Die Kinder von Alpha Centauri
Vierteljahr zu
Vierteljahr neu optieren kann. Deshalb schulde ich Ihnen maximal drei Monate.
Gut, die bekommen Sie. Aber ich habe auch mehr als drei Monate aufgelaufenen
Urlaub von der Reise, den ich sofort antrete. Sie bekommen das in fünf Minuten
schriftlich.« Er stand auf und ging zur Tür. »Und Sie können der Buchhaltung
sagen, man soll sich wegen des ausstehenden Gehalts keine grauen Haare wachsen
lassen«, sagte er mit einem Blick über die Schulter. »Ich brauche das Geld
nicht.«
Am Abend kam Bernard vom Fährenlandeplatz zurück und fand Jerry Pernak
vor. Pernak erklärte beim Abendessen, er habe seine Opposition gegen Lechats
Separatistenpolitik überdacht. Von Eve habe er erfahren, daß Jean sich aktiv
beteilige, wollte wissen, ob das für Bernard auch gelte, und mithelfen.
Bernard konnte nicht verstehen, warum Pernak seine Meinung geändert
hatte.
»Ich dachte, Sie und Eve hätten sich alles überlegt, bevor Sie abgeflogen
sind«, wandte er ein, als sie sich bei einem Glas nach dem Essen im
tieferliegenden Teil des Wohnzimmers unterhielten. »Sehen Sie sich an, was
vorgeht - Sie sind gegangen, überall gehen die Leute. Sie hatten recht. Lassen
Sie die Sache auf sich beruhen. Das renkt sich von selbst ein.«
»Das willst du, nicht wahr?« sagte Jean mit einem anklagenden Unterton.
»Du möchtest, daß wir so sind wie sie. Aber hast du dir wirklich überlegt, was
das bedeutet? Keine Maßstäbe, nirgends Ordnung, keine Moral... Ich meine, wie
sollen Jay und Marie aufwachsen?«
Jay und Marie waren ihre neuesten Waffen. Bernard wußte, daß sie eine
Begründung für ihre eigenen Ängste vor den bevorstehenden Änderungen suchte,
aber er wollte das nicht vor anderen breittreten.
»Ich möchte, daß sie die Gelegenheit haben, für sich das beste Leben zu
schaffen, das ihnen möglich ist, sicher. Sie haben die Chance hier. Wir
brauchen nicht um den halben Planeten zu gehen, um den Teil einer Welt
wiederzuerrichten, der wir nicht mehr angehören. Das kann nicht von Dauer sein.
Das ist vorbei. Du mußt dich damit abfinden, Liebes.«
»Wir sind immer noch dieselben«, sagte Jay vom Sofa her und sah seine
Mutter an. »Das wird sich nicht ändern. Wenn du dich dumm stellen willst,
kannst du das überall tun.« Zu Bernards gemäßigtem Erstaunen hatte Jay beim
Essen lebhaftes Interesse an der Diskussion bekundet und sich auch anschließend
dazugesetzt. Wird auch Zeit, dachte Bernard.
Jean schüttelte den Kopf. Sie wollte nichts davon wissen.
»Aber warum muß es vorbei sein?« Sie sah Bernard flehend an. »Wir sind
die ganzen Jahre hindurch im Schiff glücklich gewesen, nicht? Wir hatten unsere
Freunde, wir hatten die Kinder. Du hast deine Arbeit gehabt. Warum soll dieser
Planet uns alles wegnehmen? Sie haben das Recht nicht dazu. Wir wollten nie
etwas von ihnen. Das - das ist alles falsch.«
Bernard spürte, wie das Blut in seinem Kopf hochstieg. Das Pathos, das
sie vermitteln wollte, berührte einen Nerv. Er füllte sein Glas langsam und
bedächtig, während er sich zusammennahm.
»Weshalb bist du so sicher, daß mir alles wunderbar gefallen hat?« fragte
er. »Unterstellst du nicht dasselbe Recht, mir zu sagen, was ich wollen soll?«
Er stellte die Flasche hart auf den Tisch und hob den Kopf. »Nun, ich habe es
nicht immer so wunderschön gefunden und will nichts mehr davon wissen. Ich
habe heute Merrick gesagt, er kann sich seinen Posten an den Hut stecken.«
»Du hast was?« fragte Jean entsetzt.
»Ich habe ihm gesagt, er kann mich mal. Es ist vorbei. Wir können normal
sein. Ich werde in Norday drei Monate Plasmadynamik studieren und mich
anschließend an dem neuen Komplex beteiligen, der weiter nördlich an der Küste
gebaut wird. Wir können alle nach Norday ziehen und dort wohnen, bis wir etwas
Dauerhaftes finden.«
Jean schüttelte protestierend den Kopf.
»Aber du kannst doch nicht.. . Ich gehe nicht mit. Ich will nach Iberia.«
»Ich habe jahrelang all das erduldet, was sie in Iberia wieder aufbauen
wollen!« schrie Bernard plötzlich und knallte sein Glas auf den Tisch. Sein
Gesicht lief dunkelrot an. »Ich habe jede Minute verabscheut. Wer hat mich je
gefragt, ob es das war, was ich wollte? Niemand. Ich habe es satt, daß jeder
als gegeben unterstellt, wer ich bin und was ich nach Meinung der anderen sein
soll. Ich habe durchgehalten, weil ich dich liebe und unsere Kinder liebe und
ich keine andere Wahl hatte. Jetzt habe ich eine, und diesmal bist du mir etwas schuldig. Ich sage, wir
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