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Die Kinder von Alpha Centauri

Die Kinder von Alpha Centauri

Titel: Die Kinder von Alpha Centauri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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mit
stummer Hingabe auf. Die Seite, auf die er blickte, zeigte die nördlichen
Konstellationen von Sternen, wie sie von der Erde aus erschienen. Sie
erschienen ganz ähnlich von der »Mayflower II« aus, nur fehlte im Buch
Cassiopeia ein Stern - die Sonne. Auf der gegenüberliegenden Seite gehörte zum
Kreuz des Südens Alpha Centauri, während er sich vom Schiff aus gesehen davon
gelöst hatte und als grelle Scheibe im Vordergrund gleißte. Und der Blick von
der Erde aus zeigte Proxima Centauri überhaupt nicht - einen schwach
leuchtenden roten Zwerg mit weniger als einem Zehntausendstel der
Sonnenleuchtkraft, ohne Teleskop unsichtbar, der »Mayflower II« jetzt aber
ziemlich nah und mühelos zu sehen. Die Veränderungen in den Sternen, von einem
Tag zum nächsten stets unmerklich, praktisch auch noch von Monat zu Monat,
gingen immer langsamer vor sich, während der Hauptantrieb flammte und
gleichmäßig die Beschleunigung herabsetzte, die das Schiff über vier Lichtjahre
hinwegtrug.
    Die meisten Erwachsenen, die er kannte - jedenfalls die über
fünfundzwanzig - schienen eine Verpflichtung zu verspüren, Mitgefühl für
solche wie ihn zu beweisen, die ein Leben auf der Erde nie gekannt hatten. Nach
allem, was er gesehen hatte, war er nicht so sicher, daß ihm viel entgangen
war. Das Leben auf der »Mayflower II« war behaglich und gesichert, es gab viel
Interessantes zu tun, und vor einem lagen Herausforderung und Erregung einer
ganz neuen unbekannten Welt. Das war gewiß etwas, was niemand zu Hause auf der
Erde vor sich hatte.
    Im Fach Politwissenschaft in der Schule war die Hauptaufgabe der
»Mayflower II« beschrieben worden als »Vorgriff auf die Freiheit « Da die
Asiaten und die Europäer eben so waren wie sie, hieß das, sie würden Chiron
besitzen und verderben, wenn sie Gelegenheit dazu erhielten, und deshalb hatte
die »Mayflower II« zwei Jahre Zeit, den Chironern beizubringen, wie man sich
schützte. Es gab noch andere, abstraktere Gründe, warum es so wichtig war, die
Chironer zu erziehen und aufzuklären, die Jay nicht ganz begriffen hatte, die
er aber mit zu den vielen Rätseln zählte, die sich im Lauf der Zeit als
Bestandteil des schwierigen Geschäfts, erwachsen zu werden, zweifellos
aufklären würden.
    Wie die Antworten auch ausfallen mochten, er konnte nicht ergründen, was
sie mit dem Bau von Modell-Dampfloks und der ernsten Erklärung seines Vaters zu
tun haben mochten, es sei wirklich keine gute Idee, wenn er seine Freundschaft
mit Steve Colman fortsetzte. Es hatte aber keinen Sinn gehabt, darüber zu
streiten. Er hatte deshalb gelogen, was seine Absichten anging, ohne sich
schuldig zu fühlen, weil die Leute, die ihn aufgefordert hatten, nicht
unaufrichtig zu sein, ihm keine andere Wahl ließen. Technisch gesehen,
eigentlich schon, aber das zählte nicht, weil es Dinge gab, die auch sie nicht
verstanden - oder vielleicht vergessen hatten. Aber Steve würde das verstehen.
    »Ich bin froh, daß ich da noch nicht auf der Welt war«, sagte Marie hinter ihm. »Ich kann mir
nicht vorstellen, daß ganze Städte brennen. Es muß grauenhaft gewesen sein.«
    »Das war es«, bestätigte Jean. »Eine Lektion, die wir uns alle merken
müssen. Das ist geschehen, weil die Menschen vergessen hatten, daß wir alle
unseren angemessenen Platz in der Ordnung der Dinge und unsere angemessenen
Aufgaben zu erfüllen haben. Sie hatten zugelassen, daß zu viele Leute, die
ungeeignet und unwürdig waren, Stellungen erreichten, die sie nicht verdient
hatten.«
    »»Bezahl, was geschuldet, nimm, was gebührt / Stolz auf das, was zusammen
uns führt««, zitierte Marie.
    »Sehr gut«, lobte ihre Mutter.
    Kleine Rotznase, dachte Jay und blätterte um. Der nächste Abschnitt des
Buches begann mit einer Zeichnung des Centauri-Systems, das seine beiden
wichtigsten Doppelsterne in ihrem wechselseitigen Umlauf von achtzig Jahren
hervorhob und in Einschüben ihre planetarischen Begleiter zeigte, wie sie
ursprünglich von den Instrumenten der Kuan-yin gemeldet und von den Chironern später bestätigt worden waren. Unter der
großen Zeichnung gab es Abbildungen von Spektren des sonnenähnlichen Alpha G2V- Primärsterns mit zahlreichen metallischen Linien; des
kühleren Beta Centauri-Sekundärsterns vom Typ K 1 orange, das blaue
Spektrumende geschwächt, mit den ersten Absorptionsstreifen
    molekularer Radikale; und von M5e, dem orangeroten Proxima Centauri, mit
starker Absorption im Violett und auffallenden CO-, CH- und

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