Die Kinder vom Teufelsmoor
Fernsehkameras angebracht, mit denen er alles beobachten kann, was vor dem Haus und im Haus geschieht. Ich wette, daß er uns längst gesehen hat und seinen Revolver schon entsichert in der Hand hält.« »Mensch, dann laß uns bloß abhauen!« flüsterte Berti. »Das ist doch Spinnerei«, zischte Bodo unwillig. »Wer das glaubt, wird selig!«
»Ich glaube es«, sagte Hannes leise. »Kommt!« Mit großen Schritten eilte er davon.
Berti und Rolf hielten sich an seiner Seite. Bodo folgte nur zögernd, trat mit dem Fuß gegen eine Rose und machte durch lautes Knurren und Raunzen deutlich, daß er nicht an die Alarmanlage glaubte. Die Kinder waren alle schon abgekämpft und müde. Der lange Marsch durch Bruch und Moor hatte ihre Kräfte verbraucht und ihre Stimmung verschlechtert. Bodo war so böse, daß er jeden Käfer tottrat, den er über den Sand laufen sah.
Nachdem sie weitere zwanzig Minuten gegangen waren, standen sie vor dem letzten Haus. Dahinter verlief sich der Weg zwischen Gestrüpp und Heidekraut. »So«, sagte Bodo grimmig, »und wenn hier siebzehn kranke Bettler mit 'nem Holzbein wohnen und einem in jedem Zimmer 'ne Atombombe auf den Kopf fällt, ich geh' rein und klau' was! Haut ihr man alle ab, allein kann ich das viel besser!«
Schon machte er Anstalten, die schwarze Eisenpforte zu öffnen, da kam ein Mann aus der Haustür.
»Ach, du meine Güte!« rief Hannes leise. »Das ist doch Fidi Butzmann! Richtig, der wohnt ja hier! Das hab'ich total vergessen!« Bodo schaute ihn böse an.
»Soll das etwa bedeuten, daß wir hier auch nichts holen können?« grollte er.
»Natürlich!« sagte Hannes. »Ich kann doch bei einem guten Bekannten nicht einbrechen!«
Fidi Butzmann hatte inzwischen das Garagentor geöffnet und ein Fahrrad herausgeholt. Jetzt ging er den mit bunten Sandsteinplatten belegten Weg entlang. Dabei entdeckte er Hannes und die drei Jungen.
»Hallo, Hannes von der Nacht!« rief er erfreut. »Dich habe ich ja lange nicht gesehen! Das trifft sich aber gut, daß du hier in der Gegend bist! Komm rein, ich muß was mit dir besprechen! Ihr auch, Kinder, kommt! Wir trinken eine Tasse Kaffee zusammen.« »Vielen Dank«, sagte Hannes, »das geht heute leider nicht.« »Aber, aber«, sagte Fidi Butzmann, »ein paar Minuten habt ihr bestimmt über. Im Moor hetzt man nicht, das hast du mir oft genug gesagt! Meine Frau fühlt sich ein bißchen einsam, wie du weißt, und ist immer ein ganz neuer Mensch, wenn du ihr von deinen Abenteuern erzählst.« Hannes druckste herum.
»Sei mir nicht böse, Fidi«, sagte er, »aber heute geht es wirklich nicht, wir müssen nämlich schnellstens was zu essen besorgen, damit niemand verhungert.«
»Was zu essen?« fragte Fidi. »Was denn zum Beispiel?« »Och, alles, was man so braucht, wenn man nichts mehr hat«, antwortete Hannes.
»Vielleicht Bohnen, Erbsen, Spargel und eine Dauerwurst wie das letztemal?« »Ja, das wäre schon das Richtige.«
»Und einen Tampen Speck und ein Stück Räucherschinken?« »Das würde uns auch passen.«
»Na, dann spart euch den Weg und macht, daß ihr reinkommt! Davon hab' ich im Keller noch einiges liegen.«
Fidi brachte sein Fahrrad wieder in die Garage und kam dann zu den verhinderten Einbrechern zurück. Hannes hatte gerade noch Zeit, den Kindern zuzuflüstern, daß die Familie Butzmann ein Lebensmittelgeschäft in Bremen gehabt hätte, es aber wegen eines neuerrichteten Supermarktes ganz in der Nähe habe aufgeben müssen. So billig wie der hätten sie die Ware nicht verkaufen können, und da seien ihnen die Kunden weggelaufen. Um ihre Vorräte nicht unter Preis verschleudern zu müssen, habe Fidi sie hier in seinen Keller gebracht. Davon verzehrten sie nach und nach etwas und verkauften auch einiges an gute Bekannte.
Frau Butzmann war sehr erfreut, als sie Hannes sah, und setzte sofort einen Kessel mit Wasser auf den Herd, um Kaffee zu kochen. Bis der fertig war, führte Fidi seine Gäste in den Keller. Seine eigenen Kinder, zwei sieben- und neunjährige Jungen, kamen mit. »Ihr müßt euch nichts dabei denken, daß die Dosen ein bißchen verrostet sind«, sagte er, »das ist nur äußerlich. Der Keller ist ziemlich feucht. Ist ja kein Wunder hier im Moor. Von innen sind sie aber völlig in Ordnung, und die Ware ist tipptopp. Paßt auf, ich öffne mal eine. Mögt ihr Ananas, Jungs? Oder lieber Aprikosen?« Da sich die drei nicht darüber einigen konnten, was besser schmeckte, machte Fidi beides auf.
»Seht ihr«,
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