Die Kinder von Alpha Centauri
ich antworte dir, daß du lügst! « Wieder eine Geste an alle. »Und ist das deshalb nicht
weniger Glaube, obwohl diese Person behauptete, den Glauben nicht nötig zu
haben? Widerspricht er sich also vor unseren Augen nicht selbst?«
»Ihr Vergleich ist völlig absurd«, erklärte ein Mädchen, das neben dem
Jungen stand. »Es gibt ausreichende Gründe, bestätigt durch allgemein
nachgewiesene experimentelle Ergebnisse, für die Behauptung, daß es
Erscheinungen wirklich gibt, die Eigenschaften besitzen, wie man sie den
Atomen zuspricht. Ob sie mit den Sinnen direkt wahrnehmbar sind oder nicht,
bedeutet nichts. Wo sind Ihre vergleichbaren Daten?«
Der Prediger schien einen Augenblick lang verblüfft zu sein, fing sich
aber rasch.
»Die Welt ringsum«, schrie er und breitete die Arme weit aus. »Ist sie
nicht vorhanden? Sehe ich sie nicht? Wer hat sie erschaffen? Sag uns das. Ist
das nicht Beweis genug?«
»Nein«, antwortete der Junge nach kurzem Überlegen. »Ich könnte sagen,
daß Feen die Blumen da oben wachsen lassen, aber die Tatsache, daß die Blumen
wachsen, beweist doch nicht, daß es Feen gibt, oder?«
»Die Behauptung als Prämisse zu unterstellen, heißt nicht, sie zu
beweisen«, erklärte das Mädchen und sah den Prediger an. »Ich fürchte, Ihr
Argument dreht sich im Kreis.«
Die Gruppe von Terranern und Chironern ging weiter und überließ die
Zuhörer dem Redeschwall, der darauf folgte.
»Das waren doch fast noch Kinder«, murmelte Eve Verritty.
»Sie scheinen überrascht zu sein«, sagte Rastus zu Bernard.
»Diese jungen Leute«, gab Bernard zurück und wies nach hinten. »Manche
haben einen sehr scharfen Verstand. Sind hier alle so?«
»Natürlich nicht«, sagte Rastus. »Aber jeder schätzt, was er hat. Ich
habe gesagt, der Verstand ist ein unbegrenztes Hilfsmittel, aber nur dann, wenn
man nichts davon vergeudet. Finden Sie nicht, daß das ein interessantes
Paradoxon ist?«
14
Von der chironischen Führung war nach wie vor nichts zu hören. Der
Chironer, der einen Großteil dessen zu dirigieren schien, was in Canaveral, dem
großen Fährenstützpunkt bei Franklin vorging,erklärte, er sei nicht irgendeiner
bestimmten Person oder Organisation verantwortlich, die sein Vorgehen
billigten oder ihm Anweisungen erteilten. Wer ihm dann klarmache, wie
vorzugehen sei? Nun, das komme darauf an. Er beantragte Ausrüstung oder neue
Bauten, weil er wußte, was der Stützpunkt brauchte. Woher? Weil die Leute für
Kapazitätsplanung und Verkehrskontrolle es ihm mitteilten, und außerdem
deshalb, weil er sich auskenne. Auf der anderen Seite erarbeiteten die Firmen,
die Fähren und anderes Gerät bauten, die technischen Einzelheiten, weil das
ihre Aufgabe sei, und die Kunden sorgten gemeinsam für den Vorrang der Flüge,
die vom Stützpunkt aus zu erfolgen hatten. Er halte sich da heraus und tue sein
Bestes, um die Flugpläne einzuhalten, die sie für nötig hielten. Wer sei also
letzten Endes verantwortlich? Wer teile wem mit, was zu tun sei, und wer führe
es aus? Das komme darauf an. Nichts ergab einen Sinn.
Howard Kalens wies auf eine Direktive von Garfield Wellesley Amery
Farnhill an, in einem kleinen Gebäude in Canaveral, das die Chironer
bereitwillig räumten, eine kleine Botschaft einzurichten; man habe ohnehin in
einen größeren Bau umziehen wollen, hieß es. Es ging darum, einen Brennpunkt
zu schaffen, den die Chironer anerkannten und als Mittel sahen, diplomatische
Beziehungen zu eröffnen. Leider beachteten die Einheimischen sie gar nicht,
und nachdem Amery Famhill zwei Tage an seinem Schreibtisch ohne Beschäftigung
gesessen hatte, flehte er Kalens um die Genehmigung an, SD-Trupps
auszuschicken, um Leute zu holen, mit denen er reden konnte. Kalens konnte nur
teilweise zustimmen, weil er strenge Anweisungen von Wellesley hatte.
»Wenn Sie sie dazu überreden können, gut«, erwiderte er über die
Kom-Verbindung von der »Mayflower II«. »Ein kalkuliertes Maß an Einschüchterung
ist akzeptabel, aber Gewalt dürfen Sie unter keinen Umständen anwenden. Mir
paßt das auch nicht, Amery, aber ich fürchte, wir müssen vorerst mit dieser
Planung leben.«
»Sie da, halt.« Der Major, der die vier SD-Leute befehligte, deren
Aufgabe es war, das Zentrum von Canaveral City zu durchkämmen - einen Wohn-
und Handelsbereich außerhalb des Stützpunkts, an einer Seite in Franklin
übergehend - sprach den Chironer an, dem sie nachgegangen waren, nachdem er ein
Restaurant um die Ecke
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