Die Kinder von Alpha Centauri
ich, daß Sie sich Norday ansehen. Sie
sollten Hoskins mitnehmen. Er war natürlich das letztemal dabei, aber eine
Auffrischung kann nichts schaden, und für Sie wäre es nützlich, jemanden bei
sich zuhaben, der sich schon auskennt. Das war eigentlich der Grund, warum ich
mit Ihnen reden wollte.« Merrick sprach ganz beiläufig, so, als unterstelle
er, das Thema sei bereits allgemein bekannt, obwohl Bernard amtlich noch nicht
mehr darüber erfahren hatte, aber gleichzeitig sah er Bernard neugierig an,
als warte er schon auf Einwände.
Bernard beschloß, mitzutun, um zu sehen, wie sich das weiterentwickelte.
»Verzeihen Sie - was meinen Sie, letztesmal? Ich muß etwas nicht richtig
verstanden haben.«
Merricks Brauen schossen ein bißchen zu hastig hoch.
»Das letztemal, als wir den Komplex in Port Norday besichtigt haben.«
Bernard starrte ihn verständnislos an. Merrick wirkte gequält. »Erzählen Sie
mir nicht, daß Sie davon nichts gewußt hätten. Ich bin vor einer Weile mit
Walters und Hoskins dortgewesen. Hat Walters Ihnen davon nichts erzählt?«
»Niemand hat mir etwas erzählt.«
Merricks gequälter Ausdruck machte einer finsteren Miene Platz.
»Tz, tz. Das ist unverzeihlich.Wie peinlich. Warten Sie mal - ich kann
mich nicht mehr genau erinnern, wann das war, aber Sie hatten Dienst. Deshalb
konnte ich Sie damals nicht mitnehmen.« Das war eine offenkundige Lüge; Bernard
war dort an seinem freien Tag gewesen und hatte Jay dabeigehabt. »Aber wir
können das rasch beheben. Sie werden fasziniert sein. Eine Frau leitet den
Hauptteil des Primärprozesses - eine bemerkenswerte Dame - so daß ich Ihnen
nicht nur eine interessante Umgebung versprechen kann, sondern auch angenehme
Gesellschaft. Ich möchte, daß Sie sobald wie möglich mit Hoskins etwas
vereinbaren. Ich fürchte, ich bin die nächsten Tage zu beschäftigt.«
Offensichtlich war etwas Ungewöhnliches im Gange. Bernard wollte es
ungern dabei belassen und sagte: »Walters vielleicht auch? Möglicherweise kann
er auch eine Auffrischung gebrauchen.«
Merrick atmete tief ein. Seine Miene wurde ernst.
»Mmmm ... Walters. Das bringt mich zu dem zweiten Punkt, den ich mit
Ihnen besprechen möchte«, sagte er mit schleppender Stimme. »Officer Walters
ist nicht mehr bei uns. Er und seine Familie sind vor zwei Tagen aus Cordova
Village verschwunden und haben nichts mehr von sich hören lassen. Er ist
gestern nicht zum Dienst angetreten. Wir müssen davon ausgehen, daß er sich
abgesetzt hat.« Er schüttelte traurig den Kopf. »Enttäuschend, Fallows, sehr
enttäuschend. Ich hatte mehr Charakter von ihm erwartet.«
Das war es also! Merricks Liebling hatte ihn im Stich gelassen, und er
brauchte Ersatz. Merrick war Bernards Können als Ingenieur ganz gleichgültig;
es ging ihm nur darum, sich aus einer zweifellos peinlichen Sache
herauszuwinden. Als Bernard an die Heucheleien zurückdachte, die er zur
Kenntnis hatte nehmen müssen, seitdem er hier saß, kam die Erinnerung an Kaths
Offenheit und Aufrichtigkeit selbst einem Fremden gegenüber wie ein frischer
Luftzug zu ihm.
»Sie können sich das an den Hut stecken«, hörte er sich sagen, bevor ihm
noch bewußt geworden war, daß er antwortete.
»Was?« Merrick richtete sich steif auf. »Was haben Sie gesagt,
Fallows?«
»Ich habe gesagt, Sie können's sich an den Hut stecken.« Mit einem Schlag
war das Gefühl der Einschüchterung, das Bernard viele Jahre bedrückt hatte,
weggewischt. Die Rolle, in die er sich hatte zwängen lassen, schrumpfte und
fiel ab wie eine alte Haut. Zum erstenmal war er - er selbst und konnte sich als Mensch durchsetzen. Und auf der
anderen Seite des Schreibtischs ging durch die Granitkathedrale ein Riß. Sie
brach zusammen zu Schutt, und im Inneren war.. . nichts. Leer, wie all die
anderen Leerheiten, vor denen er sein ganzes Leben lang auf der Flucht gewesen
war. Von diesem Augenblick an lief er nicht mehr davon.
Bernard lehnte sich zurück und erwiderte Merricks empörten Ausdruck mit
ruhigem Blick. »Niemand wird diesen Komplex zusperren, und das wissen Sie
auch«, sagte er. »Sparen Sie sich die Propaganda. Ich habe mitgeholfen, das
Schiff sicher hierher zu bringen, und es gibt jüngere Leute, die eine
Beförderung verdienen. Ich habe meine Pflicht getan. Ich höre auf.«
»Aber das können Sie nicht!« stieß Merrick hervor.
»Das habe ich eben getan.«
»Sie haben einen Vertrag einzuhalten.«
»Ich habe mehr als sieben Jahre gedient, so daß ich von
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