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Die Kinder von Alpha Centauri

Die Kinder von Alpha Centauri

Titel: Die Kinder von Alpha Centauri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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oder Anfang Dreißig
zu sein, aber sein Gesicht hatte die Falten eines älteren Mannes und wirkte
wettergegerbt und gerötet sogar im fahlen Flutlicht. Seine Augen waren hell und
wach, verrieten aber nichts von seinen Gedanken.
    »Wie ist es passiert?« murmelte Colman, nachdem er einen Schritt näher
getreten war.
    Der Chironer antwortete in leisem, gedehntem Tonfall, ohne den Kopf zu
heben.
    »Wir verfolgten sie zwei Tage lang, und als genug von uns da waren,
schlugen wir zu, während eine andere Gruppe vor ihnen an einem Hügelkamm
landete, um ihnen den Weg abzuschneiden. Als sie in einen Hohlweg abrückten,
sperrten wir beide Ausgänge mit Gewehrschützen und zeigten ihnen, daß wir da
waren. Wir gaben ihnen jede Chance ... wenn sie die Waffen niederlegten, sagten
wir, würden wir sie nur den Behörden überstellen.« Der Chironer ließ kurz den
Kopf sinken und seufzte. »Manche Leute wissen eben nicht, wann sie aufhören
müssen.«
    Sirocco klappte in diesem Augenblick wieder eine Schutzhülle hoch; Colman
erkannte Anita. Ihr Gesicht weiß wie Marmor und wächsern. Er schluckte und
starrte dumpf vor sich hin. Die Augen des Chironers streiften ihn kurz.
    »Jemand, den Sie gekannt haben?«
    Colman nickte mühsam.
    »Vor einer Weile, aber . ..«
    Der Chironer betrachtete ihn ein paar Sekunden lang, dann gab er einen
leisen Kehllaut von sich.
    »Das sind wir nicht gewesen«, sagte er. »Nachdem wir ihnen klargemacht
hatten, daß sie in der Falle steckten, begannen ein paar von ihnen zu feuern.
Fünf Mann versuchten einen Ausbruch und hißten ein weißes Hemd, um uns
mitzuteilen, daß sie aufgeben wollten. Wir stellten das Feuer ein, aber ein
paar von den anderen schossen sie hinterrücks zusammen, während sie auf uns
zuliefen. Sie gehörte zu den fünf Leuten.« Der Chironer wandte sich ab und
spuckte auf den Boden unter das Flugzeug. »Dann begann eine Hälfte der Bande,
die noch übrig war, sich mit der anderen ein Feuergefecht zu liefern -
vielleicht wegen dieser Tat, vielleicht auch, weil sie selbst aufgeben wollten
- und am Ende waren noch drei oder vier übrig. Wir hatten überhaupt nicht
eingegriffen. Padawski war einer von ihnen, und zwei andere, die genauso
brutal und irr waren. Kein großes Problem mehr für uns.«
    Später dachte Colman darüber nach, daß Anita in einem Leichensack
zurückgebracht worden war, weil sie es vorgezogen hatte, einem Verrückten zu
folgen, statt ihren Verstand zu gebrauchen und ihr Leben selbst zu bestimmen.
Die Chironer schauten nicht zu, wie ihre Kinder in Leichensäcken heimgebracht
wurden, dachte er; sie brachten ihnen nicht bei, daß es edel sei, für
störrische alte Männer zu kämpfen, die sich nie einer Waffe würden stellen müssen,
oder schickten sie fort, um sie zu Tausenden abschlachten zu lassen, um anderer
Leute Wahn zu verteidigen. Die Chironer kämpften nicht auf diese Weise.
    Deshalb gab es keinen Zweifel für Colman, daß die Chironer mit den
Bombenexplosionen nichts zu tun hatten. Er hatte mit Kath gesprochen, und sie
hatte ihm versichert, daß kein Chironer beteiligt sein konnte. Er gab zu, daß
das Vertrauenssache war, aber er glaubte daran, daß sie die Wahrheit wußte und
sie aussprach. Die Chironer hatten auf Padawski reagiert, wie er das instinktiv
vorausgesehen hatte - konkret, überlegt, angemessen und mit einer chirurgischen
Präzision, die Unschuldige aus dem Spiel ließ.
    Das war die Art, wie sie kämpften. Sie hatten zugesehen, wie ihre Gegner
einzeln und paarweise schwächer wurden, und darauf gewartet, daß der Rest in
Uneinigkeit zerfiel und sich selbst dezimierte. Dann hatten die Chironer
gehandelt.
    Sie sahen zu und warteten, während mit der Mission »Mayflower II«
dasselbe geschah, begriff er. Wann und wie würden sie handeln? Und wenn sie es
taten, auf welcher Seite würde er selbst stehen?
     
    Teil III
     
    Phönix
     
    27
     
    Die Art und Weise, wie die Chironer die Sache Padawski bereinigt hatten,
und das Fehlen jeder organisierten Reaktion bei ihnen auf die anfängliche
Hysterie bei den Terranern führte zu der weitverbreiteten Ansicht, die
Chironer von einer Schuld an den Bombenexplosionen freizusprechen, aber die
Terraner vermieden es, über die Frage nachzudenken, die sich dann von selbst
ergab. Der Nachgeschmack von Schuldbewußtsein und nicht geringer Scham bei
vielen entfremdete die terranischen Extremisten der Mehrheit, und die
Beziehungen zu den Chironern wurden bald wieder Normal. Trotzdem drehten sich
die durch die

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