Die Kinder von Alpha Centauri
das bis an die Zähne
bewaffnet sich nähert, eine Notsituation darstellt?« fragte Borftein
sarkastisch.
»Der Direktor allein hat das Recht, darüber zu entscheiden«, gab Fulmire
kalt zurück.
Die Diskussion ging noch einige Zeit hin und her, ohne voranzukommen,
aber Kalens wirkte nachdenklicher und weniger beharrlich. Schließlich gingen
die Besucher. Fulmire starrte lange Zeit mit sorgenvollem Gesicht auf seinen
Schreibtisch. Endlich schaltete er das Terminal am Sessel ein, das er vorher
auf Kalens' Bitte um »eine informelle Meinungsäußerung, die ich eigentlich
nicht festgehalten haben möchte«, abgeschaltet hatte.
»Welchen Dienst?«, fragte das Terminal.
»Kommunikation«, erwiderte Fulmire langsam und nachdenklich. »Stell
Verbindung mit Paul Lechat her und gib ihn mir, wenn er frei ist. Auf einem
abhörsicheren Kanal.«
18
»Was ich noch immer nicht verstehen kann, ist, was diese Leute eigentlich
antreibt«, sagte Colman zu Hanlon, als sie mit Jay zu Adams Haus gingen. »Sie
scheinen alle fleißig zu arbeiten, aber warum arbeiten sie überhaupt, wenn
ihnen niemand etwas bezahlt?«
Ein Bodenfahrzeug rollte vorbei, und mehrere Chironer winkten aus den
Fenstern.
»Ganz so kann es nicht sein«, entgegnete Jay. »Die Frau, von der ich
sprach, hat Jerry Pernak erklärt, ein Forschungsposten in der Universität werde
sehr gut bezahlt. Das muß doch etwas zu besagen haben.«
»Geld ist es jedenfalls nicht.« Colman wandte den Kopf nach Hanlon um.
»Was meinst du, Bret?«
Als Jay an diesem Morgen anrief, hatte Adam gesagt, er könne soviele
Terraner mitbringen, wie er wolle. Jay erreichte Colman in der Schule in
Canaveral City, wo die Soldaten vorübergehend untergebracht waren, aber Colman
erklärte, er habe den Nachmittag eigentlich für andere Dinge vorgesehen. Er
wollte mit Hilfe der chironischen Computer mehr über Port Norday erfahren. Er
änderte seine Pläne jedoch, als Jay erwähnte, Kath werde da sein, um ihre
Enkelkinder zu besuchen. Schließlich, so sagte sich Colman, konnte er keine
bessere Informationsquelle über Port Norday finden als Kath. Da Hanlon keinen
Dienst tun mußte, hatte Colman ihn zum Mitgehen überredet.
»Ich hoffe, du erwartest keine Antwort«, sagte Hanlon. »Für mich ergibt
das soviel Sinn wie Hindustanisch ...« Er verlangsamte den Schritt und bewegte
den Kopf, um die Richtung über die Straße anzuzeigen. »Da ist derjenige, den du
fragen solltest«, meinte er.
Die beiden anderen folgten seinem Blick zu einem Chironer, der einen
Overall trug und dazu einen grünen Hut mit roter Feder. Er strich den unteren
Teil einer Hauswand. In seiner Nähe befand sich eine Maschine auf Beinen, die
an einem Ende ein Gewirr von Behältern, Ventilen und Schläuchen aufwies, und
am anderen von Bohrern, Sägen und diversen Zusatzgeräten strotzte. Ein
Bodenfahrzeug mit einem ausfahrbaren Vielgelenkarm, an dem eine Arbeitsbühne
befestigt war, stand vor dem Haus, und in einem Abstand von einigen Metern
schaute ein farbenbekleckster Roboter, der wie ein unerfahrener Lehrling
wirkte, aufmerksam zu. Der Chironer gehörte zu den ältesten, die Colman gesehen
hatte, das Gesicht braun und wettergegerbt, aber was Colman noch mehr
interessierte, war das Haus selbst, erbaut nach dem Muster von Gebäuden vor
hundert Jahren auf der Erde - aus echtem Holz, mit Farbe gestrichen. Es war
nicht der erste derartige Anachronismus, dem er in Franklin begegnete, wo
dreihundert Jahre alte Bauideen sich mit Magnetschwebebahnen und genetisch
veränderten Pflanzen vertrugen, aber er hatte bisher keine Gelegenheit gehabt,
stehenzubleiben und sich genauer damit zu befassen.
Der Maler blickte herüber und bemerkte die Zuschauer.
»Schöner Tag«, meinte er und arbeitete weiter. Die Fläche, die er zu
Ende strich, war gründlich gesäubert, ausgegipst, geglättet und vorgestrichen
worden, man hatte zwei Bretter ersetzt und ein neues Fensterbrett angebracht.
Das Holz war glatt und sauber, die Stücke paßten genau aneinander. Der Maler
arbeitete mit ruhigen, gleichmäßigen Bewegungen und verteilte die Farbe ohne
Pinselspuren. Die drei Terraner gingen über die Straße und schauten eine Weile
aus der Nähe zu.
»Gut machen Sie das«, meinte Hanlon schließlich anerkennend.
»Freut mich.« Der Maler arbeitete weiter.
»Ein hübsches Haus«, sagte Hanlon nach einer Pause.
»Ja.«
»Gehört es Ihnen?«
»Nein.«
»Einer Person, die Sie kennen?« fragte Colman.
»Gewissermaßen.« Das schien ihnen
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