Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kinder vom Teufelsmoor

Die Kinder vom Teufelsmoor

Titel: Die Kinder vom Teufelsmoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
Vom Netzwerk:
Von Frühling bis Herbst ist sie unterwegs und sammelt Brennesseln, Wegerich, Huflattich, Lindenblüten, Pfefferminze und alle möglichen anderen Kräuter, aus denen sie Salate, Tees und Säfte bereitet. Sie ist so eine Art Gesundheitsapostel und überzeugt, daß ihre kranke Schwester wieder gesund wird, wenn sie alles das ißt und trinkt, was sie ihr aus dem ›Garten der Natur‹, wie sie es nennt, mitbringt. Wenn ihr allerdings gerne Brennesseln eßt, könnten wir uns in Ruhe einen Sack voll klauen. Stören wird uns niemand dabei, die Kranke liegt im Bett, und die Gesunde ist bei diesem Wetter bestimmt auf Kräutersuche.«
    »Danke bestens für Obst und Südfrüchte«, knurrte Bodo. »Ich hab keine Lust, mir mit Brennesseln die Schnauze zu verbrennen!« »Dachte ich mir beinah«, sagte Hannes. »Gehen wir also noch ein paar Schritte weiter.«
    Der Weg, auf dem sie sich jetzt befanden, lag etwa zwei Meter höher als die Felder und Weiden, durch die er führte. Er war mit Sand aufgeschüttet worden, während links und rechts der Torf abgegraben worden war.
    »So, Kinder«, rief Hannes plötzlich, »da drüben steht das Haus, das wir suchen! Da wohnt ein Ingenieur von der AG Weser, der zwei große Autos fährt und den Keller bestimmt voll hat mit allen möglichen Vorräten.«
    »Endlich!« stöhnte Bodo. »Ich kann schon nicht mehr kriechen.« Er blieb stehen und lehnte sich an eine Birke. »Wenn ich was klauen will, latsch' ich nicht stundenlang durchs Moor! Ich gehe ins erste Haus und fange an.«
    »Na, hör mal«, entgegnete Hannes, »du kannst doch nicht die Armen beklauen!«
    »Wenn ich nicht weiß, daß sie arm sind, macht mir das nichts aus!« »Dir nicht, aber den Armen!« rief Hannes. »Denen macht es eine ganze Menge aus!«
    »So was brauchst du Bodo gar nicht zu erzählen«, sagte Berti, »das versteht er nicht.«
    Rolf brach sich einen Birkenzweig ab und schlug damit durch die Luft, um die Mücken zu vertreiben.
    »Ich bin neugierig, ob wir heute noch was zu essen kriegen«, sagte er. »Wollen wir nun, oder wollen wir nicht?« »Wir wollen!« rief Hannes. »Kommt, Jungs!« Er marschierte los und winkte den Kindern, daß sie ihm folgen sollten.
    »Wir schleichen uns durch die kleine Tür an der Seite ins Haus«, sagte er, »ganz leise, damit uns niemand hört. Da geht es nämlich in den Keller runter. Sollte uns jemand überraschen, sagen wir einfach, wir suchen die Familie Früchtenicht, und tun, als ob wir uns verlaufen hätten.«
    »Das ist aber ein ziemlich bescheuerter Plan!« rief Bodo. »Wir können doch nicht sagen, wir hätten uns verlaufen, wenn wir mit 'ner Mettwurst in der Hand aus dem Keller kommen!« »Meinste nicht?« fragte Hannes erstaunt.
    »Na, hör mal! So doof ist doch keiner, daß er uns das abnimmt!« »Kann man nicht wissen! Aber bitte, was schlägst du denn vor?« Bodo griente, daß seine Ohren Besuch kriegten, und sagte: »Wir gehen alle zusammen auf die Diele – da gibt's doch 'ne Diele, wie ich sehe – und dabei sind wir ganz laut, unterhalten uns und so. Und wenn dann jemand kommt und fragt, was wir wollen, sagen wir, daß wir da und da hin wollen, meinetwegen zu den Früchtenichts, und uns verlaufen haben. Ich hab' mich aber schon vorher im Heu oder irgendwo versteckt. Wenn ihr dann auf Wiedersehen sagt und rausgeht, denken die Leute doch, alle sind weg! Aber ist nicht! Ich bin ja noch da und kann mir in aller Ruhe die Taschen vollstecken. Wenn ich genug habe, ziehe ich Leine und bringe meine Güter in Sicherheit. Ihr sollt sehen, das haut prima hin!«
    Bodo sah Hannes und seine Brüder an. »Na, denn man los«, sagte Rolf. »Hoffentlich klappt's!« Wie Bodo es vorgeschlagen hatte, begannen sie sich laut zu unterhalten, taten ganz ungezwungen und stiefelten auf das Haus zu. Schon wollte Rolf, der ganz vorn marschierte, die große Tür öffnen, da rief Hannes: »Halt! Moment! Verflixt noch mal, das hätte ich beinah vergessen!«
    »Was ist denn los?« fragte Bodo unwillig.
    »Hier geht es auch nicht«, sagte Hannes, und dabei flüsterte er plötzlich. »Kommt, wir müssen sofort verschwinden, bevor es zu spät ist!«
    »Warum?« fragte Berti.
    »Der Mann hat überall im Haus Alarmanlagen eingebaut«, erklärte Hannes. »Hab' ich euch erzählt, daß er Ingenieur ist? Seit voriges Jahr bei ihm eingebrochen wurde, hat er sein Haus rundherum gesichert. Da kommt nicht mal eine Fliege unbemerkt hinein. Selbstschüsse soll es da geben, Fußeisen und Falltüren! Und dann hat er auch

Weitere Kostenlose Bücher