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Die Kinder von Alpha Centauri

Die Kinder von Alpha Centauri

Titel: Die Kinder von Alpha Centauri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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Fleisch gewesen wie für alle anderen.
    Darum ging es im Grunde. Die unausgesprochene Meinung, die Kalens
ansprach und auf die jedermann reagierte, wiewohl nur wenige es offen zugaben,
war die, daß das gesamte Gesellschaftsgefüge, auf dem alle ihre Interessen
beruhten, zu zerfallen drohte, und der wahre Reiz einer Enklave in genau
gezogenen Grenzen lag mehr darin, die Terraner am Verlassen als bombenschleppende
Chironer am Eindringen zu hindern. Seit Kalens so nah daran gewesen war,
auszusprechen, was im Inneren alle dachten, standen alle Interessengruppen und
Parteien hinter ihm, was Wellesley begriff. Wenn Wellesley sich
dagegenstemmte, lief er Gefahr, abgewählt zu werden. Er stimmte also zu, und
der Antrag wurde nahezu einstimmig angenommen.
    Marcia Quarrey brachte dann die Frage nach einem eigenen Gouverneur zur
Sprache, der zwar Wellesley verantwortlich, aber innerhalb der Enklave ansässig
sein sollte, um dort die Geschäfte zu verwalten. Die Aufteilung der Autorität
zwischen den Angehörigen des Direktorats, zwanzigtausend Meilen entfernt im
Schiff, habe, so deutete sie an, zu den seit der Ankunft aufgetretenen
Schwierigkeiten beigetragen, und sie auf eine Person zu vereinigen, die über
den Vorteil verfügte, an Ort und Stelle zu sein, werde vieles aufwiegen. Die
Meinungen waren dafür, und Quarrey nominierte den stellvertretenden Direktor
Sterm für das neue Amt.
    Sterm lehnte jedoch mit der Begründung ab, ein großer Teil der Aufgabe
betreffe die Festlegung politischer Leitlinien im Zusammenhang mit den
Beziehungen zwischen Terranern und Chironern, und da es einen Direktor für
Außenbeziehungen gebe, dem man diese Verantwortung bereits anvertraut habe, sei
es zur Vermeidung künftiger Konflikte das Vernünftigste, die beiden Funktionen
zu vereinen. Er nominierte deshalb Howard Kalens, Quarrey unterstützte den
Vorschlag, und er wurde mit großer Mehrheit angenommen.
    So beschloß man, die erste Ausdehnung der Neuen Ordnung offiziell auf dem
Planeten Chiron zu verkünden, und Kalens sollte der Vollstrecker sein. Er hatte
den ersten Schritt getan, sein Reich zu sichern.
    »Das ist der Anfang«, sagte er am Abend zu Celia. »In zehn Jahren wird
das die Hauptstadt einer ganzen Welt sein. Was kann ein Haufen Vagabunden mit
Handfeuerwaffen noch gegen mich ausrichten, seit eine ganze Armee hinter mir
steht?«
    In derselben Nacht stand Colman auf einer Seite des von Flutlicht
erhellten Landeplatzes bei den Kasernen von Canaveral City mit einer Abteilung
von Kompanie D und beobachtete schweigend den Anflug eines chironischen
Transporters, der keine zwanzig Minuten vorher an der gegenüberliegenden Küste
des Medichirons abgehoben hatte. Sirocco stand neben ihm, ein paar Meter
entfernt hatten sich General Portney, Colonel Wesserman und mehrere Adjutanten
eingefunden.
    Das Flugzeug setzte weich auf, und auf der dem Empfangskomitee
zugewandten Seite glitten Doppeltüren zur Seite. Ein hochgewachsener,
kräftiger, rotbärtiger Chironer, der eine dunkle Parka mit dickem Gürtel trug,
sprang heraus, gefolgt von einer zweiten, ähnlich gekleideten Gestalt, die aber
schmaler und geschmeidiger war. Als die Kabinenbeleuchtung aufflammte, sah man
im Inneren mehrere Personen. Am Boden hinter ihnen lagen zwei Reihen
Plastikbündel in der Größe von Schlafsäcken.
    Die Offiziere wechselten einige Worte mit den Chironern, dann gingen
Portney und Wesserman auf die Maschine zu, um einen Blick in das Innere zu
werfen. Nach einigen Sekunden nickte Portney vor sich hin, drehte den Kopf und
nickte Sirocco zu. Sirocco winkte, und einer der beiden wartenden
Sanitätswagen rollte zum chironischen Flugzeug. Zwei Soldaten öffneten die
Hecktüren. Vier andere stiegen in das Flugzeug und begannen, die Leichen
herauszuheben. Bei jeder Leiche, die herausgetragen wurde, hob Sirocco kurz das
Oberteil an, während ein Adjutant das Gesicht mit Fotos auf einem
Kom-Bildschirm verglich und eine zweite Kennnummer auf einer Liste abhakte. Dann
wurde die Leiche in das Fahrzeug geschoben.
    Insgesamt waren vierundzwanzig Mann geflüchtet; neun hatten sich schon
gestellt oder waren bei Zusammenstößen mit Chironern getötet worden. Anita war
nicht darunter gewesen. Colman zählte fünfzehn Säcke. Das bedeutete, daß sie
in einem von ihnen lag.
    Nachdem er das makabre Ritual einige Minuten lang beobachtet hatte,
wandte er den Kopf zur Seite, um den rotbärtigen Chironer zu betrachten, der
ausdruckslos in seiner Nähe stand. Er schien Ende Zwanzig

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