Die Kinder Von Eden : Roman
Ordnung.«
»Wissen Sie, ich schreibe Artikel für die hiesige Zeitung, den Silver Star Chronicle. Könnte ich von Ihnen wohl ein paar Auskünfte über diese Razzia bekommen? Im Sierra County ist das die sensationellste Nachricht seit Jahren.«
Die Worte waren noch nicht einmal ganz ausgesprochen, da erkannte Priest auch schon, daß er für einen Mann, der weder lesen noch schreiben konnte, ein riskantes Täuschungsmanöver versuchte. Er klopfte seine Taschen ab. »Oh, verflixt, jetzt hab‘ ich nicht mal ‚nen Stift dabei.«
»Wir können Ihnen sowieso nichts sagen«, erklärte der Agent. »Sie müssen den Pressesprecher in der FBI-Außenstelle Sacramento anrufen.«
Priest spielte den Enttäuschten. »Oh. Oh, natürlich. Verstehe.«
»Sie wollten nach Hause, sagten Sie?«
»Ja. Na dann … ich glaube, wir sollten uns jetzt auf den Weg machen. Viel Glück mit diesen Alamos- Typen!«
»Danke.«
Die Agenten gingen zu ihrem Wagen zurück.
Sie haben sich nicht einmal meinen Namen notiert.Priest schwang sich wieder auf den Fahrersitz und beobachtete im Innenspiegel, wie die Agenten in ihren Wagen stiegen. Keine der beiden schien irgend etwas zu notieren.
»Herr im Himmel«, stieß Priest dankbar hervor. »Die haben meine Geschichte doch tatsächlich geschluckt.«
Er fuhr los. Der Buick folgte ihm.
Als Priest sich ein paar Minuten später dem Eingang zum Los-Alamos-Gelände näherte, ließ er das Seitenfenster herunter und lauschte auf Schußgeräusche. Es waren keine zu hören. Offenbar hatte das FBI die Los Alamos im Schlaf überrascht.
Er bog um eine Kurve und sah zwei Wagen, die in der Nähe des: Eingangs geparkt waren. Das Tor mit den fünf Querstangen, das den Pfad versperrt hatte, war zersplittert: Priest vermutete, daß das FBI mit den Panzerfahrzeugen hindurchgedonnert war, ohne anzuhalten. Normalerweise wurde das Tor bewacht – wo war der Posten? Dann sah er einen Mann in Tarnhose im Gras liegen, mit dem Gesicht nach unten, die Arme mit Handschellen auf den Rücken gefesselt, von vier FBI-Agenten bewacht. Die FBI-Leute gingen kein Risiko ein.
Wachsam hoben die Agenten den Blick, beobachteten den Barracuda und entspannten sich wieder, als sie sahen, daß ein grüner Buick dem Wagen folgte.
Priest fuhr langsam, wie ein neugieriger Gaffer, der zufällig vorbeikam.
Hinter ihm scherte der Buick aus und hielt in der Nähe des zerschmetterten Tores.
Kaum war Priest außer Sicht, trat er das Gaspedal voll durch.
In der Kommunesiedlung suchte Priest umgehend Star in ihrer Hütte auf, da er ihr über die FBI- Aktivitäten berichten wollte.
Er fand sie mit Bones im Bett.
Priest strich leicht über Stars Schulter, um sie zu wecken; dann sagte er: »Wir müssen ‚n paar Takte miteinander reden. Ich warte draußen.«
Star nickte. Bones rührte sich nicht.
Während Star sich anzog, trat Priest nach draußen. Natürlich hatte er nichts dagegen, daß Star ihr Verhältnis mit Bones wieder aufleben ließ. Priest selbst schlief regelmäßig mit Melanie; also hatte auch Star das Recht, sich mit einem alten Liebhaber zu vergnügen. Dennoch verspürte Priest eine Mischung aus Neugier und Besorgnis. Wenn Star mit Bones ins Bett ging, trieben sie es dann leidenschaftlich miteinander? Waren sie wild und hungrig aufeinander? Oder gingen sie entspannt und spielerisch miteinander um? Dachte Star an ihn, wenn sie mit Bones schlief? Oder verdrängte sie die Gedanken an alle anderen Liebhaber und dachte immer nur an den Mann, mit dem sie gerade zusammen war? Stellte sie Vergleiche an? Hatte sie jemanden gefunden, der leidenschaftlicher war als er oder zärtlicher oder erfahrener im Bett? Diese Fragen waren nicht neu. Priest stellte sie sich jedesmal, wenn Star einen Liebhaber hatte. Es war fast so wie in den Frühzeiten ihrer Gemeinschaft, nur daß sie alle viel älter geworden waren.
Priest wußte, daß seine Kommune anders war als andere, die den Weg eingeschlagen hatten, den auch Paul Beale ging. Sie hatten alle einstmals mit ähnlichen Idealen angefangen, doch die meisten hatten Zugeständnisse gemacht. Im großen und ganzen hielten sie noch immer an ihren Glaubensgrundsätzen fest, indem sie einem Guru folgten oder sich irgendwelchen religiösen Regeln unterwarfen. Doch sie hatten sich wieder dem Privateigentum zugewandt, benutzten Geld und hatten die völlige sexuelle Freiheit aufgegeben. Sie sind schwach, überlegte Priest. Sie haben weder die Kraft noch den Willen, an ihren Idealen festzuhalten und sie in die
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