Die Kinder vom Teufelsmoor
noch ein wenig Übung.« Er sah sich suchend um. »Habt ihr Wasser irgendwo? Ich müßte mir jetzt eigentlich die Hände waschen.«
»Natürlich haben wir Wasser!« rief Berti eifrig. »Wir haben sogar eine Dusche! Nur Seife haben wir nicht.« »Die habe ich selbst!« sagte Hannes.
Er öffnete den Schrankwagen von der rechten Seite, indem er die Bretterwand in ihrer ganzen Größe hochklappte und mit zwei schrägen Stangen stützte.
»Das ist ja ein richtiges Dach, wenn es regnet!« rief Rena. »Ja«, bestätigte Hannes, »ich hab' auch schon oft drunter gestanden, wenn es zu gießen anfing und kein Haus in der Nähe war.« Die Kinder staunten.
»Auf dieser Seite befinden sich die Dinge, die ich zum Essen, zum Schlafen und zum Spielen brauche: Lebensmittel da in den Fächern, mein Bett ganz unten und hier aufgehängt mein Quetschkasten. Ein bißchen Wäsche, Handtücher und Seife sind hier über dem Bett.« »Wenn das kein prima Wagen ist, was?« rief Bodo begeistert. »So einen lege ich mir später auch zu. Damit kannste wochenlang unterwegs sein und hast alles bei dir. Biste müde, hältste an, holst das Klappbett raus und haust dich hin, ganz egal, wo du bist. Haste Hunger, ein Griff, und du hast 'n Brot in der Hand und 'n Tampen Wurst! Einfach klasse finde ich das, ehrlich. Das einzig Doofe ist, daß du den Wagen schieben mußt! Wenn er einen Motor hätte und du dich reinsetzen könntest wie in so 'n Auto, war's noch besser.« Hannes lächelte und nahm die Seife aus dem Fach. »Was hätte das für Vorteile?« fragte er.
»Es wäre bequemer!« rief Bodo. »Man sitzt gemütlich da und braucht sich nicht anzustrengen.«
»Ich strenge mich aber ganz gerne an«, sagte Hannes. »Damit ich gesund bleibe.«
»Na klar!« warf Berti ein. »Wer sich immer nur ein faules Leben macht, kriegt Herzverfettung!«
»Richtig«, bestätigte Hannes, »und noch etwas: Wer mit dem Auto fährt, kann zwar schnell von einem Ort zum andern gelangen, muß aber große Straßen benutzen und weiß nicht, wie schön es ist, auf abgelegenen Wegen und Pfaden unterwegs zu sein. Und darum betrügt er sich um das Schönste, denn unterwegs sein ist herrlich, unterwegs sein ist das Leben.«
Sie gingen gemeinsam zu Bertis Dusche hinüber. »Junge«, staunte Hannes, »das ist ja eine großartige Anlage!« Die Kinder sahen zu, wie er sich wusch, und taten es ihm nach, als er ihnen die Seife gab.
»Bist du eigentlich reich?« fragte Rena, die ihre Hände als erste sauber hatte.
»Das will ich meinen«, antwortete Hannes. »Ich möchte fast behaupten, du findest auf der ganzen Welt niemanden, der reicher ist als ich.«
Rena machte große Augen, und auch die andern wurden aufmerksam.
»Oh, dann mußt du ja über zehn Millionen haben!« »Zehn Millionen was?« fragte Hannes. »Zehn Millionen Mark!« Hannes schüttelte den Kopf.
»Da muß ich dich enttäuschen, etwas weniger habe ich schon.« »Neun Millionen?« »Weniger.« »Acht?« »Weniger.« »Fünf?«
»Nein, noch weniger.«
»Na, eine Million wirst du doch wohl haben?« »Nein, soviel habe ich auch nicht.«
»Du hast nicht mal eine Million Mark?« rief Rena. »Wieviel Geld hast du denn?«
Hannes zog einen Kamm aus der Hosentasche und kämmte sich, erst das Haar und anschließend den Bart. Darauf sah er Rena an, streichelte ihre Katze, die sie im Arm hielt, und sagte: »Das kann ich gar nicht genau sagen, weil ich es nie zähle, aber so dreißig bis vierzig Mark könnten es wohl sein.«
»Was?« rief Rena. »Mehr nicht? Und dann willst du der reichste Mann der Welt sein?«
»Oh«, sagte Hannes von der Nacht, »ich bin der reichste Mann der Welt! Ich besitze unermeßliche Schätze! Nur viel Geld habe ich nicht.«
Bodo, der zukünftige Millionär, der mit größter Aufmerksamkeit zugehört hatte, mischte sich jetzt ins Gespräch und sagte: »Sie haben also Sachwerte?« »Ja, so könnte man es nennen.«
»Ich verstehe«, fuhr Bodo fachmännisch fort, »Häuser, Schiffe, Fabriken und so was.« Hannes schüttelte wieder den Kopf. »Nein, dieser Art ist mein Besitz nicht.«
»Na, dann bleiben nur Papiere übrig«, sagte Bodo, »Aktien, Pfandbriefe und Schuldscheine.«
»Nein, nein, davon habe ich auch nichts«, wehrte Hannes ab. Nun war Bodo ratlos.
»Jetzt verstehe ich gar nichts mehr!« rief er. »Sie haben doch nicht etwa Gold, Schmuck und Edelsteine?« Hannes legte das nasse Handtuch ins Gras. »Nein«, sagte er, »dergleichen gehört mir auch nicht.« »Ja, worin besteht denn
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