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Die Kinder von Alpha Centauri

Die Kinder von Alpha Centauri

Titel: Die Kinder von Alpha Centauri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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längst zur zweiten
Natur geworden war. Obwohl eine Versetzung zur Kompanie D angeblich einer
Degradierung entsprach, war es für Colman eine Erleichterung gewesen, mit
jemandem von Siroccos Art zusammenzuarbeiten, Sirocco war in seiner Erfahrung
der erste Offizier, der die Menschen so nahm, wie sie waren, ohne die Verpflichtung
zu spüren, sie ummodeln zu müssen. Er mischte sich nicht die ganze Zeit ein.
Solange getan wurde, was er verlangte, kümmerte er sich nicht groß darum, wie
das geschah, und überließ es den Leuten, sich das einzurichten. Es war eine
angenehme Abwechslung, einmal als befähigt angesehen zu werden, geachtet als
ein Mensch mit Gehirn, der es auch einzusetzen wußte. Die meisten Männer der
Einheit empfanden genauso. Sie waren durchwegs nicht von der Art, dergleichen
mit Eifer in Worte zu kleiden, aber man merkte es.
    Nicht, daß das viel dazu beigetragen hätte, die Art von Gehorsam zu
fördern, auf die man beim Militär Wert legte, aber Sirocco hatte eben seine
eigenen Vorstellungen von den Dingen, die getan werden mußten, und sie
unterschieden sich oft genug erheblich von den beim Militär gängigen. Gute
Offiziere machten sich Sorgen um ihre Laufbahn und wollten befördert werden,
aber Sirocco schien unfähig zu sein, die Armee ernstzunehmen. Eine
Multimilliarden-Industrie, aufgebaut zu dem Zweck, Menschen zu töten, war gewiß
eine sehr ernste Sache, aber für Colman stand insgeheim fest, daß Sirocco tief
im Inneren den Zusammenhang nie hergestellt hatte. Es war ein Spiel, das ihm
Spaß machte. Und weil Sirocco sich weigerte, zu grübeln und das Spiel
ernstzunehmen, hatte man ihm die Kompanie D gegeben, was ihm, wie sich herausstellte,
durchaus recht war.
    Colman hatte die Stelle erreicht, wo ein erhöhter Laufgang die Galerie
durch eine Tür im Schott einer Boosterkammer erreichte. Dort wurde Tritium, in
den Bypass-Brutreaktoren am Heck erzeugt, konzentriert, um das Fusionsplasma
des Hauptantriebs anzureichern, bevor es in den Raum hinausgeschleudert wurde.
Da wenig mehr als ferner, anhaltender Donner in das Helminnere drang, fiel es
schwer, sich das Maß der Titanen kraft vorzustellen, die auf der anderen Seite
der Reaktorschussel entfesselt wurde, von seinem Standplatz gar nicht so weit
entfernt. Aber er konnte das beharrliche, hämmernde Brüllen mehr fühlen als hören, durch die Sohlen seiner Stiefel am Boden aus
Stahlgeflecht und durch die Innenfläche seines Schutzhandschuhs auf der
Geländerstange über der Maschinenhalle unter dem Laufgang. Wie immer regte sich
etwas tief in ihm, als die Nerven seines Körpers hinausgriffen und die Energie
spürten, die ihn umwirbelte - rohe, wilde, brutale Energie, die gezügelt wurde,
gezähmt und der Berührung einer Fingerspitze auf einem Knopf unterworfen. Er
blickte an den Reihen supraleitender Stromschienen entlang, deren Kerne bei
Temperaturen nur Zehntelgrad über dem absoluten Nullpunkt lagen, kaum einen
Meter entfernt von Plasma mit hundert Millionen Grad, auf das Beschleunigergehäuse
über seinem Kopf, wo Atomteilchen beinahe mit Lichtgeschwindigkeit auf Bahnen
flogen, die auf Zehntausendstel Millimeter genau berechnet waren, auf die
dicken Bündel Datenkabel in schier endloser Folge, die Einzelheiten aller
Geschehnisse in jeder Mikrosekunde zu den ewig wachsamen Steuercomputern
trugen, und mußte sich ins Gedächtnis rufen, daß das alles von Menschen erbaut
war. Manchmal schien es nämlich, als sei das eine Welt, von Maschinen für
Maschinen erdacht und geschaffen, ein Reich, in dem für den Menschen kein Platz
war und wo er nicht mehr hingehörte.
    Aber Colman fühlte, daß er hierhergehörte, unter die
Maschinen. Er verstand sie und redete ihre Sprache, sie redeten die seine. Sie
sprachen jetzt zu ihm mit den Schwingungen, die durch seinen Anzug drangen. Die
Sprache der Maschinen war klar und direkt. Sie kannte keine auf den Kopf
gestellte Logik, keinen Doppelsinn. Die Maschinen sagten nie das eine, wenn sie
das andere meinten, gaben nie weniger, als sie versprochen, oder forderten
mehr, als sie verlangt hatten. Bei ihnen wurde nicht gelogen, betrogen oder
gestohlen, sie waren ehrlich zu denen, die es auch ihnen gegenüber waren. Wie
Sirocco hatten sie ihn als das akzeptiert, was er war, und gaben nicht vor,
anders zu sein, als sie waren. Sie erwarteten nicht von ihm, daß er sich
ihretwegen änderte, boten nicht an, sich für ihn zu ändern. Maschinen hatten
keine Vorstellung von Über- oder Unterlegenheit und waren mit

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