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Die Kinder von Avalon (German Edition)

Die Kinder von Avalon (German Edition)

Titel: Die Kinder von Avalon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut W. Pesch
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war entschlossen, meinem Sohn einen Namen zu verschaffen«, fuhr dieser fort. »So ging ich am nächsten Tag hinab zum Strand vor Caer Arianrhod. Ich gab mir das Aussehen eines Schuhmachers und ihm das meines Lehrlings. Und ich begann Schuhe zu machen aus Seegras und Tang, doch sie sahen aus wie von feinstem Leder. Und als Arianrhod von den wunderbaren Schuhen des reisenden Schuhmachers hörte, sandte sie mir einen Leisten, ein Stück Holz von der Länge ihres Fußes, damit ich ein Paar Schuhe für sie machen sollte. Ich machte sie aber mit Absicht zu klein. Und wieder schickte sie mir ihren Leisten, doch diesmal machte ich die Schuhe zu groß. Beim dritten Mal erschien sie schließlich selbst, und als sie am Strand saß, um sich Maß nehmen zu lassen, kam ein Reiher vorbeigeflogen. Und der Knabe nahm einen Bogen und schoss einen Pfeil, und der Pfeil traf den Vogel zwischen Bein und Sehne. Da meinte sie: ›Mit einer sicheren Hand hat der Löwe ihn getroffen.‹ Da lachte ich und sprach: ›Du sagst es. Und Llew Llaw Gyffes soll sein Name sein.‹«
    »Darüber war ich sehr erzürnt«, fuhr Arianrhod fort, »und so erlegte ich ihm ein neues Schicksal auf: dass er niemals Waffen erhalten solle außer von mir.«
    »Aber auch das wusste ich zu umgehen«, erklärte Gwydion. »In der Gestalt zweier Barden ging ich mit meinem Sohn nach Caer Arianrhod, und durch einen Zauber schuf ich die Illusion, als würde die Burg von Feinden angegriffen. Die Herrin der Burg gab uns Waffen, um sie zu verteidigen, und so überlistete ich sie erneut.«
    »Und so tat ich meinen dritten Spruch, dass er niemals eine Frau finden solle, die vom Weib geboren ist. Und dieses Schicksal zu bezwingen, ging selbst über die Macht Gwydions des Zauberkräftigen hinaus.«
    »Also ging ich zu Mâth mab Mathonwy, dem alten Weisen. Und dieser, der sah, dass viele Schicksale an jener Frage hingen, sprach zu mir: ›Es gibt nur einen Weg: Wir müssen eine Frau für ihn erschaffen.‹ Und so vollbrachten wir das größte Werk der Magie: einen Menschen schufen wir aus den Blüten der Eiche, des Ginsters und der kleinen Sommersterne, die an den Hängen blühen; aus ihnen schufen wir die schönste Maid, die je auf Erden wandelte, und nannten sie Blodeiwedd, das heißt Blumengesicht. Und Llew nahm sie zur Frau, sie beide lebten einen Sommer lang in Glück und von allen geliebt.«
    »So schien es«, sagte Arianrhod. »Doch dann kam der Winter, und Mâth der Alte rief uns alle zu sich, weil er es an der Zeit sah, sich aus den Belangen dieser Welt zurückzuziehen und sein Königtum an einen anderen zu übergeben.«
    »Es war die letzte Zusammenkunft der Kinder Dôns, und auch wenn sie nur ein Abglanz der alten Zeiten war, so war sie doch über alle Maßen prächtig. Und Mâth der König ließ uns schwören, dem neuen Herrscher von Prydain treu zu sein, auf wen immer seine Wahl auch fiele, und wir alle leisteten diesen Eid. Dann sagte er uns, dass Llew der Erwählte sei. Doch währenddessen braute sich über ihm ein Unheil zusammen …«
    Hagen sah auf, und sein scharfes Auge fing den Blick Arianrhods ein. Doch diese schüttelte den Kopf, als ob sie in seinen Augen las, was er dachte.
    »Nein«, sagte sie, »es war nicht mein Tun. Ich hatte mit den anderen den Eid geleistet, und in meinem Herzen hatte ich ihm längst verziehen. Es war Blodeiwedd, die ihres schönen Namens und Ursprungs nicht würdig war. Denn während Llew am Hofe Mâths weilte, kam ein Fremder zu ihr. Sobald Blodeiwedds Auge auf ihn fiel, entbrannte sie in Leidenschaft für ihn. Schon in der ersten Nacht schliefen sie miteinander und in der zweiten und dritten. Und dann planten sie gemeinsam, wie sie Llew erschlagen könnten. Doch das war nicht so einfach, nicht wahr?«
    »Nein«, nahm ihr Bruder den Faden wieder auf. »Denn wie seine Geburt nicht natürlich gewesen war, so war er auch nicht auf natürliche Weise zu töten. Weder in einem Haus noch außerhalb, nicht zu Pferd und nicht zu Fuß und nur mit seinem eigenen Speer.«
    »Und als Llew nach Hause kam, da sagte Blodeiwedd zu ihm, sie habe Angst davor, dass er vor ihr aus dem Leben scheiden könnte. Und sie bat ihn, er möge ihr doch zeigen, wie er zu töten sei, damit sie ihn besser davor schützen könne.«
    Siggi schnaubte, und Arianrhod blickte ihn erstaunt an. »Diese Geschichte habe ich schon einmal gehört«, meinte er. »Dort, wo ich herkomme.« Doch er sagte ihr nicht, dass es Hagen gewesen war, in der Sage von den Nibelungen, der

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