, sagte er, »aber bezahlt noch lange nicht. Ein Haus bauen und ein Haus bezahlen sind nämlich zwei sehr verschiedene Dinge.«
    »Das verstehe ich nicht«, sagte Rolf. »Ein Haus kriegt man doch nicht umsonst!«
    »Natürlich muß man es bezahlen«, erklärte Hannes, »aber nicht auf einmal! Man kann sich zehn oder zwanzig und sogar dreißig Jahre damit Zeit lassen.«
    »Dreißig Jahre?« rief Rolf. »Das gibt's doch nicht! Darauf lassen sich doch die Maurer und Dachdecker und alle die andern, die da sonst noch mitarbeiten, nicht ein! Die können ja in dreißig Jahren längst gestorben sein! Dann liegen sie im Grab, wischen sich die Nase und gucken in den Schornstein, was?« Hannes lächelte.
    »Wenn sie im Grab liegen, gucken sie in keinen Schornstein mehr«, sagte er. »Nein, die Handwerker kriegen ihr Geld natürlich sofort, aber der Bauherr muß es nicht sofort bezahlen. Er leiht es sich von einer Bausparkasse oder so und zahlt jeden Monat etwas zurück. Mit hohen Zinsen! Denn die Sparkassen wollen durch das Verleihen was verdienen.«
    »Ha«, rief Bodo, »das wäre ein Geschäft für mich! Man verleiht Geld und wird reich dadurch, ohne zu arbeiten!« »So ist es«, sagte Hannes. »Der einzige Haken bei der Sache ist der, daß man das Geld, das man gegen Zinsen verleihen will, erst einmal haben muß. Darum ist der Geldverleih nur ein Geschäft für die Besitzenden.«
    »Och«, rief Bodo, »das will ich nicht sagen. Ich werde das später ganz anders schaukeln. Ich klau mir in aller Bescheidenheit so vier- bis fünfhunderttausend Mark von einer Bank, hau 'ne Menge Zinsen rauf und verleih das Geld. Wenn es sich dann verdoppelt hat, weil mir die Leute die Zinsen ja pausenlos ins Haus liefern müssen, bringe ich das geklaute Geld auf die Bank zurück, leg' noch ein paar Mark zu als Leihgebühr und bin fein raus. Die Polizei glotzt doof um die Ecke und ärgert sich, daß ich so 'n anständiger Mensch bin.« Hannes lachte. Rolf aber schlug seinem Bruder auf die Schulter und sagte: »Und weißt du, wie's weitergeht? Dann läßt du dein Geld versichern, ganz hoch, versteht sich, gegen Einbruch und Diebstahl und so, und haust dich in die Falle. In der Nacht komm' ich dann, pack' alles in einen Koffer und verdufte. Den Schlüssel für deinen Tresor hast du mir natürlich vorher mal kurz ausgeliehen. Am andern Morgen rufst du bei der Polizei an, machst ein Mordsgeschrei, daß kein Aas auf dein Geld aufgepaßt hätte und wofür die Polizei denn da wäre und so weiter, und kriegst von der Versicherung alles zurück.« »Mensch, das ist die Idee!« rief Bodo begeistert. »So können wir beide auf ehrliche Art und Weise zu einem Vermögen kommen. Und dann wandern wir nach Amerika aus und werden Kapitalisten.« »Ja ja«, sagte Hannes lächelnd, »so haben das schon viele versucht, aber den meisten ist es schlecht bekommen.« Eine Zeitlang stapften sie nun schweigend weiter. Dann kam Berti auf den Ausgangspunkt ihres Gespräches zurück. »Du wolltest uns doch erzählen, warum die Leute in dem Haus da drüben ärmer sind als wir«, sagte er.
    »Ach ja«, rief Hannes, »richtig! Davon bin ich ganz abgekommen. Tja, also die hatten sich von einer Sparkasse und einer Bank achtzigtausend Mark geliehen und das Haus gebaut. Als es fertig war, sollten sie jeden Monat sechshundert Mark zurückzahlen. Das hätten sie auch können, denn Herr Früchtenicht hatte eine sehr gut bezahlte Arbeit bei den Klöckner-Werken in Bremen. Das ist ein Hüttenwerk, da wird aus Erz Stahlblech für Autos, Schiffe und so hergestellt.« »Weiß ich«, unterbrach Rolf, »da sind wir mal mit der Klasse gewesen. Toller Laden! Wir haben zugeguckt, wie sie so einen großen Hochofen angesteckt haben. Astrein, kann ich nur sagen! Das war eine Hitze zum Umfallen. Und gesprüht hat es wie tausend Wunderkerzen!«
    »Du scheinst dich auszukennen«, sagte Hannes. »Ja, so ist es, und da also war Herr Früchtenicht beschäftigt. Er saß in einer der großen Hallen fast ganz unter dem Dach in einem kleinen Glaskasten, hatte viele Hebel, Schalter, Knöpfe und Tasten auf einem Armaturenbrett vor sich und mußte seine ganze Aufmerksamkeit auf das glühende Stahlband richten, das unter ihm auf der Walzstraße hin und her schoß und dabei immer länger wurde. Das ging alles ganz von selbst, vollautomatisch. Wenn aber mal eins der langen

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