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Die Kinder Von Eden : Roman

Die Kinder Von Eden : Roman

Titel: Die Kinder Von Eden : Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Tat umzusetzen. In Augenblicken der Selbstzufriedenheit sagte sich Priest, daß es eine Frage der Führerschaft sei.
    In Jeans und einem ausgebeulten, leuchtend blauen Sweatshirt kam Star aus der Hütte. Für eine Frau, die gerade erst aufgestanden war, sah sie großartig aus, und das sagte Priest ihr auch. »Ein guter Fick wirkt Wunder für meinen Teint«, erwiderte Star. In ihrer Stimme lag gerade so viel Schärfe, um in Priest den Verdacht aufkeimen zu lassen, daß ihr Verhältnis mit Bones so etwas wie die Rache dafür war, daß er selber mit Melanie schlief. Kann das zu Schwierigkeiten führen? fragte er sich. Zu Streitigkeiten, Zerwürfnissen? Er hatte jetzt schon mehr als genug Sorgen.
    Priest schob den Gedanken vorerst beiseite. Als sie zum Küchenhaus gingen, erzählte er Star von der FBI-Razzia bei den Los Alamos. »Vielleicht kommen die FBI-Heinis auf die Idee, auch die anderen Bewohner im Tal unter die Lupe zu nehmen, und dann finden sie wahrscheinlich auch den Weg zu uns. Solange wir den Typen nicht klarmachen, daß wir hier in ‚ner Art Genossenschaft leben, werden sie keinen Verdacht schöpfen. Wir brauchen bloß den üblichen Schein zu wahren. Wenn wir ihnen die Saisonarbeiter vorspielen, die keinen Bock drauf haben, längere Zeit im Tal zu bleiben, haben wir nach außen hin auch keinen Grund, uns irgendwelche Sorgen wegen des Staudamms zu machen.«
    Star nickte. »Das solltest du beim Frühstück allen sagen. Die Reisesser werden schon wissen, was du wirklich vorhast, und die anderen werden glauben, daß wir es einfach so halten wie immer und nichts sagen, was Aufmerksamkeit erregen könnte. Was ist mit den Kindern?«
    »Die Burschen vernehmen keine Kinder. Die sind vom FBI, nicht von der Gestapo.«
    »Okay.«
    Sie betraten das Küchenhaus und tranken Kaffee.
    Es war Vormittag, als zwei Agenten mit staksigen Schritten den Hügelhang herunterkamen. An ihren Halbschuhen klebte Lehm, und an den Aufschlägen ihrer Hosen hatte sich Unkraut verfangen. Priest beobachtete die Männer von der Scheune aus. Falls er jemanden von gestern wiedererkannte, wollte er zwischen den Hütten davonhuschen und im Waldstück verschwinden. Doch er hatte die beiden Männer noch nie gesehen. Der jüngere war ein nordischer Typ, hochgewachsen und kräftig, mit blaßblondem Haar und heller Haut. Der ältere war Asiate; sein schwarzes Haar lichtete sich bereits auf dem Scheitel. Es waren nicht die zwei Agenten, die Priest an diesem Morgen angehalten und nach dem Führerschein gefragt hatten, und er war sicher, daß keiner der beiden gestern auf der Pressekonferenz gewesen war.
    Die meisten Erwachsenen waren auf den Weinfeldern und besprühten die Rebstöcke mit scharfer Pfefferlösung, um die Rehe davon abzuhalten, die jungen Triebe zu fressen. Die Kinder waren im Tempel, wo Star heute die Sonntagsschule abhielt und ihnen dazu die Geschichte von Moses im Weidenkörbchen erzählte.
    Trotz der sorgfältigen Vorbereitungen, die Priest getroffen hatte, durchzuckten ihn Wut und Erschrecken zugleich, als die Agenten näher kamen. Seit fünfundzwanzig Jahren war dieser Ort ein geheimes Heiligtum. Bis zum vergangenen Donnerstag, als ein Cop erschienen war, um nach Flowers Eltern zu suchen, hatte kein Beamter jemals seinen Fuß auf diesen Boden gesetzt: kein Landvermesser, kein Briefträger, nicht mal ein Müllarbeiter. Und nun war das FBI gekommen. Hätte Priest einen Blitz vom Himmel herunterbeschwören können, der die Agenten erschlug – er hätte es getan, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern.
    Er holte tief Luft; dann ging er über den Hügelhang zum Weinberg. Wie abgesprochen, begrüßte Dale bereits die beiden FBI-Männer. Priest füllte eine Gießkanne mit der Pfefferlösung und machte sich daran, die Rebstöcke zu sprengen, wobei er sich auf Dale zubewegte, so daß er mithören konnte, was die Männer redeten.
    Der Asiate sagte in freundlichem Tonfall: »Wir sind FBI-Agenten und möchten Ihnen, wie allen Bewohnern des Tales, ein paar Routinefragen stellen. Mein Name ist Bill Ho, und das ist John Aldritch.« Routinefragen? Das läßt hoffen, sagte sich Priest. Es hörte sich an, als hätten die Agenten kein besonderes Interesse am Weingut. Wahrscheinlich schauten sie sich nur kurz um, in der Hoffnung, zufällig irgendwelche Hinweise zu finden – ein Schuß ins Blaue. Doch dieser Gedanke vermochte Priests innere Spannung kaum zu lösen.Bewundernd ließ Ho den Blick über das Tal schweifen. »Was für ein schönes Fleckchen

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