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Die Kinder von Alpha Centauri

Die Kinder von Alpha Centauri

Titel: Die Kinder von Alpha Centauri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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Kontrollen zu geben.
    »Man weiß nie. Vielleicht wird es besser, wenn wir Chiron erreichen«,
meinte Sirocco. Colmans Versetzungsantrag war von der Technik abgelehnt worden.
»Bei der irrsinnigen Bevölkerungsexplosion könnte es alle möglichen Aussichten
geben. Das haben Sie jetzt davon.«
    » Was habe ich davon?«
    »Daß Sie ein guter Soldat und ein miserabler Bürger sind.«
    »Man ist ein guter Soldat, wenn man nicht gern Menschen umbringt?«
    »Sicher.« Sirocco hob den schweren Schutzhandschuh, als sei das die
selbstverständlichste Antwort. »Wenn einer das nicht mag und es tun muß, wird
er böse. Auf die Leute, die ihn dazu zwingen, kann er nicht böse sein, also
läßt er es stattdessen am Feind aus. Deshalb ist er gut. Aber einer, dem es
gefällt, geht zu viele Risiken ein und wird abgeschossen, also ist er nicht so
gut. Ganz logisch.«
    »Militärlogik«, murmelte Colman.
    »Ich habe nie behauptet, daß das einen Sinn ergeben muß.« Sirocco hob
die Ellenbogen auf Schulterhöhe, reckte sich ein paar Sekunden und seufzte.
Nach kurzem Schweigen sah er forschend zu Colman hinüber. »Na ... wie sieht es
bei der Süßen von der Brigade aus?«
    »Vergiß es.«
    »Kein Interesse?« »Blöd.«
    »Pch. Wieso?«
    »Astrologische und kosmische Kräfte. Sie wollte wissen, unter welchem
Zeichen ich geboren bin. »Mütterstation«, habe ich gesagt.« Er machte ein
mürrisches Gesicht. »Warum soll bloß ich dauernd zu den Leuten unfreundlich
sein?«
    Sirocco verzog die Oberlippe, so daß man kurz seinen Schnurrbart sehen
konnte.
    »Mir machen Sie nichts vor, Steve. Sie wollen sich bloß nicht festlegen,
bis Sie sich auf Chiron umgesehen haben. Los, geben Sie's zu - es juckt Sie,
auf die vielen Chiron-Mädchen loszugehen.« Die ersten, maschinenerzeugten
Chironer waren die zehntausend Personen, die in den zehn Jahren nach Ankunft
der
    Kuan-yin geschaffen worden waren, die ältesten jetzt Ende Vierzig.
Nach den Leitlinien in den Muttercomputern hätte diese Erstgeneration im Alter
von rund zwanzig Jahren ein begrenztes Fortpflanzungsexperiment beginnen
sollen, ebenso die zweite Generation, um die geplante Bevölkerung auf einen
Stand von rund zwölftausend zu bringen. Die Chironer schienen aber ihre eigenen
Vorstellungen entwickelt zu haben, weil die Bevölkerung in Wirklichkeit mehr
als hunderttausend betrug und rapide anwuchs; man hatte schon die vierte
Generation erreicht. Die möglichen Schlußfolgerungen waren erregend.
    »So wild bin ich nicht darauf«, behauptete Colman nicht zum erstenmal.
»Vielleicht ist es so, wie manche glauben, vielleicht auch nicht. In unserem
Alter kann jedenfalls keine mehr übrig sein, die nicht schon Urgroßmutter wäre.
Sehen Sie sich die Statistik an.«
    »Wer redet von denen? Haben Sie sich überlegt, wie viele süße junge
Dinger da rumlaufen müssen?« Siroccos Stimme gluckste aus dem Lautsprecher.
»Ich wette, Swyley erlebt eine wundersame Heilung von jetzt bis zum Eintritt in
die Umlaufbahn.« Farbenblind oder nicht, Corporal Swyley hatte die jetzige
Situation rechtzeitig genug kommen sehen, um sich vierundzwanzig Stunden,
bevor Kompanie D zwei Wochen Wachtdienst Bombenfabrik antreten mußte, mit
Magenkrämpfen krankzumelden. Er war »krank«, weil er sie während seiner
Freizeit gemeldet hatte; Magenkrämpfe in der Dienstzeit zu melden, galt als
Drückebergerei.
    Von der Brigade kam ein Anruf. Sirocco schaltete den Audiokanal zu, um
ihn anzunehmen. Colman lehnte sich zurück und schaute sich um. Die Anzeiger und
Wecker an der Konsole vor ihm hatten nichts mitzuteilen. Niemand kroch unter
dem Boden herum, zwängte sich zwischen Innen- und Außenhülle des Schiffes
hindurch, bastelte an Türen oder Luken, schweißte ein Loch in Zwischenwände,
robbte vom Beschleunigerstockwerk herunter oder kletterte heimlich an der
Außenseite entlang. Heute schien niemand Lust auf thermonukleare Sprengköpfe zu
verspüren. Er stand auf und trat hinter den Sessel.
    »Muß mir die Beine vertreten«, sagte er, als Sirocco hinter seiner
Sichtscheibe aufblickte. »Ist ohnehin Zeit für eine Runde.« Sirocco nickte und
sprach in seinem Helm weiter. Colman schulterte seine M 32 und verließ den
Wachraum.
    Er verließ durch eine Seitentür den Korridor, in dem nie ein Mensch ging,
und folgte einer Galerie zwischen der Außenwand der Fabrik und einer Ansammlung
von Kabelkanälen, Schächten und Leitungsrohren, in der nur 15 prozentigen
Gravitation mit lockerem, mühelosem Laufschritt unterwegs, der

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