Die Kinder Von Eden : Roman
Erde«, sagte er.
Dale nickte. »Deshalb hängen wir ja so sehr daran.«
Sei vorsichtig, Dale – spar dir deine Ironie. Das ist kein Spiel, dämmt noch mal.
Aldritch, der jüngere FBI-Mann, fragte ungeduldig: »Sind Sie hier der Verantwortliche?« Er sprach mit Südstaatenakzent.
»Ich bin der Vorarbeiter«, erwiderte Dale. »Wie kann ich Ihnen helfen?«
»Wohnen Sie und Ihre Leute hier?« fragte Ho.
Priest tat weiterhin, als wäre er allein mit seiner Gießkanne beschäftigt, doch das Herz klopfte ihm bis zum Hals. Es kostete ihn Mühe, das Gespräch weiterhin mitzuhören.
»Die meisten von uns sind Saisonarbeiter«, sagte Dale und folgte dem Drehbuch, das er und Priest entworfen hatten. »Die Firma, für die wir arbeiten, sorgt für die Unterbringung, weil‘s hier so abgelegen ist.«
Aldritch sagte: »Ein seltsamer Ort für eine Obstplantage.«
»Es ist keine Obstplantage, es ist ein Weingut. Möchten Sie mal ein Glas von der Lese aus dem letzten Jahr probieren? Schmeckt phantastisch.«
»Nein, danke. Es sei denn, Sie haben irgend etwas Alkoholfreies. Traubensaft vielleicht.«
»Tut mir leid. Wir haben hier nur richtigen Wein.«
»Wem gehört das alles hier?«
»Der Napa Bottling Company.«
Aldritch machte sich eine Notiz.
Ho blickte zu der Ansammlung von Gebäuden auf der anderen Seite der Weinberge hinüber. »Dürften wir uns hier mal umschauen?«
Dale zuckte die Achseln. »Na klar. Nur zu.« Er machte sich wieder an seine Arbeit.
Besorgt beobachtete Priest, wie die Agenten davongingen. Oberflächlich betrachtet war es eine plausible Geschichte, daß die Leute hier schlecht bezahlte Arbeiter waren, die in schäbigen Unterkünften hausten, welche ihnen von der knauserigen Geschäftsleitung eines Unternehmens zur Verfügung gestellt wurden. Doch es gab genug Hinweise, die einen cleveren Agenten zu weiteren Fragen veranlassen mochten. Vor allem der Tempel konnte Neugier erregen. Star hatte zwar die alte Flagge mit den Fünf Paradoxen des Baghram abgenommen; dennoch kam es einem mißtrauischen und aufmerksamen Besucher womöglich in den Sinn, zu fragen, aus welchem Grund die Schule wohl ein Rundbau ohne Fenster und Mobiliar war. Darüber hinaus gab es in den nahe gelegenen Wäldern Beete, auf denen Marihuana-Hanf angepflanzt war. Die FBI-Agenten mochten zwar kein Interesse an Schmalspur-Junkies haben, doch der Anbau von Marihuana paßte nicht in das künstliche Bild einer Gemeinschaft aus Wanderarbeitern. Und der Laden mochte durchaus wie ein normales kleines Geschäft wirken – aber nur so lange, wie niemandem auffiel, daß die Ware nicht mit Preisen ausgezeichnet war und daß es keine Registrierkasse gab.
Es gab noch Hunderte weiterer Möglichkeiten, die falsche Fassade durch gründliche Nachforschungen zum Einsturz zu bringen, doch Priest hoffte inständig, daß sich das FBI allein auf die Los Alamos konzentrierte und die Nachbarn nur routinemäßig überprüfte.
Er mußte das Verlangen niederkämpfen, den Agenten zu folgen. Er hatte den brennenden Wunsch zu sehen, was sie sich anschauten, und zu hören, was sie einander sagten, als sie nun in seinem Zuhause
herumschnüffelten. Doch er zwang sich, weiterhin die Rebstöcke zu begießen, wobei er immer wieder kurz den Blick hob, um festzustellen, wo die FBI-Männer sich befanden und was sie gerade taten.
Sie betraten das Küchenhaus, in dem Garden und Slow sich aufhielten und Lasagne für das Mittagessen zubereiteten. Was die beiden Agenten sie wohl fragten? Plapperte Garden nervös drauflos und verriet sich dabei? Hatte Slow seine Anweisungen vergessen und ließ sich nun begeistert über die täglichen Meditationen aus?
Die Agenten kamen wieder aus dem Küchenhaus. Priest behielt sie scharf im Auge und versuchte zu erkennen, was in ihren Köpfen vorging, doch die Männer waren zu weit entfernt, als daß er in ihren Gesichtern hätte lesen können, und ihrer Körpersprache war nichts zu entnehmen.
Sie schlenderten um die Hütten herum und spähten ins Innere. Priest wußte nicht, ob die Männer irgend etwas sahen, das in ihnen den Verdacht aufkeimen ließ, hier könne sich mehr als nur ein Weingut befinden.
Die Agenten begutachteten die Traubenpresse, die Scheunen, in denen der Wein vergoren wurde, und die Fässer mit der Lese; aus dem vergangenen Jahr, die darauf wartete, in Flaschen abgefüllt zu werden. Ob den beiden aufgefallen war, daß hier kein einziges Gerät mit elektrischem Strom betrieben wurde?
Die FBI-Leute öffneten die
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